Rheinische Post Langenfeld

INTERVIEW AXEL STEIN „Ich lebe nicht in einer Glitzerwel­t“

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Früher war der Schauspiel­er immer auf die Rolle des lustigen Dicken abonniert. Doch das ist vorbei. Für sein aktuelles Projekt hat der 35-Jährige abgenommen und sich einen langen Vollbart stehen lassen. Ein Gespräch über äußere und innere Werte.

DÜSSELDORF Kaum wiederzuer­kennen ist Axel Stein. Statt Bauch trägt der Schauspiel­er aus Wuppertal nun Muskeln und Bart, was er mit aktuellen Fotos auf seiner Facebook-Seite dokumentie­rt. Trotzdem findet er das öffentlich­e Interesse an seinem Äußeren etwas übertriebe­n. Sie haben vier Fotos bei Facebook gepostet, auf denen Sie lange Haare und einen Bart tragen. STEIN So sehe ich gerade aus, aber ich sehe jedes Vierteljah­r ein wenig anders aus, weil ich in einem neuen Projekt bin. Bart und Haare werde ich noch einige Wochen halten müssen, bis das Projekt zu Ende ist. Mal schauen, was ich danach mache. Hatten Ihre äußerliche­n Veränderun­gen immer mit Rollen zu tun? STEIN Nicht unbedingt. Vor zehn Jahren habe ich mich entschiede­n, mehr Sport zu machen, und habe ein paar Kilo abgespeckt. Für einige Rollen wie in „Nicht mein Tag“habe ich mich extrem runtergesp­eckt, mich sehr bewusst ernährt und monatelang auf Süßigkeite­n und Alkohol verzichtet. Da gingen noch mal sieben, acht Kilo runter. Ich laufe den halben Film nackt rum und wollte mir selber optisch gefallen. Die Entscheidu­ng abzunehmen, war also eine persönlich­e? STEIN Ja. Ich habe mit 15, 16 angefangen, viel für Film und Fernsehen zu arbeiten – und dann gab es lange Tage, an denen ich mich unregelmäß­ig und schlecht ernährt habe – auch mal nachts um eins. So habe ich zugenommen. Also war Axel Stein mit 14 dünn? STEIN Ich war immer gut im Saft. Wenn ich eine Tafel Schokolade angucke, habe ich schon ein Kilo drauf. Sport habe ich damals viel gemacht, Rollhockey und Fußball, aber wegen des Jobs habe ich das vernachläs­sigt. Irgendwann habe ich einen Schlussstr­ich gezogen. War der Bart auch eine persönlich­e Entscheidu­ng? STEIN In meinem Beruf gehört optische Veränderun­g dazu – manchmal ist es halt ein Bart. Der ist nicht Teil meiner Persönlich­keit, privat würde ich den nicht so lange wachsen lassen. Das nervt, gerade im Sommer. Trotzdem ist die Abwechslun­g im Job spannend – im Alltag würde ich mich nicht so oft neu erfinden. Mussten Sie lernen, Kompliment­e über Ihr Aussehen anzunehmen? STEIN Wichtig ist, dass ich mir selber gefalle. Ich bin sehr geerdet und habe ein tolles Umfeld. Ich lebe nicht in einer Glitzerwel­t, in der sich alles nur ums Äußere dreht. Sie wohnen in Wuppertal, oder? STEIN Ja. Ich wollte damit nicht sagen, dass Wuppertal gar nicht glitzert. STEIN Ach, das ist schon ein wenig so. Aber für das Oberflächl­iche bin ich nicht zu haben. Und Wuppertal ist meine Heimat. Ich habe nichts davon, wenn jemand sagt: „Du siehst aber gut aus.“Trotzdem ist es angenehmer, als wenn man sagt „Du siehst aus wie ein Sack Muscheln“– aber ich kann damit umgehen. Warum haben Sie diese Fotos überhaupt gepostet? STEIN Weil sie mal wieder etwas Anderes sind und ich gerade mal wieder ein Shooting gemacht habe. Das gehört auch zu meinem Job. Genauso wie die Sozialen Netzwerke. Dabei bin ich dafür eigentlich nicht der Typ. Ich verstehe, dass Leute das Bedürfnis haben, von anderen etwas mitzubekom­men – ich selbst bin da nicht so neugierig. Ich habe Hobbys, mit denen ich mehr anfangen kann. Autos. STEIN Oder eine halbe Stunde durch den Wald laufen. Das gibt mir mehr, als den ganzen Tag vor dem Bildschirm zu sitzen und zu gucken, was Klaus Müller zum Frühstück gegessen hat. Hat Sie Ihr früheres Aussehen auf bestimmte Rollen festgelegt? Das rief geradezu nach Komödie. STEIN Ich habe da viel Glück gehabt. Bernd Eichinger hat mich entdeckt, es war die Zeit mit „American Pie“, als der deutsche Markt mit TeenieKomö­dien überflutet wurde. Ob ich dünn war oder dick, spielte da keine Rolle – man hat gemerkt, dass ich Bock hatte, das zu machen. Hätte der schlanke Axel Stein vielleicht nicht den Durchbruch geschafft? Wie weit geht Ihre Eitelkeit? STEIN Mein Kumpel Tom Beck ist eitler als ich. Natürlich muss ich auf mein Äußeres achten, ich habe aber auch kein Problem damit, samstagmor­gens in der Jogginghos­e durch den Garten zu laufen. Augenbraue­n zupfen? STEIN Lieber Himmel. Wird Ihre Stirn etwas höher? STEIN Ein schönes Gesicht braucht Platz. Manch einer bricht da in Panik aus. STEIN Da bin ich total entspannt. Wenn es mehr wird, rasiere ich die Haare ab.

S. DALKOWSKI FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

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