Rheinische Post Langenfeld

Vogts legt sich beim Pokaltalk fest: „Borussia siegt 4:2“

- VON BERND JOLITZ

DÜSSELDORF Heute um 18.30 Uhr wird in der Düsseldorf­er Arena das DFB-Pokalspiel zwischen Gastgeber Fortuna und Borussia Mönchengla­dbach angepfiffe­n. Zum Aufwärmen trafen sich bereits gestern bekannte Vertreter der Fußballsze­ne und beider Klubs zum Ergo-Pokaltalk – bei bester Aussicht aus der 28. Etage des Turms des Versicheru­ngskonzern­s. In der Gesprächsr­unde, die der stellvertr­etende RP-Sportchef Gianni Costa leitete, herrschte dabei allerdings mehr Harmonie, als auf dem Rasen zu erwarten ist.

So ließ sich Fortunas Sportvorst­and Erich Rutemöller nicht aus der Reserve locken, als Costa dem Zweitliga-Tabellenfü­hrer wegen des jüngsten 1:5 Borussias gegen Lever- Borussia Mönchengla­dbach, 53 Jahre, früher Stürmer kusen die Favoritenr­olle zuschieben wollte: „Da sehe ich schon noch ein paar Unterschie­de.“Gladbachs Vizepräsid­ent Rainer Bonhof gestand jedoch, dass ihn die Pleite noch immer wurmt: „Ich habe extra keine Krawatte angezogen, damit mein Hals mehr Platz hat.“

Natürlich war die aktuelle Begegnung das Hauptthema des Talks, den Ex-Nationalsp­ieler und -Bundestrai­ner Berti Vogts und DFB-Vizepräsid­ent Peter Frymuth komplettie­rten. Besonderen Spaß hatten die Zuschauer allerdings an spannenden Anekdoten, so als Vogts die legendäre Selbsteinw­echslung Günter Netzers im DFB-Pokalfinal­e 1973 schilderte.

Netzers Ärger mit dem damaligen Borussia-Trainer Hennes Weisweiler habe ja bereits tagelang ge- Fortuna Düsseldorf, 63 Jahre,

früher Mittelfeld­spieler schwelt, erinnerte sich Berti Vogts. „Jupp Heynckes und ich haben Günter dann gesagt: Du gehst doch sowieso zu Real Madrid, setz dich doch bitte auf die Bank und gib Ruhe.“Als es zur Verlängeru­ng kam, sei Netzer dann jedoch zu Borussias Mittelfeld­spieler Christian Kulik gegangen und habe gefragt, ob er noch könne. „Da hat Christian gesagt: Nein, Günter, du musst für mich rein. Und Netzer ging zu Hennes Weisweiler und teilte ihm mit: Jetzt spiele ich.“

Peter Frymuth gelang es, den Scheinwerf­er wieder zurück auf das Niederrhei­nderby zu drehen – indem er die Borussia als Vorbild für die aktuell aufstreben­de Fortuna auswies. „Fortuna ist auf einem guten Weg“, attestiert­e der DFB-Vize dem Klub, den er jahrelang als Vor- standsvors­itzender führte. „Doch für einen wirklich dauerhafte­n Aufschwung bedarf es neben dem sportliche­n Erfolg auch hervorrage­nder Arbeit im Umfeld – wie bei Borussia. Der nun begonnene Bau des Nachwuchsl­eistungsze­ntrums ist dabei ein wichtiger Schritt.“

Das Pokalduell heute werden die mentalen Eigenschaf­ten entscheide­n, versichert­e Rutemöller, der mit Vogts und Bonhof das Trainertea­m bildete, das Deutschlan­d zum EMTitel 1996 führte. Und der Sportvorst­and gab ehrlich zu: „Wir haben schon die Zielsetzun­g, wieder Erstligist zu sein, aber das kann auch erst in der nächsten Saison sein.“

An einen Pokaltipp wagte er sich allerdings ebenso wenig heran wie Frymuth – da wurden die beiden Gladbacher schon deutlicher. „Am besten in der 89. Minute das 1:0 machen, dann brauchst du nicht mehr lange zu leiden“, meinte Bonhof. Vogts ergänzte ein „4:2 für Borussia, weil sie jetzt liefern muss“– und das, obwohl der 70-Jährige kurz zuvor zugegeben hatte, „dass ich inzwischen häufiger in Düsseldorf als in Mönchengla­dbach bin“.

Vogts war es freilich über den Pokal hinaus ein Anliegen, den deutschen Klubs ins Gewissen zu reden. „Es ärgert mich schon, dass viele Vereine in den Bundesliga­spielen die beste Elf an den Start bringen und dann donnerstag­s in der Europa League neun Spieler austausche­n“, betonte der frühere Nationalsp­ieler. „Dort werden dann Punkte liegengela­ssen, und das ist nicht gut für den deutschen Fußball.“

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FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Berti Vogts war bei der Gesprächsr­unde gut gelaunt.

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