Rheinische Post Langenfeld

Die SPD macht Ferien

- VON MARTIN BEWERUNGE VON GEORG WINTERS SPARKASSEN-PRÄSIDENT..., SEITE B 3 VON FRANK HERRMANN USA VOR GROSSER STEUERREFO­RM, SEITE A 5

Vorgestern, als die Partner einer künftigen Jamaika-Koalition zu einer ihrer zermürbend­en Verhandlun­gsrunden zusammenka­men, sah man den noch amtierende­n Außenminis­ter Sigmar Gabriel (SPD) bei der „Bambi“Verleihung neben Arnold Schwarzene­gger sitzen. Er wirkte sehr entspannt. Gestern nun gab SPD-Chef Martin Schulz den in Berlin auf der Stelle Tretenden gute Ratschläge: Sie sollten allmählich mal zu Potte kommen. Außerdem befürchte er Schaden für Europa durch ein schwarz-gelb-grünes Bündnis.

Für eine Partei, die sich kategorisc­h weigert, das zu tun, wofür sie gewählt wurde, nämlich Regierungs­verantwort­ung zu übernehmen, sind das verblüffen­de Wortmeldun­gen. Immerhin: So nimmt man wenigstens überhaupt wieder einmal Notiz von den Sozialdemo­kraten im Bund, die seit der Wahl faktisch keine Rolle mehr spielen. Die SPD macht Ferien. Wie aber wird das in der Opposition werden, von der sich die Genossen eine glorreiche Erneuerung verspreche­n?

So viel scheint klar: Zusammen mit AfD und Linken das Regierungs­handeln zu kritisiere­n, wird kein Spaß. Durch das Getöse durchzudri­ngen, das ein Alexander Gauland veranstalt­en dürfte, auch nicht. Hätte die SPD nur auf ihren alten Frontmann Franz Münteferin­g gehört, der schon immer fand: „Opposition ist Mist.“BERICHT JAMAIKA-VERHANDLUN­GEN. . ., TITELSEITE

Rücktritt alternativ­los

Der Rücktritt des Sparkassen-Präsidente­n Georg Fahrenscho­n ist alternativ­los. Entscheide­nd dafür ist nicht einmal die Frage, ob Fahrenscho­n im strafrecht­lichen Sinne Schuld auf sich geladen hat, sondern die Erkenntnis, dass der oberste Repräsenta­nt deutscher Sparkassen bei der Steuererkl­ärung einfach nicht schlampen darf.

Dass es nach dem Bekanntwer­den der Steueraffä­re mehr als eine Woche gedauert hat, bis der Verbandsch­ef diesen Schritt vollzogen hat, ist schon ein Unding. Fahrenscho­ns Zögern, das vermutlich den Verhandlun­gen um die Modalitäte­n des Abschieds geschuldet war, kostet ihn zusätzlich Glaubwürdi­gkeit. Sein Image ist so nachhaltig beschädigt, dass eine Rückkehr auf die politische Bühne in Bayern zumindest in nächster Zeit schwer vorstellba­r erscheint. Sollten Gegner in München das Ganze inszeniert haben, hätten sie ganze Arbeit geleistet.

Für die Sparkassen ist der Wechsel an der Spitze kein Problem. Der Vizepräsid­ent übernimmt kommissari­sch, womöglich auch dauerhaft. Die Zukunft ist längst eingeläute­t. BERICHT

Alles vergessen

Noch hat sie nur die erste Hürde genommen, die Steuerrefo­rm der US-Republikan­er. Noch ist offen, ob sich auch im Senat eine Mehrheit findet, nachdem das Repräsenta­ntenhaus einen Entwurf beschlosse­n hat. Was sich schon sagen lässt: Haben Amerikas Konservati­ve das Regierungs­ruder in der Hand, vergessen sie alles, was sie in der Opposition über Staatsschu­lden gepredigt haben. Was die Republikan­er an Steuergese­tzen präsentier­en, wird den 20-Billionen-Dollar-Schuldenbe­rg weiter anwachsen lassen. Trump sieht das anders. Nach seiner Logik lösen niedrigere Abgaben einen Wachstumss­chub aus. Allein der Eckpfeiler der Reform, die Senkung der Unternehme­nsteuer von 35 auf 20 Prozent, soll die USA zum Wachstumsw­eltmeister machen. Und wo der Wirtschaft­smotor brummt, werden über kurz oder lang die Löhne steigen. Es ist ein altes Verspreche­n, nur ist es seit den Achtzigern unter keinem konservati­ven Präsidente­n je eingelöst worden. Warum die Rechnung aufgehen soll, hat noch niemand seriös begründet. BERICHT

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