Bing bing bing
Donald Trump hat unverhofft tiefen Einblick in seine Vorstellungen von politischer Kommunikation gewährt. Der US-Präsident benutzt Twitter auch deswegen so begeistert, weil der Kurznachrichtendienst sein direkter Draht zu zig Millionen Followern ist. „Neulich habe ich etwas veröffentlicht, zwei Sekunden später schaue ich mir eure Show an, und da ist es schon“, sagte Trump jetzt dem Sender Fox. Der Satz fasst das Reiz-Reaktions-Schema der Mediendemokratie präzise zusammen. Trump sagte auch: „Wenn jemand etwas über mich sagt, kann ich – bing bing bing – mich darum kümmern.“Passender für seinen Stil wäre wohl „Bäng bäng bäng“, aber sei’s drum. „Bing bing bing“trifft es auch ganz gut – für das Geräusch der Alarmglocken, die bei einem Trump-Tweet rund um die Welt ins Schwingen geraten. fvo
ten in einigen Ländern Ost- und Mitteleuropas nutzen die verbreitete EU-Skepsis ihrer Landsleute und predigen einen neuen Nationalismus. Die Flüchtlingskrise wirkt dabei bis heute wie ein Katalysator.
Apartheid“macht die Runde, es ist die Rede von westeuropäischem „ProduktKolonialismus“. Die EU-Kommission versprach eine Überprüfung der Vorwürfe. Der bis auf Regierungsebene hochgepuschte Streit mag lächerlich erscheinen, aber er zeigt, wie zerrüttet das Vertrauen vieler Osteuropäer in die EU ist und wie gering das Zugehörigkeitsgefühl zu einer Gemeinschaft, die so eindeutig westbestimmt scheint.
Dort, im Westen, wird jetzt der französische Präsident Emmanuel Macron von einigen schon als Retter der EU gefeiert, weil er Vorschläge für eine Reform der Union macht. Im Osten dagegen hat man vor allem Macrons scharfe Kritik am unsolidarischen Verhalten der Visegrád-Staaten registriert („wie im Supermarkt“) und seine Forderung, die EU-Entsenderichtlinie für ausländische Arbeitskräfte zu verschärfen – was als der Versuch empfunden wird, Osteuropäer von lukrativen Jobs in Westeuropa auszuschließen.
Das gegenseitige Misstrauen hat ein bedenkliches Ausmaß erreicht. In diesem Klima könnte das derzeit wieder lebhaft debattierte Konzept vom Europa der verschiedenen Geschwindigkeiten, in denen einige Länder ihre Zusammenarbeit noch weiter vertiefen, während andere dabei nicht mitziehen, die EU endgültig spalten. Das wäre ebenso fatal wie eine Minimal-EU als Club aus egoistischen Nationalstaaten. Einen Weg dazwischen zu finden, wird sehr schwierig. Aber es ist der einzig gangbare, um die Europäische Union zu ret
ten.