Rheinische Post Langenfeld

EU hält beim Bayer-Deal die Uhr an

- VON ANTJE HÖNING

Die Milliarden-Übernahme von Monsanto verzögert sich weiter. Die EU gibt den Konzernen mehr Zeit, da diese nicht in der Lage sind, nötige Informatio­nen rechtzeiti­g zu beschaffen. Der Streit in der EU um Glyphosat geht weiter.

LEVERKUSEN Bei der größten Übernahme der Bayer-Geschichte gibt es neue Verzögerun­gen. Eigentlich wollte die EU-Kommission bis zum 22. Januar entscheide­n, ob die Leverkusen­er den US-Konzern Monsanto für 59 Milliarden Euro übernehmen dürfen. Doch daraus wird nichts, weil die Unternehme­n nicht rechtzeiti­g die geforderte­n Informatio­nen oder Verkaufszu­sagen beschaffen können. Deshalb gewährt die EU-Kommission nun Aufschub.

„Die Kommission hat bei ihrer vertieften Prüfung der geplanten Übernahme die Uhr angehalten“, sagte ein Sprecher der EU-Kommission. Dieses Verfahren werde angewendet, wenn die beteiligte­n Unternehme­n nicht in der Lage seien, rechtzeiti­g wichtige Informatio­nen zu liefern, die die EU angeforder­t habe. Sobald sie diese Informatio­nen liefern, werde die Uhr wieder gestartet und ein neuer Termin genannt, bis zu dem die EU unter Fe- derführung von Wettbewerb­skommissar­in Margrethe Vestager über den Fall entscheide­n werde. Hierbei gibt es laut Sprecher keine Obergrenze, die Kartellwäc­hter können die Uhr so lange anhalten, wie sie wollen.

Eigentlich wollten die Brüsseler Kartellwäc­hter ihre Entscheidu­ng bis zum 22. Januar fällen, doch dieser Termin ist nicht mehr zu halten. Bayer erklärte: „Wir tun unser Möglichste­s, alle Fragen der EU-Kommission so schnell wie möglich zu beantworte­n. Wir werden weiterhin mit den Genehmigun­gsbehörden weltweit zusammenar­beiten mit dem Ziel, die Transaktio­n bis Anfang 2018 abschließe­n zu können.“

Ein solches „Stop the clock“kommt bei Deals dieser Größenordn­ung vor. Vor einem Jahr hatte die EU auch bei der Fusion von Dow und Dupont die Uhr angehalten. Die US-Unternehme­n, aus denen der größte Chemiekonz­ern der Welt entsteht, hatten ihre Pläne 2015 öffentlich gemacht. Im März 2017 ge- nehmigte die EU dann die umgerechne­t 110 Milliarden Euro schwere Fusion.

Für Bayer wird die MonsantoÜb­ernahme gleichwohl zur Hängeparti­e. Der Konzern hatte schon das erste Ziel verfehlt, den Antrag bei der EU im ersten Quartal 2017 einzureich­en. Es wurde Ende Juni. Am 22. August leitete die Kommission dann eine vertiefte Prüfung ein. Sie hatte die Sorge, dass die Fusion den Wettbewerb in den Bereichen Pestizide, Saatgut und digitale Landwirtsc­haft beeinträch­tigen könnte. Im September beantragte Bayer die Verlängeru­ng der Prüffrist bis

zum 22. Januar und kippte sein Ziel, die Fusion noch in diesem Jahr über die Bühne zu bringen.

Die Bayer-Aktie gab um 1,3 Prozent auf 116 Euro nach und gehörte gestern zu den Dax-Verlierern. Analysten von Warburg Research empfehlen die Aktie nach dem Verkauf von Covestro-Anteilen nur noch mit „halten“. Am 26. Oktober legt Bayer neue Zahlen vor. Dann wird sich zeigen, ob der Gewinneinb­ruch der Sparte CropScienc­e vom zweiten Quartal gestoppt werden konnte.

Schlechte Nachrichte­n gab es für Monsanto aus Brüssel: Sein Unkrautver­nichter Glyphosat könnte bald von europäisch­en Äckern verschwind­en. Vertreter der 28 EUStaaten und der Kommission erreichten gestern keine Annäherung in der Frage, ob die Zulassung der Chemikalie verlängert werden soll. Die aktuelle Zulassung läuft im Dezember aus. Ohne Verlängeru­ng wäre Glyphosat von da an verboten. Ende Oktober soll erneut beraten werden. Die deutsche Regierung ist in der Frage zerstritte­n.

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FOTO: IMAGO

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