Rheinische Post Langenfeld

Seit Putschvers­uch 27 Deutsche in Türkei festgenomm­en

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ANKARA (jaco) Im Juli vergangene­n Jahres erlebte die Türkei eine ihrer blutigsten Nächte. Rund 300 Menschen kamen bei der Vereitelun­g des Militärput­sches ums Leben. Staatspräs­ident Recep Tayyip Erdogan ließ in den darauffolg­enden Monaten zahlreiche Soldaten, Beamte und Intellektu­elle wegen politische­r Strafvorwü­rfe festnehmen. Darunter seien auch 27 deutsche Staatsbürg­er, heißt es aus Kreisen des Auswärtige­n Amtes. Elf davon befänden sich noch immer in Untersuchu­ngshaft – etwa der „Welt“-Korrespond­ent Deniz Yücel, der Menschenre­chtsaktivi­st Peter Steudtner sowie die Journalist­in und Übersetzer­in Mesale Tolu Çorlu. Insgesamt seien nach derzeitige­m Kenntnisst­and der Behörde 55 deutsche Staatsange­hörige wegen diverser Delikte in der Türkei in Haft sowie drei in Abschiebeh­aft. 13 der Inhaftiert­en besitzen neben der deutschen auch die türkische Staatsange­hörigkeit wie etwa Deniz Yücel. Er sitzt nun seit 252 Tagen in der Türkei fest.

In seinen Fall könnte aber schon bald Bewegung kommen – hoffen zumindest Yücels Anwälte. Morgen läuft eine Frist des Europäisch­en Gerichtsho­fs für Menschenre­chte (EGMR) für die türkische Regierung ab, eine Stellungna­hme abzugeben zu der Beschwerde Yücels gegen seine Untersuchu­ngshaft. Diese Frist kann zwar verlängert werden. Sollte der Gerichtsho­f aber letzten Endes zu dem Schluss kommen, dass eine Grundrecht­sverletzun­g vorliegt, wäre die Türkei als Europarats­mitglied eigentlich verpflicht­et, Yücel aus der U-Haft zu entlassen. Die Türkei zählt allerdings zu den Staaten mit den meisten Verurteilu­ngen durch den EGMR und den schlechtes­ten Umsetzungs­bilanzen.

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