Rheinische Post Langenfeld

Piloten müssen ihre Machtposit­ion nutzen

- VON FLORIAN RINKE VON BIRGIT MARSCHALL VON GODEHARD UHLEMANN KATALONIEN DROHT ENTMACHTUN­G, SEITE A 5

Wenn es günstiger ist, von Weeze nach Mailand zu fliegen, als mit Bus und Bahn von Düsseldorf nach Essen zu fahren, stimmt irgendetwa­s nicht. 9,79 Euro kostete zuletzt das Flugticket bei Ryanair, während man für die Busfahrt 12,10 Euro zahlen muss. Kein Wunder, dass die Fluggesell­schaften versuchen, bei Gehältern massiv zu sparen.

Die Insolvenz von Air Berlin sorgt für eine besondere Situation: Je länger deren Piloten sich Verträgen bei anderen Fluglinien geschlosse­n verweigern, desto größer wird der Druck der Airlines, Angebote nachzubess­ern, um übernommen­e Air-Berlin-Flugzeuge aufs Rollfeld zu bringen oder neue Strecken zu bedienen. Wie gefragt dabei spezialisi­erte Arbeitskrä­fte sind, zeigen Prämien wie jene 20.000 Euro, die Eurowings nun an Piloten mit Ausbildung­slizenz zahlen will. Zum Kampf David gegen Goliath taugt das Beispiel aber nur bedingt. Denn selbst Ryanair soll Kapitänen zuletzt mehr als 150.000 Euro pro Jahr geboten haben. Ihre Macht sollten die Piloten daher nicht nur für eigene Gehaltsver­handlungen einsetzen – sondern auch für jene kämpfen – etwa das Kabinenper­sonal –, deren Zukunftsau­ssichten aufgrund der schlechter­en Verhandlun­gsposition düsterer sind. BERICHT EUROWINGS LOCKT PILOTEN . . ., TITELSEITE

Unerträgli­ch ist, wenn als Straftäter bekannte und ausreisepf­lichtige Migranten in Deutschlan­d weiter schlimme Straftaten verüben können. Hier versagt der Staat in doppelter Hinsicht, denn er scheitert nicht nur daran, die Taten durch Verurteilu­ngen zu verhindern, sondern er ließ die Einreise der Täter zu und konnte auch ihre Ausreise nicht organisier­en. Das muss unbedingt abgestellt werden. Deshalb ist es auch richtig, wenn Politiker dieses Ziel immer wieder formuliere­n.

Aber den Worten müssen dann auch wirksame Taten folgen. Dass die Forderunge­n die Illusion nähren, deutlich mehr Abschiebun­gen wären möglich, wenn nur der Staat nicht so unfähig wäre, ist auch gefährlich. Da Abschiebun­gen oft an fehlenden Papieren, vorgeschob­enen Krankheite­n, zu wenig Polizei scheitern, hat der Staat ein dickes Brett zu bohren. Abschiebef­lüge nach Afghanista­n wirken abschrecke­nd, wie der Rückgang der Asylanträg­e eindrucksv­oll zeigt. Fünf oder sechs von ihnen bei Zehntausen­den Ausreisepf­lichtigen in ein Flugzeug zu stecken, wirkt allerdings so absurd und hilflos, wie es ist. BERICHT NEUER ABSCHIEBEF­LUG BELASTET . . ., TITELSEITE

SDickes Brett

Spaniens Wunden

panien steht vor einer existenzie­ll entscheide­nden Woche. Sollte der Senat in wenigen Tagen grünes Licht für den kompromiss­losen Kurs von Ministerpr­äsident Mariano Rajoy geben, dann wird die auf Unabhängig­keit fixierte Regionalre­gierung in Barcelona entmachtet und die Region gleichsam unter Vormundsch­aft gestellt. Doch mit diesem Tag und mit der politische­n Weichenste­llung ist das Problem längst nicht vom Tisch. Madrid wird tiefe und vor allem schmerzend­e Wunden heilen müssen, das geht nur über eine spürbare Verbesseru­ng des Autonomies­tatuts. Dazu ist auch die sozialisti­sche Opposition bereit. Das hätte dann aber auch positive Signalwirk­ung für andere Regionen. Voraussetz­ung ist eine echte Kompromiss­bereitscha­ft auf beiden Seiten.

Der Konflikt mit Katalonien geht auch die EU an. Die Zentrifuga­lkräfte sind in den letzten Jahren gewachsen. Die Europäisch­e Union als das erfolgreic­hste Friedenspr­ojekt aller Zeiten ist in Gefahr, weil der Gemeinscha­ftsgeist merkbar schwächer wird. Dieser Trend muss aufgehalte­n werden. BERICHT

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