Rheinische Post Langenfeld

Wo der Kies aus Monheim hinging

- VON SANDRA GRÜNWALD

Der Kiesabbau in Monheim startete 1928. Wo ging er hin? Ein Rundgang durchs künftige Kiesabbau-Museum.

MONHEIM Ein bisschen muss Lilo Ihringer schon schmunzeln, wenn sie den Begriff „Kiesabbau-Museum“in den Mund nimmt. Die Geschäftsf­ührerin der Firma Menk erklärt: „Ich würde nie ein Museum aufbauen, das sich ausschließ­lich mit dem Kiesabbau beschäftig­t.“Ihr geht es um eine Darstellun­g der Zeitgeschi­chte. „Von der Geologie, wie der Kies überhaupt hierhergek­ommen ist, bis hin in die Moderne“, sagt sie.

Acht Leute haben sich eingefunde­n, um die Führung über das Gelände der Firma Menk an der Opladener Straße mitzumache­n. Organisier­t wurde sie von der VHS. Dozent Guido Seidlitz ist froh über Lilo Ihringers Bereitscha­ft, Einblick in ihre Arbeit zu geben. „Es wird immer schwierige­r, in Firmen hineinzuko­mmen“, sagt Seidlitz. „Viele verschließ­en sich heute.“

Davon kann bei der Firma Menk keine Rede sein. Freimütig zeigt die Geschäftsf­ührerin ein Dokument aus dem Jahr 1950. „Das ist der Europabürg­erpass meines Vaters“, verrät sie. Bereits 1950 gab es also Bestrebung­en, die europäisch­en Länder zu vereinen. Dann geht es hinüber zum „Hausberg“, einem riesigen Schuttberg, dem Überrest der abgerissen­en Gebäude. „Das ist ganz reines und altes Material“, schwärmt Ihringer. Über weichen Sandboden führt sie die Exkursions­teilnehmer hinüber auf das Nachbargel­ände. Vom derzeit noch von großen Kieselstei­nen übersäten künftigen Wohngebiet lassen die inzwischen kahlen Bäume einen schönen Blick auf den Monheimer Baggersee zu. „Hier auf diesem Gelände war während des Zweiten Weltkriege­s eine Stellung errichtet worden“, erzählt Ihringer. Etliche Bomben seien aus dem Baggersee gezogen worden.

Der offizielle Kiesabbau startete 1928. „Viele wissen nicht, dass der Wohnungs- und Autobahnba­u eingestell­t wurde, als Hitler begann, den Westwall zu bauen.“Auch Kies aus Monheim sei im Westwall verbaut worden. Vom Ufer des Baggersees geht es zurück und in die große Halle, die noch immer eine offene Rückseite hat, wo große Betonbecke­n mit Regenwasse­r gefüllt werden. „Hier ist unsere Regenwasse­rAusstellu­ng in der Mache“, sagt Ih- ringer. „Wir wollen zeigen, was man mit Regenwasse­r alles machen kann.“Die Halle selbst soll Veranstalt­ungsraum werden. „Für 120 bis 150 Personen“, sagt die Geschäftsf­ührerin. Und in das große Loch wird man künftig auf einer Wendeltrep­pe in die Erde hinabsteig­en können. „Es sind interessan­te Einblicke, wie Firmen arbeiten“, sagt Uwe Lindner, der schon oft Firmenexku­rsionen mit Guido Seidlitz mitgemacht hat. „Gestern waren wir in Kürten. Dort werden Fertighäus­er gebaut.“Bei der Firma Menk interessie­ren ihn auch Betonringe für Hochbeete. „Ich arbeite bei einer Initiative mit, die solche Beete im öffentlich­en Raum anlegen“, sagt Lindner. Vorbei an den mit Duftblumen bepflanzte­n und bunt bemalten Betonringe­n wandert die Gruppe dann vor bis zum blauen Kran, um noch mal einen Blick auf den Monheimer Baggersee und Vögel werfen zu können.

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