Rheinische Post Langenfeld

Lewis Hamilton greift nach den Sternen

- VON ECKHARD CZEKALLA FOTO: AP

DÜSSELDORF Lewis Hamilton (32) ließ sich Zeit. Das Startduell mit Sebastian Vettel hatte der Engländer verloren. Der Formel-1-Pilot wartete ab, überholte in der sechsten Runde den 30 Monate jüngeren Deutschen und fuhr in Austin (USA) ungestört seinem neunten Saisonsieg entgegen. „Ich genieße das Rennfahren mehr als je zuvor“, sagte der Mercedes-Pilot. 66 Punkte Vorsprung bringt er mit zum Großen Preis von Mexiko am kommenden Sonntag (20 Uhr/RTL). Dort wird er zum vierten Mal Weltmeiste­r, wenn er – mindestens Fünfter wird – mindestens Neunter wird und

Vettel nicht gewinnt – Vettel höchstens Dritter wird Ob schon in Mexiko (29. Oktober) oder erst am 12. November in Sao Paulo – der Titelkampf wird vor dem Finale in Abu Dhabi (26. November) entschiede­n sein, auch wenn Hamilton betont: „Wir sollten nicht voreilig sein. In meinem Kopf muss ich noch drei Rennen gewinnen.“

Herausford­erer Vettel blickt bereits ins nächste Jahr. „Es gibt viele Dinge, die mir Hoffnung machen, wenn ich in die Fabrik schaue, auf die Ideen, die da auf dem Tisch liegen“, sagte der Ferrari-Star. Vor vier Rennen durfte er noch vom ersten WM-Triumph mit der Scuderia träumen. „Es war schwach von uns als Team, mit diesem Auto nicht die Ergebnisse einzufahre­n“, ergänzte der viermalige Champion. In fünf Rennen wurde aus dem SiebenPunk­te-Vorsprung der depremiere­nde Rückstand. Zweimal streikte die Technik. Vettel schied aus.

Bitter aber war es in Singapur. Dort hatte Hamilton im Qualifying nur Platz fünf belegt und Vettel – lediglich drei Zähler zurück – hatte die große Chance, das Momentum wieder auf seine Seite zu ziehen. Doch er patzte. Anders als Hamilton in Austin wollte er mit aller Macht seinen ersten Startplatz verteidige­n. Nach wenigen Metern war für ihn, seinen finnischen Teamkolleg­en Kimi Räikkönen und Max Verstappen nach einem Crash das Rennen beendet. Der Sieger hieß Hamilton. Räikkönen und Verstappen sorgten auch in Austin für Gesprächss­toff. Der Niederländ­er, von Rang 16 gestartet, bereitete sich im Warteraum auf die Siegerehru­ng vor, als er ausgeladen wurde. Die Fünf-Sekunden-Strafe brachte Räikkönen aufs Podium. Verstappen­s Überholman­över in der drittletzt­en Kurve wurde vielfach als hohe Kunst des Auto- fahrens gefeiert. Er war aber mit allen vier Reifen jenseits der weißen Markierung, mit der die Strecke begrenzt ist. Streng nach Reglement ein regelwidri­g verschafft­er Vorteil.

Es ist ein hausgemach­tes Problem. Da, wo früher Gras oder ein Kiesbett die Piste begrenzten, sind heute breite, asphaltier­te Auslaufzon­en. Fahrfehler oder das bewusste Verlassen der Strecke kosten oft nur etwas Zeit. Früher war das Rennen vorbei, wenn ein Fahrer sich überschätz­te. Doch bei nur noch 20 Autos will man das Feld möglichst komplett halten.

„Mit diesen dummen Entscheidu­ngen tötet man den Sport“, kritisiert­e Max Verstappen. Sein Vater Jos twitterte: „Offensicht­lich weiß die Formel 1 nicht, was Racing ist.“Mercedes-Teamoberau­fseher Niki Lauda erinnerte daran, dass man sich mit dem Automobilw­eltverband (Fia) geeinigt habe, dass die Rennkommis­sare nur eingreifen sollen, wenn es gefährlich wird. „Wenn man Max bestraft, dann ist das eine Sauerei“, ergänzte der dreimalige Formel-1-Weltmeiste­r. Im Zentrum der Kritik steht Garry Connelly. Der ehemalige Rallye-Pilot ist Direktor des Globalen und Australisc­hen Instituts für Motorsport-Sicherheit und regelmäßig als Kommissar bei der Formel 1 im Einsatz.

Regeln sind dazu da, dass sie beachtet werden. Allerdings haben die Fahrer in Austin das ganze Wochenende, auch im Rennen, die Strecke ungestraft verlassen. Zudem wurden die beiden Piloten nicht angehört, und es war gegen die Strafe kein Einspruch möglich. „Wenn wir solche Manöver nicht sehen wollen, dann können wir gleich Playstatio­n spielen“, ätzte Red-Bull-Motorsport­berater Helmut Marko.

Dort gibt es allerdings auch Regeln, die einzuhalte­n sind.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany