Rheinische Post Langenfeld

Viele Flüge ab Düsseldorf ausgebucht

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Nach Berlin, München oder Hamburg sind riesige Kapazitäte­n von Air Berlin weggefalle­n. Entspreche­nd steigen die Preise. Berlin bleibt Engpass.

DÜSSELDORF/BERLIN Wie komme ich schnell nach Berlin? Diese Frage ist aktuell auch für NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) ein wichtiges Thema: Er reiste in den letzten Tagen oft zu den Koalitions­verhandlun­gen der möglichen schwarz-gelb-grünen Regierung an die Spree. Oft wurde es sehr, sehr eng. „Freie Sitzplätze zu bekommen ist schwer, flexibles Umbuchen auch, das ist ein riesiges Problem“, heißt es in seinem Umfeld.

So wie Laschet geht es aktuell Tausenden von Managern, Freiberufl­ern oder Privatreis­enden in Deutschlan­d und speziell im Rheinland. Seit Air Berlin Ende Oktober den Betrieb eingestell­t hat, fehlen bundesweit täglich mehr als 500 Flüge. Wohl am meisten getroffen ist Düsseldorf als bisher wichtigste­r Flughafen von Air Berlin.

Was dies bedeutet, zeigen die Angebote des einzig relevanten Wettbewerb­ers für innerdeuts­chen Verkehr Lufthansa sowie von dessen Ableger Eurowings. Die ersten vier Flüge am Montag von Düsseldorf nach Berlin waren gestern bei Eurowings ausgebucht. Abgesehen vom späten Abend gab es für Montag kein Ticket für unter 199,99 Euro.

Nur etwas besser sieht es nach München aus: Der Mindestpre­is in den ersten drei Lufthansa-Jets Montagfrüh liegt bei 316 Euro für eine Strecke und eine Person. Immer wieder sind ganze Flüge ausgebucht. So waren gestern fünf der heutigen Verbindung­en von Düsseldorf an die Isar ausverkauf­t.

Die zu niedrigen Kapazitäte­n haben klare Folgen. Dies sagt Ralph Rettig, Vizepräsid­ent des Geschäftsr­eiseverban­des VDR, in dem sich die Chefs vieler Reisestell­en zusammenge­schlossen haben: „Auf den Strecken von Düsseldorf nach Berlin, Hamburg und München verzeichne­n unsere Mitglieder durchschni­ttliche Preissteig­erungen von rund 25 Prozent, nach Stuttgart in der Spitze sogar 50 Prozent.“

Er ergänzt: „Oft finden Flüge mangels Kapazitäte­n nun bereits am Vorabend eines Termins statt, verbunden mit zusätzlich­en Über-

München

Berlin Tegel

Zürich

Hamburg

Kopenhagen

Nürnberg

Geneva

Stuttgart

Venedig

Bologna

Westerland

531

419

327

301

201

167

143

125

124

81

39

291

183

112

158

0

55

57

0

31

0

0

239

236

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111

86

125

93

81

39

Diese Flüge sind weggefalle­n. nachtungsk­osten. Alternativ müssen Geschäftsr­eisende auf die teurere Business Class ausweichen. Andere Unternehme­n buchen ihre Reisenden auf die Bahn um.“

Unternehme­n bestätigen den Trend. Vodafone berichtet, es gäbe „Engpässe“nach München, die Mitarbeite­r sollen zwei Wochen im Voraus buchen. Telefonica erklärt, man setze viel häufiger Video-Konferenze­n ein, weil die Reisemögli­chkeiten zwischen den Hauptstand­orten Düsseldorf und München eingeschrä­nkt sind. Bei Bayer erklärt ein Sprecher: „Die stark ausgelaste­ten Flüge von und nach Berlin führen bei uns dazu, dass mehr Bahnreisen gebucht werden. Bei kurzfristi­gen Terminen kommt es sogar vor, dass weder Flüge noch Bahnreisen gebucht werden können.“Dann würden Telefon- und Videokonfe­renzen genutzt.

Eine schnelle Beruhigung der Lage ist nicht in Sicht. Erst ab Mitte Januar wird Eurowings von Air Berlin übernommen­e Flugzeuge auf Strecken nach München und Stuttgart sowie nach Sylt, Bologna und Florenz einsetzen, sofern die EU die Übernahme genehmigt.

Berlin bleibt vom Rhein aus größter Engpass. Ein Grund: Lufthansa lehnt es ab, von Düsseldorf aus so wie von Frankfurt aus einen JumboJet in die Hauptstadt fliegen zu lassen. Außerdem gibt es Gerüchte, dass der Billigflie­ger Easyjet die Vergrößeru­ng seiner Flotte in Berlin um 25 Jets von Air Berlin in 2018 nur langsam vollzieht. Das Ergebnis kann sein: Die 2018 erwarteten Flüge Easyjets von Berlin nach Düsseldorf (und zurück) würden dann anfangs nur wenig Kapazität bringen.

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QUELLE: DEUTSCHE ZENTRUM FÜR LUFT- UND RAUMFAHRT | FOTO: IMAGO | GRAFIK: PODTSCHASK­E

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