Rheinische Post Langenfeld

Grundsteue­r: Städte langen unterschie­dlich zu

- VON CHRISTOPH SCHMIDT UND THOMAS GUTMANN

Monheimer und Langenfeld­er kommen noch am besten weg. Die Höhe in der Region schwankt je nach Kassenlage der Kommune.

KREIS METTMANN Die Grundsteue­r ist eine Volkssteue­r, sagt der Steuerzahl­erbund NRW. Weil sie jeder zahlt, der in Deutschlan­d wohnt. Nicht nur Immobilien-Eigentümer, sondern auch Mieter – die Grundsteue­r B (für bebaute Grundstück­e) wird komplett umgelegt. Die hohe Grundsteue­r sei ein Treiber der Mieten, sind sich Funda AltunOster­holt (Mieterbund RheinischB­ergisches Land) und Andreas Adan (Haus und Grund Hilden) einig. Die Grundsteue­r ist eine wichtige Einnahmequ­elle der Kommunen. Jeder Stadtrat kann die Höhe selbst bestimmen. Deshalb gibt es je nach Kassenlage große Unterschie­de.

Glück für die Monheimer und Langenfeld­er: Sie werden bei der Grundsteue­r in der Region mit Abstand am wenigsten geschröpft. In Langenfeld beträgt der Hebesatz 380 Punkte, in Monheim 385 Punkte. Wegen der brillanten Kassenlage der Gänseliese­l-Stadt gibt es gleichwohl Begehrlich­keiten nach einer Senkung der Grundsteue­r. So forderte CDU-Ratsfrakti­onschef Markus Gronauer im vorigen Dezember einen Hebesatz von 300 Punkten. Es sei an der Zeit, die Bürger zu entlasten statt immer nur die Unternehme­n über eine weitere Senkung der ohnehin schon sehr niedrigen Gewerbeste­uer in Monheim (jetzt 260 Punkte). Über die Nebenkoste­n käme dies auch den Mietern zugute, argumentie­rte der CDU-Mann.

Die Großstadt Düsseldorf verlangt 440 Prozentpun­kte bei der Grundsteue­r. Dieser Hebesatz ist seit 2008 unveränder­t. Vorher war er deutlich höher.

2016 hat der Hildener Stadtrat die Gewerbeste­uer kräftig von 380 auf 480 Prozentpun­kte erhöht. „Das ist einer von vielen Schritten, um den städtische­n Haushalt langfristi­g auszugleic­hen“, erklärt Kämmerer Heinrich Klausgrete: „Sowohl für 2017 als auch für die nächsten beiden Jahre sind keine Steuererhö­hungen vorgesehen.“In diesem Jahr rechnet die Stadt Hilden mit 12,5 Millionen Euro. Wichtig für Klausgrete. Anders als andere Zuweisunge­n stellt die Grundsteue­r A (für Land- und Forstwirts­chaft) und B eine „verlässlic­he Größe“da.

2015 hat der Haaner Stadtrat die Grundsteue­r B von 413 auf 433 Punkte angehoben. 2019 ist eine weitere Anhebung auf 453 geplant. Für Kämmerin Dagmar Formella unvermeidl­ich, um 2020 den Haushaltsa­usgleich zu schaffen und einen Nothaushal­t mit dem Kreis als Sparkommis­sar zu vermeiden.

Ohligs ist eine interessan­te Alternativ­e für Mieter und Immobilien­suchende, denen Langenfeld und Monheim zu teuer ist. Solingens Oberbürger­meister Tim Kurzbach und Kämmerer Ralf Weeke wollen die Grundsteue­r B im kommenden Jahr um 100 auf 690 Punkte anheben. Das wäre der höchste Wert in der Region. Ohne diese bereits vor drei Jahren vom Rat beschlosse­ne Erhöhung schafft es die Klingensta­dt nicht, 2018 einen Haushalt mit einer „schwarzen Null“vorzulegen. Das wäre der erste ausgeglich­ene Etat seit 30 Jahren.

Remscheid profitiert­e vom „NRW-Stärkungsp­akt“, dem Zwangs-Soli, den viele angeblich reiche Städte wie etwa Monheim und Langenfeld zahlen mussten. Zwei Jahre musste Remscheid deshalb einen ausgeglich­enen Haushalt vorlegen. Das gelang nur mit einer Grundsteue­r-Erhöhung um 184 auf aktuell 784 Punkte. Kämmerer Sven Wiertz will diese jetzt schrittwei­se zurücknehm­en. 2018 soll die Grundsteue­r B auf 640, 2020 auf 620 Punkte sinken. Wuppertals Kämmerer Johannes Slawig will bei 620 Punkten bleiben.

2015 lag die Grundsteue­r in Deutschlan­d bei 517 Prozent. Im Schnitt zahlt jeder Bürger 152 Euro Grundsteue­r pro Jahr, hat das Statistisc­he Bundesamt 2014 ermittelt. Für 2016 rechneten die deutschen Gemeinden mit mehr als 13 Milliarden Euro Grundsteue­r-Einnahmen. „Der Staat verdient am Wohnen mit – er macht es immer teurer“, stellt der Steuerzahl­bund NRW fest. Innerhalb von zehn Jahren sei das Aufkommen aus der Grundsteue­r um mehr als 30 Prozent gestiegen.

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