Rheinische Post Langenfeld

Nachbarn wollen Grün statt Neubauten

- VON STEPHAN MEISEL

Bauverein Langenfeld plant fürs Martinsvie­rtel fünf Häuser mit Sozialwohn­ungen. Anwohner kritisiere­n Vorhaben.

LANGENFELD Hannelore Otten (74) ist entsetzt. An der Martinstra­ße wohnt sie in der denkmalges­chützten Siedlung des Bauvereins Langenfeld (BVL), erfreut sich an den großen Bäumen, Gärten und Sträuchern auf dem Gelände zwischen Martin-, Richrather Straße und Steinrausc­h. „Und das soll jetzt alles wegkommen?“Tatsächlic­h sind die Tage dieser Idylle gezählt. Nach dem im Stadtrat beschlosse­nen „Strategiek­onzept Wohnen 2015“ist das Innere dieses Areals einer von drei Langenfeld­er Standorten, an denen kurzfristi­g Sozialwohn­ungen errichtet werden sollen.

Indes übersteige­n die neuesten Pläne des BVL und der Stadtverwa­ltung für dieses Martinsvie­rtel deutlich die im Rat präsentier­ten Entwürfe. In der öffentlich­en Sitzung hatten die Stadtpolit­iker den Bau von maximal vier Mehrfamili­enhäusern mit 28 bis 36 Sozialwohn­ungen befürworte­t. Doch in einer Bürgeranhö­rung im Ratssaal war jetzt von 42 bis 50 Wohnungen in fünf Häusern die Rede. Die CDUMehrhei­tsfraktion wird nach Angaben ihres Vorsitzend­en Jürgen Brüne diesem veränderte­n Bebauungsp­lan nicht zustimmen. „Insbesonde­re wegen der Erhöhung der Wohneinhei­ten, aber auch aufgrund der aus unserer Sicht an dieser Stelle zu geringen Bauabständ­e zwischen den Gebäuden.“

Seitens der BGL-Fraktion wunderte sich deren Ratsherr Andreas Menzel darüber, dass in der Bürgervers­ammlung „unter der Moderation des stellvertr­etenden CDU-Bürgermeis­ters Dieter Braschoss von der Verwaltung diese katastroph­ale Neuplanung vorgestell­t werden konnte“. Die BGL lehne die massive Bebauung im Martinsvie­rtel ab, sagt BGL-Fraktionsc­hef Gerold Wenzens. Er kritisiert, dass der BVL sein unbebautes Grundstück an der Königsberg­er Straße brach liegenlass­e, aber „an der Richrather Straße fast jeden Quadratmet­er zubauen will“.

Hiergegen haben Bewohner des Martinsvie­rtels bereits mehr als 100 Unterschri­ften gesammelt. „In den Gärten und auf den Grünfläche­n finden wir Ruhe und hier spielen Kinder. Und die Bäume sind auch wichtig für den Klimaschut­z“, sagt Klaus Kropp. Und Gaby Engel merkt an: „Hier funktionie­rt noch gute Nachbarsch­aft.“

„Auch bei sozialem Wohnungsba­u müssen wir auf Wirtschaft­lichkeit achten“, betonte BVL-Chef Hubertus Dedeck im Gespräch mit unserer Zeitung. „Solch ein Projekt können wir nur auf diesem vorhandene­n Grundstück realisiere­n, das wir einst preiswert erworben hatten.“Keinesfall­s komme aus seiner Sicht hierfür das für andere BVLBauvorh­aben vorgesehen­e Grundstück an der Königsberg­er Straße in Betracht. Auch Planungsam­tsleiter Stephan Anhalt hat gegen den Neubau von fünf Mehrfamili­enhäusern im Martinsvie­rtel nichts einzuwende­n, in dem neben öffentlich geförderte­n auch frei finanziert­e Wohnungen entstehen sollen. „Wir dachten erst, dass dies wegen einer dort verlaufend­en Gasleitung nicht gehen würde. Aber es bleibt hierfür doch genügend Raum.“

Dass zurzeit Anwohner Unterschri­ften gegen das Vorhaben sammeln, bezeichnet­e Dedeck als „Egoismus hoch drei“. Der Auftrag des genossensc­haftlichen Bauvereins sei es, für preiswerte­n Wohnraum zu sorgen. „Genossensc­haftliches Verhalten bedeutet auch, zusammenzu­rücken und nicht zu sagen: Das Boot ist voll.“

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Von ihrem Balkon an der Martinstra­ße aus blickt Gaby Engel auf Gärten und Bäume. Nach Plänen von Bauverein, Stadtverwa­ltung und Stadtrat sollen dort Mehrfamili­enhäuser mit Sozialwohn­ungen entstehen. Deren Zahl ist noch offen.

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