Rheinische Post Langenfeld

Guirassy lässt Köln verzweifel­n

- VON MARC LATSCH

Der Gastgeber vergibt beim 0:0 in Kellerduel­l gegen Bremen beste Chancen. Trainer Peter Stöger schließt einen Rücktritt aus.

KÖLN. Beide Mannschaft­en hatten sich im Duell der schwächste­n Offensivre­ihen der Liga (jeweils drei Tore) den Befreiungs­schlag erhofft. Heraus kam ein 0:0. Vor allem Köln ließ dabei beste Möglichkei­ten ungenutzt und brachte seinen leidgeprüf­ten Trainer Peter Stöger an den Rand der Verzweiflu­ng. „Das ist nicht Fisch nicht Fleisch, damit kannst du nichts anfangen. Die Jungs haben alles gegeben, da war Leidenscha­ft drin. Da war alles dabei, das man braucht, um da unten rauszukomm­en. Wir können jammern wie wir wollen, es waren Chancen genug da. Wenn du die nicht nutzt, dann wird es schwierig“, sagte der Österreich­er.

Zur tragischen Figur der Nullnummer wurde Sehrou Guirassy. Der Stürmer erarbeite sich bei seinem Startelfde­büt für den Tabellenle­tzten zwar beste Torchancen, vergab diese jedoch zum Teil kläglich. Eigentlich sollte Claudio Pizarro erstmals von Beginn an auf dem Platz stehen. Der Altmeister aus Peru rutschte jedoch beim Warmmachen weg und verpasste sein 433. Bundesliga­spiel wegen muskulärer Probleme.

Guirassy schien zunächst die Gunst der Stunde zu nutzen und wurde in der Anfangspha­se zum Dreh- und Angelpunkt im Kölner Offensivsp­iel. Mehrfach wurde der Franzose über die linke Seite in Szene gesetzt und verzeichne­te nach acht Minuten bereits zwei gute Kopfballmö­glichkeite­n. Dass er es auch mit dem Fuß kann, deutete der 21-Jährige fünf Minuten später an. Bremens Keeper Jiri Pavlenka musste abprallen lassen, Leonardo Bittencour­t geriet beim versuchten Abstauber in Rückenlage.

Danach verflachte die Partie. Die Kölner versuchten sich im Pressing und provoziert­en immer wieder frühe Bremer Ballverlus­te. Der FC vermochte es jedoch nicht aus den zahlreiche­n Ungenauigk­eiten in Werders Aufbauspie­l wirklich Profit zu schlagen. Eine Bremer Offensive wiederum existierte vor dem Seitenwech­sel nur nach Eckbällen. Aus dem Spiel heraus blieb das noch sieglose Team des angezählte­n Alexander Nouri äußerst harmlos.

Nach Wiederanpf­iff bestaunten die 50.000 Zuschauer zunächst eine nicht für möglich gehaltene Druckphase des Tabellenvo­rletzten. Maximilian Eggestein setzte eine Dropkick nur knapp am Tor vorbei (49.). Weitere spielerisc­he Höhepunkte boten sich lange nicht, stattdesse­n dominierte­n Foulspiele und Nick- ligkeiten das Geschehen. Köln war optisch überlegen, kombiniert­e sich jedoch meist am gegnerisch­en Sechzehner fest. Ohnehin war die Fehlerquot­e auf beiden Seiten sehr hoch.

Nach 86 Minuten zeigte Guirassy sein ganzes „akrobatisc­hes Geschick“. Anders wäre es ihm nicht möglich gewesen, den Ball aus fünf Metern noch am Tor vorbei zu bugsieren. Als er zwei Minuten später auch noch freistehen­d an Pavlenka scheiterte, wurde aus einem vielverspr­echenden Startelfde­büt endgültig ein Misserfolg. In der Schlussmi- nute wäre es für die Kölner beinahe noch dicker gekommen. Konstantin Rausch kratzte einen Kopfball von Thomas Delaney jedoch noch mit letztem Einsatz von der Linie.

So sammelte Stögers Mannschaft zumindest den zweiten Punkt im neunten Saisonspie­l. Dass dieses zu seinem letzten Auftritt in Köln werden könnte, schloss der Österreich­er kategorisc­h aus: „Ich kann und werde auch nie den Platz räumen, wenn ich nicht weiß, dass es eine zweite und ideale Lösung für diesen Klub gibt. Alles andere wäre schwachsin­nig und egoistisch.“

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FOTO: DPA Dieses Foto von Kölns Manager Jörg Schmadtke und Peter Stöger entstand gestern bereits vor der Partie.

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