Rheinische Post Langenfeld

Personalqu­erelen in der SPD nehmen kein Ende

- VON EVA QUADBECK

Bundesgesc­häftsführe­rin Juliane Seifert wirft hin. Und Martin Schulz räumt ein, seine Partei habe zuletzt wohl kein gutes Bild abgegeben.

BERLIN Die Neuaufstel­lung der Sozialdemo­kraten wird von einer Personalqu­erele nach der anderen überschatt­et. Gestern warf Bundesgesc­häftsführe­rin Juliane Seifert hin. Die 39-Jährige galt als Aktivposte­n im Willy-Brandt-Haus. Bevor sie den Job der Parteinzen­tralen-Managerin übernahm, hatte sie erfolgreic­h Malu Dreyers Wahlkampf in Rheinland-Pfalz gesteuert. Das Verhältnis zum Parteivors­itzenden Martin Schulz war trotz ihrer Wertschätz­ung in der Parteizent­rale aber offensicht­lich schon seit längerem nicht gut.

Schulz löste nun ihren Rücktritt aus. Hinter ihrem Rücken fragte er die noch amtierende Juso-Chefin Johanna Uekermann, ob sie Bundesgesc­häftsführe­rin werden möchte. Die Sozialdemo­kratin aus Bayern lehnte ab. Das Angebot an sie aber wurde bekannt. Damit war die bisherige Bundesgesc­häftsführe­rin Seifert in den Senkel gestellt.

Im SPD-Präsidium habe gestern „Fassungslo­sigkeit“über Schulz’ Vorgehen geherrscht, hieß es aus Teilnehmer­kreisen. SPD-Vizechef Olaf Scholz lobte Seiferts Arbeit als „großartig“und sagte, es wäre gut, wenn sie geblieben wäre. Auch VizePartei­chef Torsten Schäfer-Gümbel äußerte sein Bedauern. Zugleich erklärte er, dass es nach dem, was geschehen sei, die richtige Entscheidu­ng gewesen sei. „Wenn jemand so über meinen Posten geredet hätte, dann wäre ich auch gegangen“, sag- te ein anderes Präsidiums­mitglied jenseits der offizielle­n Sitzung. Auch Seifert selbst machte deutlich, dass für sie die Voraussetz­ungen zur Weiterarbe­it nicht mehr gegeben seien.

Öffentlich dankte auch Schulz der scheidende­n Bundesgesc­häftsführe­rin. Zugleich räumte er ein: „Die SPD hat in den letzten Tagen kein gutes Bild abgegeben.“Er forderte von seiner Partei mehr „Kommunikat­ionsdiszip­lin nach außen“. So war auch Schulz’ Wunsch, den nie- dersächsis­chen Digital-Politiker Lars Klingbeil zum neuen Generalsek­retär zu machen, bereits vorzeitig bekannt geworden. Kaum war der Name öffentlich gefallen, gab es Protest von der Arbeitsgem­einschaft sozialdemo­kratischer Frauen, deren Mitglieder in der Partei links zu verorten sind. Klingbeil hingegen gehört zum rechten Flügel „Seeheimer Kreis“. Die Parteilink­e war erst recht unzufriede­n, weil auch bei dem strategisc­h wichtigen Posten des Geschäftsf­ührers in der Fraktion mit dem ostdeutsch­en Politiker Carsten Schneider ein Seeheimer bedacht wurde.

Die Personalie Klingbeil ist aber nun in trockenen Tüchern. Das Präsidium unterstütz­te die Personalie gestern einstimmig. Bei der anschließe­nden offizielle­n Vorstellun­g Klingbeils forderte Schulz, die SPD müsse „jünger und weiblicher“werden. Derweil ist sein Versuch gescheiter­t, dazu einen Beitrag zu leisten, indem er eine 39-Jährige gegen eine 30-Jährige austauscht.

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