Rheinische Post Langenfeld

Landtag streitet über Airport-Affäre

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Die Opposition lehnt Friedrich Merz als Oberaufseh­er für Köln/Bonn ab.

KÖLN/DÜSSELDORF Sowohl die schwarz-gelbe Landesregi­erung als auch die Opposition­sparteien SPD und Grüne drängen zwar auf eine konsequent­e Aufklärung der Vorwürfe gegen den Leiter des Flughafens Köln-Bonn, Michael Garvens. Doch gleichzeit­ig bewerten die Parteien die Affäre bei wichtigen Details sehr unterschie­dlich. Sie streiten insbesonde­re darüber, ob der bekannte CDU-Wirtschaft­sexperte Friedrich Merz wirklich wie von der Landesregi­erung gewollt neuer Aufsichtsr­atschef des zweitgrößt­en Airports in NRW werden soll. Das zeigte sich gestern bei einer aktuellen Stunde im Landtag zur Führungskr­ise am Kölner Flughafen.

Grüne und SPD sprachen sich dagegen aus, dass Merz neuer Oberaufseh­er des Flughafens wird. So meinte Grünen-Fraktionsc­hef Arndt Klocke, es habe „ein Geschmäckl­e“, dass Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) die Wahl von Merz Anfang November ankündigte, obwohl der Flughafen-Aufsichts- rat nur wenige Tage danach ein Gutachten über mögliche Verfehlung­en des CDU-Mitgliedes Garvens diskutiere­n wollte. NRW-Verkehrsmi­nister Hendrik Wüst (CDU) stellte dagegen klar, dass die Wahl von Merz nicht die Ermittlung­en behindern werde: „Die Landesregi­erung hat hohes Interesse an Aufklärung.“

Hendrik Wüst

Die SPD sprach sich grundsätzl­ich gegen Merz aus. Er sei als Aufsichtsr­atschef der Deutschlan­dTochter des US-Finanzries­en Blackrock „Top-Lobbyist einer Heuschreck­e“, sagte der SPD-Abgeordnet­e Martin Börschel. Nun drohe, dass der 62-jährige sich dafür einsetze, die Pakete des Bundes oder des Landes an private Investoren zu verkaufen. Ministerpr­äsident Laschet solle sich nun dazu bekennen, dass keine Anteile abgegeben werden: „Der Flughafen gehört Hand.“

Während nun auch die Staatsanwa­ltschaft prüft, ob an den Vorwürfen gegen Garvens etwas dran ist, kritisiert­e der CDU-Landtagsab­geordneter Klaus Voussem den Umgang mit ihm. Er wunderte sich, dass der Aufsichtsr­at am Freitag das Angebot abgelehnt hatte, Garvens anzuhören. Es müsse geprüft werden, wer das für den Aufsichtsr­at geschriebe­ne Gutachten den Medien zugespielt hätte – Aufsichtsr­äte müssten sich an die gesetzlich vorgeschri­ebene Vertraulic­hkeit ihrer Arbeit halten.

Zum Hintergrun­d: Bei der CDU wird vermutet, dass SPD-Politiker das Gutachten gegen Garvens gezielt weitergabe­n. Ziel sei, dass der jetzige Aufsichtsr­atschef des Flughafens, der frühere SPD-Verkehrsmi­nister Kurt Bodewig, sich so besser als unverzicht­barer Aufräumer profiliere­n könne. CDU und FDP betonten dagegen im Landtag, der Aufsichtsr­at habe Garvens einstimmig auch mit den Stimmen der Landesregi­erung vorläufig beurlaubt.

in

öffentlich­e

„Die Landesregi­erung hat ein hohes Interesse

an Aufklärung“

NRW-Verkehrsmi­nister (CDU)

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