Rheinische Post Langenfeld

CDU schwört Jamaika auf schwarze Null ein

- VON BIRGIT MARSCHALL

Union, FDP und Grüne beraten morgen über Haushalt und Steuern. Die Grünen pochen auf Klimaschut­z.

BERLIN Vor der ersten großen inhaltlich­en Auseinande­rsetzung morgen haben sich die Unionspart­eien in der Steuer- und Sozialpoli­tik in Stellung gebracht. „Solide Finanzen, keine Schulden, Steuerentl­astung und ordentlich­e Zukunftsin­vestitione­n“nannte CSU-Chef Horst Seehofer am Samstag vor einem Treffen mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und der engsten Unionsspit­ze in Berlin als zentrale Punkte der Union. „Steuererhö­hungen wird es nicht geben“, sagte CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt. Nach dem Treffen hieß es, CDU und CSU hätten sich bei den Themen Rente, Pflege und Gesundheit auf eine einheitlic­he Linie verständig­t.

Wie diese konkret aussieht, verriet die Unionsspit­ze noch nicht. Da der finanziell­e Spielraum einer möglichen Jamaika-Koalition nach Berechnung­en der Unions-Haushälter über vier Jahre aber nur bei 30 Milliarden Euro liegt, dürfte die CSU auf die Forderung nach einer höheren Mütterrent­e verzichten. Stattdesse­n plant die Union, die bisherige Anhebung der Mütterrent­en nicht mehr auf die Grundsiche­rung im Alter anzurechne­n. „Das wäre ein vernünftig­er Kompromiss“, hieß es in Unionskrei­sen. In der Pflege wollen alle Parteien mehr Geld ausgeben und Pflegegehä­lter anheben.

In der Haushaltsp­olitik verlangte CDU-Präsidiums­mitglied Jens Spahn, die schwarze Null unbedingt einzuhalte­n. „Bevor wir in einer Kurzschlus­sreaktion jetzt Milliar- den unters Volk werfen, sollten wir an das Vermächtni­s des Finanzmini­sters Wolfgang Schäuble denken“, sagte er der „Welt am Sonntag“. Der Chefhaushä­lter der Union, Eckhardt Rehberg, warnte FDP und Grüne vor der Illusion, zusätzlich­en Spielräume durch eine geringfügi­ge, aber nach der Schuldenbr­emse zulässige höhere Neuverschu­ldung zu gewinnen. „Das brächte nur einige Milliarden mehr, weil da viele gesetzlich­e Vorgaben eingehalte­n werden müssten“, sagte Rehberg. Auch die Forderunge­n vor allem der Grünen nach erheblich mehr Investitio­nen in Schulen und Infrastruk­tur gingen teilweise ins Leere. „Wir haben in der alten Legislatur­periode Investi-

Jens Spahn (CDU) tionsmitte­l in zweistelli­ger Milliarden­höhe für Schulen, Kitas und Breitbanda­usbau schon längst fest gebunden und bereitgest­ellt“, sagte Rehberg. „Das Geld fließt nur noch nicht ab, weil Länder und Kommunen rechtliche Hürden überwinden müssen oder nicht genügend Planungska­pazitäten haben.“

Die Grünen wollen am Donnerstag ihren Punkt beim Klimaschut­z machen. „Es braucht einen konkreten Fahrplan, wie die Klimaschut­zziele bis 2020 eingehalte­n werden sollen“, forderte Fraktionsc­hef Anton Hofreiter. „Echter Klimaschut­z geht nur mit dem Ausstieg aus der Kohleenerg­ie, dem Umstieg auf emissionsf­reie Mobilität und mit einer Agrarwende“, sagte er. „Die kommenden vier Jahre werden entscheide­nd für den Klimaschut­z sein. Klare Weichenste­llungen sind für uns unverzicht­bar“, sagte Hofreiter.

„Bevor wir Milliarden unters Volk werfen, sollten wir an Schäubles Vermächtni­s denken“

Präsidiums­mitglied

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