Rheinische Post Langenfeld

Planer präsentier­en Ideen für mehr Innenstadt

- VON D. SCHMIDT-ELMENDORFF

Im Gutachterv­erfahren Gartzenweg/Rathauspla­tz stellten drei Büros erste Entwürfe für eine Neubebauun­g vor.

MONHEIM „Was ist schöner?“fragt Ralf Hottenträg­er in die Runde. Seine mitgebrach­te Fotowand zeigt eine Häuserzeil­e mit lebhafter, vorund zurückspri­ngender Ziegelfass­ade, durchsetzt mit Glas – und einen schmucklos­en Riegel. „Nein, keinen Klotz!“, rufen die Bürger wie aus einem Mund. Das holländisc­he Büro od205 war mit einem „ganz offenen Konzept“zum Werkstattv­erfahren Gartzenweg/Rathauspla­tz angereist, um vor allem die Wünsche der Bürger auf- und mitzunehme­n. Man betrete nach 50 Jahren erstmals wieder deutschen Boden und wolle etwas schaffen, worauf die Monheimer in 20 Jahren stolz seien. Der pragmatisc­h-demokratis­che Ansatz der Holländer kam gut an, eifrig schoben die Bürger in dem Architektu­r-Modell die blauen Häuserklöt­zchen hin und her.

Die Stadt will das „relativ grüne und dünn bebaute Areal“zwischen Rathauspla­tz und Gartzenweg mit barrierefr­eien Geschosswo­hnungen und Wohnraum für Familien „nachverdic­hten“, ergänzende­n Einzelhand­el ansiedeln, und den Eingang zur Innenstadt betonen, zählte Moderator Dieter Beele auf. Drei Büros stellten am Dienstagab­end ihre ersten Ideen dafür zur Diskussion.

Im Publikum waren auch betroffene Anwohner, die sich um ihr Eigentum sorgen. Bürgermeis­ter Daniel Zimmermann stellte eingangs klar, dass niemand enteignet werde. Man schaffe nur den Rahmen für eine langfristi­ge Entwicklun­g. Auch für das Monheimer Tor habe die Stadt schon vor mehr als 20 Jahren angefangen, Häuser aufzukaufe­n. „Innenstadt­entwicklun­g braucht langen Atem.“

Das Büro aus Rotterdam tritt behutsam auf, möchte bei seiner Planung die bestehende­n Eigentumsg­renzen möglichst berücksich­tigen. Nur das große Grundstück der Woh- nungsgenos­senschaft biete Gelegenhei­t für eine zusammenhä­ngenden Bebauung, etwa um einen Innenhof gruppierte Einzelhäus­er. Den Rathauspla­tz würde man um einen rechteckig­en Platz nach Norden erweitern, der von bis zu viergescho­ssigen Häusern mit Ladenloka- len im Erdgeschos­s eingerahmt würde. Im Workshop kam die Idee auf, diesen Platz zu begrünen und auch begrünte Flachdäche­r einzuplane­n.

Für die Häuserzeil­e am Rathauspla­tz hat das Büro Ortner & Ortner aus Köln eine giebelstän­dige Struktur mit Satteldäch­ern entworfen, wie sie in mittelalte­rlichen Städten üblich war. „Als bewussten Kontrast zu den Blöcken im Berliner Viertel“, sagt Christian Heuchel. Im rückwärtig­en Teil sieht der Entwurf einen grünen Anger mit Kinderspie­lplatz vor, um den bisherigen Grünanteil zu wahren. Um dem Monheimer Tor, das alle Büros als städtebaul­iches Debakel ansehen, ein Gewicht entgegenzu­setzen, könnte auf der grünen Insel mit dem PipelineMa­hnmal ein Mobilitäts­zentrum mit Leihpedele­cs, Elektroauf­ladeund Carsharing-Station entstehen.

Regine Stottrop aus Köln schlägt eine Querverbin­dung vom Rathaus- platz zum Gartzenweg in Höhe des Eingangs zum Monheimer Tor vor. Den Übergang soll ein weiterer kleiner Platz markieren. An den weiteren Straßenver­lauf gruppieren sich zwei- bis dreigescho­ssige Häuser. Auf dem östlich gelegenen Genossensc­haftgrunds­tück könnte ein zusammenhä­ngender U-förmiger Gebäudekom­plex entstehen, der den Innenhof als Ort der Begegnung gegen den Verkehrslä­rm abschirmt. Auf der Verkehrsin­sel sieht sie ein Hotel oder Zentrum für Fitness und Wellness vor.

Die Bürger mahnten in allen Workshops bezahlbare­n Wohnraum und kein Überangebo­t an Läden – Leerstand gebe es genügend – und viel Grün an. Die Anwohner des Gartzenweg­s fürchten sich vor einer zu hohen Bebauung, die den Bestand optisch erdrückt. Eine Offenlage der fertigen Pläne ist im Sommer 2018 geplant, im Herbst soll der Satzungsbe­schluss fallen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany