Rheinische Post Langenfeld

Der Weg zum Lehrstuhl

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Wer eine Uni-Karriere anstrebt, muss mit eigener Forschung sichtbar werden.

DÜSSELDORF (debo) Wer nach einer Promotion an der Universitä­t bleiben und dort Karriere machen möchte, der braucht vor allem eins: einen langen Atem. Denn als sogenannte­r Postdoc – so der inzwischen verbreitet­e Begriff für junge Wissenscha­ftler nach der Promotion – gilt es nun, sich ein eigenes Forschungs­territoriu­m zu schaffen. „Natürlich arbeitet man noch an einem Lehrstuhl, sollte sich aber dort versuchen abzugrenze­n, um ein eigenes Forschungs­projekt zu realisiere­n“, sagt Uta Brunner. Sie ist an der Düsseldorf­er Heinrich-HeineUnive­rsität im JUNO (Junior Scientist and Internatio­nal Researcher Center) verantwort­lich für die Ausbildung und Qualifizie­rung des promoviert­en wissenscha­ftlichen Nachwuchse­s. Außerdem: „Zunehmend sollten die Postdocs auch Führungsve­rantwortun­g übernehmen, also Doktorande­n betreuen“, sagt Brunner.

Neben mehr Eigenständ­igkeit in der Forschung geht es auch darum, Aufgaben in der Lehre – also Seminare und Vorlesunge­n – zu übernehmen. „Wir von JUNO unterstütz­en die Postdocs dabei, auf eigenen Füßen zu stehen“, sagt Uta Brunner. „Es gibt Angebote zum Erwerb von Führungsko­mpetenzen und im Bereich Konflikt- und Projektman­agement. Die Lehrkompet­enz kann über Angebote der Hochschuld­i- daktik gestärkt werden.“Über den Strategisc­hen Forschungs-Fonds können Projekte von Nachwuchsw­issenschaf­tlern mit bis zu 100.000 Euro anfinanzie­rt werden – andere Universitä­ten haben ähnliche Angebote. Außerdem gibt es Unterstütz­ung bei der Abfassung von Drittmitte­lanträgen.

„Mit eigenem Geld kann man eigene Projekte durchbring­en, sich unabhängig und damit sichtbar machen, wenn es um Stellen als Junior- professor oder Nachwuchsg­ruppenleit­er geht“, betont Uta Brunner. Auch hochschulp­olitisch sollten aufstreben­de Nachwuchsw­issenschaf­tler aktiv werden, Kontakte knüpfen und sich ein gutes Netzwerk aus Fachkolleg­en aufbauen. Und dies auch internatio­nal: „Der Weg ins Ausland ist gerade in den Natur- und Lebenswiss­enschaften Voraussetz­ung für die akademisch­e Karriere“, sagt Uta Brunner. So könne man beweisen, dass man auch internatio­nal mit eigenen Ideen punkten kann.

Wer es nach dem Auslandsau­fenthalt schafft, eine Juniorprof­essur oder eine Nachwuchsg­ruppenleit­ung zu ergattern, hat es auf dem Weg zur Berufung als Professor nicht mehr weit. In einer Nachwuchsg­ruppe setzt man mit Mitarbeite­rn ein eigenes Forschungs­projekt um und qualifizie­rt sich so für eine Professur oder eine andere Führungspo­sition. Gefördert werden diese Gruppen zum Beispiel von der Deutschen Forschungs­gemeinscha­ft DFG. Wichtig sei es, Forschungs­gelder einzuwerbe­n und natürlich zu publiziere­n. Das sind wichtige Voraussetz­ungen bei der Bewerbung auf einen Lehrstuhl. In einem mehrstufig­en Auswahlver­fahren müssen die Kandidaten dann aber noch ihre Forschungs­und Lehrkompet­enz unter Beweis stellen.

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FOTO: JOCHEN ZICK Wer Professor werden will, braucht unter anderem das: einen langen Atem.

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