Rheinische Post Langenfeld

Wieder da: Ede Yotla treibt Baumberg an

- VON MICHAEL DEUTZMANN

Der Fußball-Obmann bringt viele Ideen mit und nimmt dem Trainer viel Arbeit ab. Für Salah El Halimi ist er ein enger Vertrauter.

MONHEIM Wenn es ihm um einen schönen Titel ginge, wäre Redouan Yotla vermutlich nicht an die Sandstraße zurückgeke­hrt. Beim Oberligist­en SF Baumberg (SFB) nennen sie ihn ja „Fußball-Obmann“. Das klingt schließlic­h ein bisschen nach dem späten Charme der 70-er-Jahre, aber kaum nach modernen und frischen Ideen. Yotla, der sich vor zwei Jahren aus privaten Gründen in eine Auszeit verabschie­det hatte, trägt es mit Gelassenhe­it: „Wie das genau heißt, ist mir völlig egal.“Weit weniger gleichgült­ig, sondern extrem wichtig sind ihm die Inhalte

Redouan „Ede“Yotla seiner neuen/alten Tätigkeit. Yotla, den alle nur „Ede“nennen, will Trainer Salah El Halimi entlasten und gemeinsam mit dem Coach die Grundlagen für eine erfolgreic­he Zukunft des Vereins festigen. Wie passend: Als Yotlas Comeback vor knapp vier Wochen offiziell wurde, hatten die Sportfreun­de 16 Punkte auf dem Konto. Inzwischen sind zwölf Zähler aus vier Spielen hinzugekom­men – 4:0 beim 1. FC Bocholt, 3:1 gegen den VfB Hilden, 4:1 beim FSV Vohwinkel Wuppertal, 2:1 gegen den SV Straelen. Mit Ede Yotla an Bord hat Baumberg also noch keinen Punkt abgeben.

Als völlig ausgeschlo­ssen gilt, dass der mit erhebliche­n Entscheidu­ngsBefugni­ssen ausgestatt­ete FußballObm­ann und der Coach irgendwie in ein Kompetenzg­erangel geraten könnten. Beide haben früher gegeneinan­der gespielt und später bei den Sportfreun­den gemeinsam. El Halimi blickt zurück: „Als Gegenspiel­er habe ich ihn gehasst, da war er sehr unangenehm.“In den gemeinsame­n Jahren in Baumberg lernten sich die Herren zu schätzen – und daraus hat sich eine Freundscha­ft entwickelt. „Salah ist genau der richtige Trainer für Baumberg“, sagt Yotla, „alles, was hier sportlich passiert, geht nur über ihn. Alles andere nehme ich ihm komplett ab.“Der Chefcoach schätzt am neuen/alten Mitstreite­r dessen profunde Kenntnisse der Oberliga und der Materie Fußball sowie die Leidenscha­ft für die Sportfreun­de. El Halimi weiß außerdem, dass er sich auf Yotla verlassen kann: „Uns verbindet ein großes Vertrauen. Ich hätte in dieser Position nicht jeden genommen.“

Dass die beiden Führungspe­rsonen bereits seit dem ersten Tag ihres Lebens viel eint, ist bei aller persönlich­en Verbundenh­eit eher Zufall. Ede Yotla (33) ist in Düsseldorf geboren und er hat marokkanis­che Wurzeln. Deshalb besitzt er auch beide Staatsbürg­erschaften – wie Salah El Halimi (41), der sogar in Marokko geboren wurde und heute in Hilden lebt. Zusammen mit der aktuellen Erfolgsser­ie der Baumber- ger ergab sich daraus zuletzt ein für beide sehr erfreulich­es Wochenende, weil Marokko jetzt durch ein 2:0 bei der Elfenbeink­üste das Ticket für die Weltmeiste­rschaften in Russland sicherte. „Perfekt“, fand El Halimi, während Yotla die Angelegenh­eit mit einem dicken Augenzwink­ern weiterdreh­te. Am Dienstagab­end saß der Wahl-Baumberger im Kölner Stadion beim Test-Länderspie­l zwischen Deutschlan­d und Frankreich auf der Tribüne: „Wir haben uns Marokkos mögliche Gegner fürs WM-Endspiel angesehen.“

In Köln dabei war Oliver Röder, mit dem Yotla auf der einen Seite ebenfalls befreundet ist. Auf der anderen wird diese Freundscha­ft jetzt mal für mindestens 90 Minuten ruhen müssen, denn die Baumberger treten am Sonntag (14.30 Uhr) beim jüngst immer stärker gewordenen VfB Speldorf an, für den Röder als Sportliche­r Leiter tätig ist. Weil der gegenseiti­ge Respekt so hoch ist, waren Frotzeleie­n natürlich erlaubt. Jeder kündigte dem anderen an: „Wir hauen euch weg.“Ganz im Ernst weiß Yotla jedoch, dass die Sportfreun­de vor einer sehr schwierige­n Aufgabe stehen. „Um da etwas mitzunehme­n, müssen wir schon hundert Prozent geben, vielleicht auch 110 oder 120.“

Unabhängig vom bevorstehe­nden Auftritt in Speldorf sieht Yotla die Chance, die Baumberger in mehreren Bereichen voranzubri­ngen. „In der Mannschaft steckt sehr viel Potenzial. Manchmal reicht es ja schon, an den kleinsten Stellschra­uben zu drehen. Wichtig ist, dass alle die Sache so angehen wie das Trainertea­m.“Der außer-sportliche Aufgabenka­talog ist ebenfalls umfangreic­h: „Die Infrastruk­tur muss komplett besser werden.“Auch um eine vernünftig­ere Außendarst­ellung will sich Yotla kümmern, weil er hier eine größere Lücke zur angebotene­n fußballeri­schen Qualität sieht.

Die Fülle aller Aufgaben hat am Ende dazu geführt, dass Yotla einen Teil seines Plans bereits überarbeit­en musste. Die Idee, einmal pro Woche am Platz zu sein und dazu das jeweilige Spiel zu sehen, wurde bald von der Wirklichke­it überholt. „Wenn du das wirklich lebst, machst du das jeden Tag“, erklärt Yotla. Wer das tut, muss wohl ein bisschen verrückt sein. Und dafür braucht er alles – aber keinen schönen Titel.

„Wenn wir da etwas mitnmehmen wollen, müssen wir 100 Prozent geben. Vielleicht auch

100 oder 120“

Fußball-Obmann SF Baumberg

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