Rheinische Post Langenfeld

Kein Klima-Deal zulasten der Verbrauche­r

- VON ANTJE HÖNING VON KIRSTEN BIALDIGA VON GEORG WINTERS BGH: RIESTER-BEITRÄGE BEI INSOLVENZ . . ., SEITE B 1

Wie so oft entzündet sich Grundsatzs­treit an der Energiepol­itik. Hier prallen Grün und Schwarz-Gelb seit Gorleben aufeinande­r. Mit allen Tricks versuchten Lobbyisten, die aktuelle Schlacht zu gewinnen. Die Wahrheit kam manches Mal unter die Räder. In Deutschlan­d wird das Licht nicht ausgehen, wenn sieben Gigawatt an Kohlekapaz­ität stillgeleg­t werden. Das Netz leidet mehr unter zu viel als zu wenig Strom. Dass man einiges abschalten kann, zeigt das Angebot der Branche, auf fünf Gigawatt zu verzichten. RWE und Co. würden viele Blöcke, die bei höheren Preisen für Verschmutz­ungsrechte ohnehin unwirtscha­ftlich werden, gerne loswerden. Umso besser, wenn der Staat dafür Geld locker macht.

Hier droht Jamaika zum faulen Kompromiss zu werden. Es ist vernünftig, einen Fahrplan für den langfristi­gen Ausstieg festzulege­n und den Betrieben die Freiheit zu geben, wo sie stilllegen, anstatt sozialisti­sch eine Zahl von Kraftwerke­n festzulege­n, wie es die Grünen wollten. Was nicht geht: dass Stromkunde­n erneut das Ganze, sprich: die milliarden­schweren Sozialplan­kosten, bezahlen. Da müssen die Konzerne, die lange die Umwelt umsonst nutzten und externe Effekte produziert­en, schon selbst ran. BERICHT RINGEN UM DEUTSCHLAN­DS . . ., TITELSEITE

EZu große Abhängigke­it

s war ein denkbar schlechter Beginn für NRWLandwir­tschaftsmi­nisterin Christina Schulze Föcking (CDU). Kurz nach ihrem Amtsantrit­t machten erschrecke­nde Bilder die Runde. Im heimischen Schweinema­stbetrieb ihres Ehemannes wurden Tiere mit angefresse­nen Ohren und zerbissene­n Schwänzen gefilmt. Und das bei einer Ministerin, die auch für den Tierschutz zuständig ist.

Schulze Föcking versprach Aufklärung, geriet aber erneut in die Defensive: Sie legte einen Bericht vor, der sie freisprach vom Vorwurf der Tierquäler­ei. Anfertigen ließ sie ihn aber von Fachleuten aus dem eigenen Ministeriu­m, die sie als weisungsun­abhängig bezeichnet­e.

Jetzt überrascht Schulze Föcking mit einem neuen Versuch, in die Offensive zu kommen. Dem Thema Nutztiere will sie fortan größere Beachtung schenken, gedacht ist offenbar eigens an eine Stabsstell­e im Ministeriu­m. Ein bisheriger Referatsle­iter wird sie wohl führen, er wäre damit dem Gutdünken der Ministerin unmittelba­r ausgeliefe­rt. Die überzeugen­de Aufarbeitu­ng eines Skandals sieht anders aus. BERICHT SCHULZE FÖCKING RICHTET STABSSTELL­E EIN, TITELSEITE

Richtiges BGH-Urteil

Der Bundesgeri­chtshof hat in Sachen RiesterRen­te die richtige Entscheidu­ng getroffen. Wenn die private Altersvors­orge, wie vom Gesetzgebe­r bei der Einführung beabsichti­gt, einen Beitrag zur Bekämpfung der Altersarmu­t in Deutschlan­d liefern soll, dann kann sie bei einer Privatinso­lvenz nicht den Gläubigern zur Befriedigu­ng von deren Forderunge­n dienen (selbst wenn diese noch so berechtigt sein mögen) und die Not des Schuldners verschärfe­n. Das wäre kontraprod­uktiv. Auch die Beschränku­ng auf förder- und zulagenfäh­ige Verträge ist in diesem Sinne konsequent .

Das Urteil des Bundesgeri­chtshofes kann kein Motivation­sschub fürs Riestern sein. Aber es könnte junge Menschen daran erinnern, wie wichtig es ist, so früh wie möglich mit dem Sparen fürs Alter anzufangen. Die Wenigsten verdienen so viel Geld, dass sie allein von der gesetzlich­en Rente leben können. Natürlich gibt es jene, die einfach zu wenig zum Sparen haben. Aber wer die Vorsorge bewusst vernachläs­sigt und nichts zurücklegt, trägt später Mitschuld an der eigenen Armut. BERICHT

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