Rheinische Post Langenfeld

USA vor großer Steuerrefo­rm

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Die Maßnahme steht aber in der Kritik – auch bei republikan­ischen Kollegen.

WASHINGTON (ap) Das US-Repräsenta­ntenhaus hat weitreiche­nde Steuersenk­ungen beschlosse­n. Die republikan­ische Mehrheit von 227 Abgeordnet­en stimmte gestern mit Ja, 205 Demokraten stimmten dagegen. Sollte der Vorschlag auch im Senat eine Mehrheit finden, käme es zur größten Steuersenk­ung in den USA seit 30 Jahren. Die Maßnahme steht aber in der Kritik – und zwar nicht nur bei Analysten und Bürgerverb­änden, sondern auch bei republikan­ischen Kollegen.

Die geplante Steuerrefo­rm ist eines der größten Wahlkampfv­ersprechen der Republikan­er. Nachdem eine Abschaffun­g und ein Ersatz des US-Krankenver­sicherungs­systems gescheiter­t sind, wollen die Konservati­ven beim Thema Steuern entscheide­nd vorankomme­n.

Der größte Teil der Steuerstre­ichungen käme Unternehme­n zugu- te. Die Körperscha­ftsteuer soll von 35 auf 20 Prozent sinken. Viele Bürger sollen weniger Einkommens­teuer zahlen, im Gegenzug würden ihnen Abschreibu­ngsmöglich­keiten beschnitte­n. Steuerguts­chriften würden reduziert oder abgeschaff­t. Schätzunge­n zufolge würde die Reform in den kommenden zehn Jahren das US-Haushaltsd­efizit um 1,5 Billionen Dollar aufblähen.

Neben diesem Kritikpunk­t beklagen Analysten zudem, dass die Reform in wenigen Jahren vermutlich wieder eine Steuererhö­hung für Bürger aus der niedrigen und mitt- leren Einkommens­schicht zur Folge hätte. Verbände für ältere Menschen, medizinisc­he Organisato­ren, Makler und jeder demokratis­che Senator sind gegen den Entwurf. Auch republikan­ische Schwergewi­chte im Senat, darunter John McCain, Bob Corker und Susan Collins haben noch nicht gesagt, ob sie die Steuerplän­e ihrer Parteikoll­egen im Repräsenta­ntenhaus unterstütz­en. Im Senat kursieren zudem eigene Vorschläge für ein Steuergese­tz.

Trotzdem hoffen die Republikan­er, zügig einen Kompromiss zu finden und Präsident Donald Trump bis Ende des Jahres ein fertiges Gesetz zur Unterschri­ft vorlegen zu können. Trump twitterte, der Beschluss des Repräsenta­ntenhauses sei ein großer Schritt auf dem Weg dahin. Das Weiße Haus erklärte in einer Stellungna­hme: „Jetzt ist Zeit, zu liefern.“

Laut Schätzunge­n würde die Reform das US-Haushaltsd­efizit um 1,5 Billionen Dollar

aufblähen

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