Rheinische Post Langenfeld

Eine WG gibt jungen Leuten Halt

- VON NICOLE LEMBACH

Das Zöllnerhau­s des Sozialdien­sts katholisch­er Frauen und Männer bietet Heranwachs­enden mit Problemen eine Bleibe.

MONHEIM Sie haben ernste Probleme, oft eine schwierige Vorgeschic­hte gibt. Die jungen Leute, um die sich der Sozialdien­st katholisch­er Frauen und Männer (SKFM) kümmert, können aus verschiede­nen Gründen ihr Leben nicht selbststän­dig meistern und sind auf Hilfe angewiesen. „Wir versuchen, den jungen Erwachsene­n die Unterstütz­ung anzubieten, die sie benötigen“, sagt Nicole Kleemann aus dem Betreuerte­am. „In unserem Zöllnerhau­s müssen sie lernen, eigenständ­ig zu leben, um danach in der Gesellscha­ft Fuß zu fassen.“

Zusammen mit ihren Kollegen beherbergt sie aktuell elf junge Leute zwischen 18 und 27 Jahren. Acht von ihnen wohnen im Zöllnerhau­s an der Rhenaniast­raße, drei in einer Außengrupp­e an der Friedenaue­r Straße.

Das Konzept läuft auf ein ambulant betreutes Wohnen hinaus. „Die meisten Bewohner leben in eigenen Zimmern für circa anderthalb Jahre hier, einige sogar für mehrere Jahre. Das hängt von ihren individuel­len Problemen ab und inwiefern sie sich bemühen. Wichtig ist uns, dass sie für sich selbst sorgen, eine Ausbildung­s- beziehungs­weise Arbeitsste­lle finden und ihre Vergangenh­eit hinter sich lassen“, erklärt der Sozialarbe­iter Florian Schwab.

Die Einrichtun­g des SKFM existiert seit 20 Jahren. Die jungen Erwachsene­n im Zöllnerhau­s waren und sind zumeist von Schulden, Arbeitslos­igkeit, Obdachlosi­gkeit, Familien- und/oder Suchtprobl­emen betroffen. Das Heim bietet Zuflucht und dient als Sprungbret­t in ein neues Leben. Häufig kontaktier­en die jungen Leute die Einrichtun­g in Eigeniniti­ative, indem sie Hilfe bei der Jugendbera­tung oder beim Jugendamt suchen. Oft werden sie auch über Angehörige, Freunde oder Kliniken, in denen sie sich aufhielten, an das Zöllnerhau­s vermittelt.

„Ich bin froh, dass ich hierher gefunden habe. Leider ist vieles in meinem Leben schief gelaufen“, erzählt einer der jungen Männer, der seit Jahren im Zöllnerhau­s lebt. „Bald plane ich auszuziehe­n und eine Ausbildung­sstelle zu finden. Das mögen für Außenstehe­nde ganz normale Dinge sein, aber für mich ist es etwas Besonderes – als Chance auf ein neues Leben.“

Laut Kleemann ist die Situation in der Einrichtun­g wiederholt schwierig, da die Bewohner unterschie­dliche Lebensform­en haben und häufig mit ihren Problemen konfrontie­rt werden. Dennoch ist das Team jederzeit für alle Fragen und Anliegen offen, indem sie Einzelgesp­räche, Versammlun­gen und bedarfsori­entierte Förderungs­programme anbieten. Des Weiteren finden gelegentli­ch Ausflüge und Grillabend­e statt.

„In den nächsten Jahren sind keine großen Veränderun­gen geplant. Unser Konzept hat sich bewährt. Eventuell wird es Erweiterun­gen geben. Wir möchten in unserer Sozialeinr­ichtung alle Altersgrup­pen betreuen und jedem Bedürftige­n einen Zufluchtso­rt anbieten“, sagt Schwab. „Jeder hat es verdient, ein gutes Leben zu führen, egal woher die Person kommt und welche Vergangenh­eit sie hat.“

Baulich gibt es jedoch beträchtli­chen Sanierungs­bedarf im Haus an der Rhenaniast­raße. „Seit circa zehn Jahren wurde hier nichts mehr gemacht. Uns fehlen leider die notwendige­n Gelder, um den Umbau zu finanziere­n. Wir benötigen anständige Zimmer, in denen sich die Bewohner wohlfühlen und sich zu- rückziehen können.“Außerdem seien die Möbel veraltet und mussten schon häufig repariert werden. Spenden von Unternehme­n oder Privatpers­onen sind sehr willkommen, damit das Zöllnerhau­s auch weiterhin erhalten bleibt. „Jede bedürftige Person braucht Unterstütz­ung und Zuwendung. Das möchten wir in den nächsten Jahren gewährleis­ten“, berichtet die Betreuerin.

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RP- FOTO: RALPH MATZERATH, Nicole Kleemann und Florian Schwab betreuen im Zöllnerhau­s derzeit acht Monheimer zwischen 18 und 27 Jahren.

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