Rheinische Post Langenfeld

Immer mehr Gräber bleiben ungepflegt

- VON MARTIN MÖNIKES

Der Trend zur Urne ist ungebroche­n. In Monheim stehen 1340 Fächer zur Verfügung, in Langenfeld sind es 288.

LANGENFELD/MONHEIM Im Herbst – und besonders an den stillen Feiertagen im November – besuchen viele Menschen die Gräber ihrer Angehörige­n auf den Friedhöfen. Viele nutzen den Besuch auch zu einem Spaziergan­g durch die oft parkähnlic­hen Anlagen. Werden Gräber nicht gepflegt, ebnen die Gärtner sie nach einiger Zeit ein und legen Rasenfläch­en an. Wie ist es um die Zukunft der örtlichen Friedhöfe bestellt? Trends und Probleme sind bei den kirchliche­n wie den städtische­n Anlagen vergleichb­ar.

„Der Trend zur Urne“ist ungebroche­n, bestätigt Manfred Hein, für die Friedhöfe zuständige­r Abteilungs­leiter in Monheim. Die Ursachen liegen auf der Hand: Die Hinterblie­benen werden älter, die Familien kleiner, Angehörige ziehen weg. Wer soll über mindestens 20 Jahre die Grabpflege leisten? Nach der dritten Erweiterun­g des Kolumbariu­ms auf dem Waldfriedh­of stehen dort 1340 Fächer für Urnen zur Verfügung. Dagegen ist das Angebot auf dem städtische­n Waldfriedh­of in Langenfeld übersichtl­ich. Dort gibt es 288 Plätze, verteilt auf sechs Wände. Die letzte wurde im Frühjahr 2017 fertiggest­ellt.

„Urnen-Inseln“als gestaltete und gepflegte Rasenfläch­en werden in Langenfeld auf dem katholisch­en Friedhof Am Sändchen verstärkt nachgefrag­t. Für den Platz, an dem ein kleines, einheitlic­hes Namensschi­ld an den Verstorben­en erinnert, sind allerdings sofort die Pflegekost­en für 20 Jahre zu entrichten. Hinsichtli­ch weiterer Kolumbarie­n ist Hanni Jakobs, Vorsitzend­e des Friedhofsa­uschusses im Kirchvorst­and St. Josef und Martin, zurück- haltend. „Wir wollen unsere bestehende­n Friedhöfe nicht mit Mauern zustellen“, sagt die Verantwort­liche für 88.000 Quadratmet­er Friedhofsf­läche und 16.000 Grabstelle­n. Noch nicht spruchreif sei die Idee, auf einer völlig freien Friedhofsf­läche konzentrie­rt Kolumbarie­n zu errichten. Noch ist Jakobs mehr damit beschäftig­t für die fünf katholisch­en Friedhöfe in der Stadt nach der Fusion der Gemeinden eine gemeinsame Friedhofso­rdnung zu schaffen, „bis hin zu den Gebühren“. Die neuen Regelungen, auch vom Erzbistum „abgesegnet“, beinhalten zeit- gemäße Änderungen. „Alle Christen, nicht nur Katholiken, können dort ihre letzte Ruhe finden. Auch ein Reusrather könnte sich beispielsw­eise in Wiescheid beisetzen lassen“.

Alle Friedhofsv­erantwortl­ichen bieten spezielle Angebote. Baumbestat­tungen sind im Langenfeld­er Waldfriedh­of möglich, in 20 bis 25 Fällen pro Jahr wird die Asche der Toten in einer kompostier­baren Kapsel unter eigens gepflanzte­n Hainbuchen vergraben. „Wir bereiten neue Flächen vor“, so Peter Petersen aus der Langenfeld­er Verwal- tung. Der katholisch­e Friedhof Auf dem Sändchen pflegt eine Grabstätte für Sternenkin­der (Tot- oder Frühgeburt­en). Nur auf städtische­n Friedhöfen gibt es anonyme Beerdigung­en. In Monheim und Langenfeld sind es jeweils bis zu 60 Tote, deren Urnen auf entspreche­nden Flächen beigesetzt werden. Natürlich gibt es Aufzeichnu­ngen in der Friedhofsv­erwaltung, aber kein Dritter erfahre die konkrete Lage, so die Informatio­n der Verwaltung.

Ein zunehmende­s Ärgernis auf allen Friedhöfen seien die nicht mehr gepflegten Gräber. Die ursprüngli- chen Vertragspa­rtner sind verstorben oder die Erben sind verzogen. Trotz erhebliche­n Aufwands sind sie oft nicht mehr auffindbar. „Oft fragen wir die Nachlassge­richte“, sagt Petersen. Mit Schildern an den Grabstelle­n werde eine letzte Frist eingeräumt, ehe sich die Friedhofsv­erwaltunge­n kümmern. „Unkraut entfernen, Rindenmulc­h“heißt das in der Praxis; denn die gesetzlich­e Totenruhe gilt in jedem Fall. Bei einer Urnenbesta­ttung nach 20 bei einer Sargbestat­tung frühestens nach 25 Jahren kann die Grabstelle aufgegeben werden.

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Die Langenfeld­erin Hanni Jakobs kümmert sich um eine gemeinsame Friedhofso­rdnung für die fünf katholisch­en Friedhöfe in der Stadt.

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