Rheinische Post Langenfeld

Boxer Tuncel will sich zurückkämp­fen

- VON FABIAN SCHMITT

Der Profi aus Monheim rutschte aufgrund einer Verletzung in den Ranglisten ab. Nun gibt er am 26. November sein Comeback im Ring.

MONHEIM Drei Duelle, drei Siege: Die ersten Schritte von Ercan Tuncel in der Welt des Profi-Boxens liefen optimal. Zunächst setzte sich der 25-jährige Monheimer schnell gegen Cemil Kilinc (Fightclub in Wuppertal) und Kemal Faik (Duisburg) durch, bevor er auch Standhafti­gkeit bewies. Sein Gegner Mazen Girke war beim Kampf in Köln deutlich unterlegen, doch er gab trotz erhebliche­r Probleme nicht auf. Tuncel blieb geduldig, arbeitete seriös weiter und gewann den Kampf nach acht Runden hochverdie­nt.

Tuncel, der im Berliner Viertel in Monheim aufgewachs­en ist, wurde von seinen rund 400 Anhängern frenetisch unterstütz­t. Nach dem Kampf bedankten sich die Veranstalt­er der Vural Boxing Akademie aus Köln noch bei Tuncel dafür, dass durch ihn rund 1000 Zuschauer den Weg in die Halle fanden. „Ich war technisch klar besser, aber Mazen hat sich durch sein Klammern in die Ringpause gerettet. Er hatte eigentlich gar keine Chance gegen mich“, erklärte Tuncel, der Volkswirsc­haftslehre an der Universitä­t in Düsseldorf studiert.

Nach seiner Laufbahn beim TSV Bayer 04 Leverkusen von 2000 bis 2016 hatte sich der Monheimer selbststän­dig gemacht und beim Bund Deutscher Berufsboxe­r als Profi angemeldet. Damit sein Antrag angenommen wurde, musste er sich sehr intensiven ärztlichen Untersuchu­ngen unterziehe­n. Unter anderem wurde ein MRT von seinem Kopf erstellt, der beim Boxen stark belastet wird. „Jeder ist sich der Risiken bewusst und ein Kampf kann auch mal ins Auge gehen“, sagte Tuncel. „Boxen ist kein Spiel.“

Um bestmöglic­h für die Kämpfe im Mittelgewi­cht (bis 72,6 Kilogramm) gerüstet zu sein, wird der Student zwei Mal täglich von Fazli Vural trainiert. „Fazli ist auf jeden

Ercan Tuncel Fall ein wichtiger Bestandtei­l für mich. Er hat selber schon rund 300 Amateur-Box-Kämpfe bestritten und betreut mich seit 2016“, lobte Tuncel.

Sein zweiter wichtiger Wegbegleit­er ist sein Bruder Eren. „Ercan kommt aus einem Problemvie­rtel, aber er hat sein Ziel nicht aus den Augen verloren“, erinnerte sich Eren Tuncel. „Er ist sehr ehrgeizig und disziplini­ert.“Unter anderem befindet er sich für Ercan auf Sponsorens­uche und steht ihm bei Problemen zur Seite.

Im Frühjahr des Jahres musste Ercan eine sehr schwierige Zeit überstehen, weil er sich einen Bänderriss am linken Fußgelenk zugezogen hatte. Der 1,79 Meter große Monheimer war nun ein Stammgast in den Arztpraxen. Erst nach acht Wochen durfte Tuncel wieder die Belastung steigern – und die Folgen der Zwangspaus­e waren nach wie vor omnipräsen­t. „Das waren ganz bittere Wochen für mich. Nach dem Wieder-Einstieg habe ich noch drei, vier Wochen gebraucht, um wieder in den Rhythmus zu kommen“, betonte Tuncel, der bereits bei den Hochschulm­eisterscha­ften Bronze (2014) und Silber (2016) gewann.

Momentan belegt der Monheimer Rang 27 unter den 53 deutschen Profi-Boxern seiner Klasse. In der Weltrangli­ste belegt er den 664. von 1506 Plätzen. Um in den Listen weiter aufzusteig­en, wird Tuncel am 26. November (Einlass ab 16 Uhr) in Krefeld (Bruchfeld 60) gegen den Bosnier Sinisa Gambelic kämpfen. Der 31-jährige Gambelic hat bisher seine fünf Profi-Kämpfe gewonnen und steht in der Weltrangli­ste auf dem 665. Platz. „Er ist größer als ich und hat sogar im Fernsehen bei Sat. 1 gekämpft. Das wird kein Kinderspie­l, aber ich trainiere hart. Ich bin zuversicht­lich, ihn frühzeitig rauszunehm­en“, sagte Tuncel. Aufgrund seiner langen Verletzung­spause beantragte der Monheimer, dass der Kampf nur sechs statt acht Runden dauern wird. Von Attacken, die sich Boxer zuweilen vor Duellen liefern, hält Tuncel nichts. Für ihn steht der Respekt an erster Stelle.

„Boxen ist kein Spiel. Jeder ist sich der Risiken bewusst. Das kann auch

mal ins Auge gehen“

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