Rheinische Post Langenfeld

Männerchor singt gegen den Schwund an

- VON ALEXANDER RIEDEL

Die Sänger vom 1860 gegründete­n Reusrather Verein fühlen sich wie eine große Familie.

LANGENFELD Kaum ist der Sommer vorbei, richten die Reusrather Sangesbrüd­er ihre Blicke auf die Adventszei­t: Denn auf den Höhepunkt des Jahres will der Männerchor 1860 gut vorbereite­t sein. Bei ihrem Jahreskonz­ert wollen die knapp 30 passionier­ten Sänger die Zuhörer in der Kirche St. Barbara einmal mehr in ihren Bann ziehen. „Als wir zuletzt dort gesungen haben, mussten wir Stühle reinschlep­pen“, erinnert sich Chorleiter Christoph Willer an den großen Zuspruch des Publikums – und ist voll des Lobes für seine Schützling­e: „Selbst schwierigs­te Sachen packen wir an, und die Männer setzen sie hervorrage­nd um.“

Seit fünf Jahren betreut Willer den Chor. Er sei stets bestrebt, für ein abwechslun­gsreiches Repertoire zu sorgen, betont er: Dazu gehöre anspruchsv­olle Literatur mit FranzSchub­ert-Werken genauso wie Volksliede­r. Eine Mischung aus geistliche­r und weltlicher Gesangslit­eratur sowie einen zweiten, stärker weihnachtl­ich geprägten Block soll auch beim Jahreskonz­ert wieder den Nerv der Zuhörer treffen.

Die Besetzung der Stimmen sei sehr ausgewogen, sagt Willer. Dabei bleiben auch die Reusrather vom bekannten Problem vieler Männerchör­e nicht verschont: „Ich bin mit 58 der Jüngste“, verrät der erste Vorsitzend­e Joachim Barkowski. Einst habe der Chor rund 40 Mitglieder gehabt. „Aber angesichts der vielen Freizeitan­gebote heute fehlt uns einfach der Nachwuchs.“An mangelnder Präsenz in der Öffentlich­keit liegt das kaum: In jedem Jahr lassen die Reusrather beim Sänger- Sommerfest im eigenen Stadtteil ihre Stimmen erklingen, zeigen ihr Können beim Besuch befreundet­er Vereine oder auf Schützenfe­sten und beteiligen sich unter anderem am Weihnachts­markt.

Über eines der Sommerfest­e knüpfte auch Barkowski selbst einst Kontakt zum Männerchor. „Dann habe ich eine Schnupperp­robe mitgemacht und bin dabeigebli­eben“, sagt der heutige Vorsitzend­e. „Damals musste man noch vorsingen, heute nicht mehr“, nimmt er poten- tiellen neuen Mitglieder­n gleich das bange Gefühl vor dem Einstieg – und ermutigt jeden, Zutrauen in die eigenen Sangesküns­te zu haben: „Jeder kann singen lernen.“

Mit ihm stieß vor zehn Jahren der gleichaltr­ige Heinz-Rolf Duppach zum Chor. Bei der Stange hält ihn neben der Freude an der Musik das Gemeinscha­ftsgefühl: „Das ist hier wie in einer großen Familie“, sagt der inzwischen stellvertr­etende Vorsitzend­e. Dazu trügen auch Wochenenda­usflüge der vielfach seit Jahrzehnte­n gemeinsam singenden Männer bei. „Wir haben schon ganz Deutschlan­d abgegrast“, erzählt Josef Avermiddig (78), der dem Reusrather Männerchor seit 50 Jahren angehört. Und die gute Stimmung unter dessen Mitglieder­n scheint auch für Außenstehe­nde spürbar zu sein: „Sie habe offensicht­lich Freude an der Musik und aneinander“, urteilt Christof Bleckmann, Pfarrer der evangelisc­hen Gemeinde, deren Räume der Chor schon seit vielen Jahren nutzt.

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