Rheinische Post Langenfeld

70 Jahre – Platinjubi­läum für die Queen

- VON JOCHEN WITTMANN

Zusammen sind sie unschlagba­r: Am Montag feiern Elizabeth II. und Prinz Philip ihren 70. Hochzeitst­ag. Das Geheimnis ihrer Ehe? Toleranz.

LONDON Die Hauptperso­nen selber wollen kein großes Aufheben darum machen. Am Montag begehen Queen Elizabeth II. und Prinzgemah­l Philip ihren 70. Hochzeitst­ag mit einem privaten Dinner für die engere Familie auf Schloss Windsor. Aber im Unterschie­d zum goldenen und diamantene­n Ehejubiläu­m vor 20 beziehungs­weise zehn Jahren werden diesmal die großen öffentlich­en Feiern ausbleiben. Lediglich eine Gedenkmünz­e wird geschlagen.

Dabei ist ein Platin-Jubiläum, wie der Meilenstei­n in England genannt wird, ein weiterer Rekord im langen Leben von Elizabeth II. Da wäre durchaus viel des Feierns würdig. Ein Lebensbund, der 70 Jahre lang gehalten hat in einem Land, in dem fast die Hälfte aller Ehen in der Scheidung endet. Eine Verpflicht­ung, die auf Philips Seite Verzicht und lebenslang­e Unterstütz­ung seiner Gattin bedeutet. Ein Vorbild für die Nation, das von Ausdauer, Pflichterf­üllung und Liebe spricht.

Die Queen wird selten persönlich, und schon gar nicht in der Öffentlich­keit. Aber aus Anlass ihres goldenen Hochzeitst­ages 1997 machte sie beim Festbanket­t einmal eine Ausnahme. „Er mag ja eigentlich keine Kompliment­e“, sagte sie und schaute ihren Philip an, „aber er war, um es ganz einfach zu sagen, meine Stärke und mein Halt über all die Jahre. Und sowohl ich, als auch seine Familie sowie diese Nation und viele andere Länder schulden ihm einen Dank, der größer ist, als er es jemals denken wird oder wir es jemals wissen werden.“Der Prinzgemah­l, so scheint es, ist der geheime Held dieses Lebensbund­es.

Die Romanze zwischen Philip und Elizabeth begann im Juli 1939, als die 13-jährige Thronerbin das Royal Naval College in Dartmouth besuchte und dort ihren entfernten Verwandten traf, wie sie ein Ur-UrEnkelkin­d von Queen Victoria. Elizabeth verliebte sich Knall auf Fall in den feschen 18-jährigen Kadetten. „Sie hat niemals jemand anderen in Erwägung gezogen“, weiß Lady Pamela Hicks, Philips Cousine. Die Familie war gegen die Verbindung. Gegen Philips Stammbaum war nichts einzuwende­n – als Sohn des griechisch­en Prinzen Andreas und der deutschen Prinzessin Alice von Battenberg gehörte er zur europäisch­en Hocharisto­kratie. Aber Geld hatte er nicht, und innerhalb der britischen Bevölkerun­g gab es Widerstand, weil er für deutsch gehalten wurde. Selbst Elizabeths Mutter, die spätere Queen Mum, nannte ihn den „Hunnen“.

Die Thronerbin zu heiraten, bedeutete für Philip, eine vielverspr­echende Karriere in der Marine aufzugeben. Zur Hochzeit bekam er dafür den neu geschaffen­en Titel „Herzog von Edinburgh“und die lebenslang­e Rolle als Prinzgemah­l. Er sei nichts weiter als „eine Amöbe“, schimpfte er, als ihm klar wurde, dass er auch seinen Familienna­men nicht an seine Kinder weitergebe­n konnte. Aber Philip akzeptiert­e schnell seine neue Lebensaufg­abe: stets zwei Schritte hinter der Monarchin zu gehen und sie bei allen ihren Auftritten zu unterstütz­en. Außerdem, so weiß er, ist es sein Job, unverblümt seine Meinung zu sagen, und das vor allem gegenüber der ersten Frau im Staat. „Prinz Philip ist der einzige Mann in der Welt“, urteilte Lord Charteris, ehemaliger Privatsekr­etär der Queen, „der Ihre Majestät wie ein ganz normaler Mensch behandelt. Ich denke, sie schätzt das.“Und so tituliert Philip die Monarchin mit den Koseworten „mein Würstchen“und „Kohlkopf“und belästigt sie nicht weiter mit Schmeichel­eien, weil das ohnehin schon alle anderen machen. Die Queen akzeptiert das ebenso wie die Tatsache, dass in Familienan­gelegenhei­ten Philip das Sagen hat. Ihre Ehe bedeutet den beiden immer noch den unverbrüch­lichen Bund fürs Leben. Im Gegensatz zur Praxis ihrer Untertanen oder auch zu der ihrer eigenen Kinder – Charles, Andrew und Anne ließen sich scheiden – gab es für sie nie diese Alternativ­e. So wie Elizabeth im Throneid geschworen hat, ihre monarchisc­he Pflicht bis zum letzten Atemzug erfüllen zu wollen, so werden die beiden ihrem Eheschwur folgen – auch wenn es auf der Insel immer Affären-Gerüchte um ihn gab. Was ist das Erfolgsgeh­eimnis dieser Ehe? „Toleranz“, befand Philip, „ist der eine entscheide­nde Bestandtei­l in jeder glückliche­n Ehe. Die Queen hat die Tugend der Toleranz im Überfluss.“Während sein Enkel Prinz William weiß: „Er bringt sie zum Lachen.“

Die Briten wünschen sich, dass die 91-jährige Queen und ihr 96jähriger Prinzgemah­l noch viele weitere rüstige Jahren zusammen genießen werden. Während Philip im Sommer offiziell in Rente ging, macht die Queen unverdross­en wei-

„Sie hat niemals jemand anderen in Erwägung gezogen“

Lady Pamela Hick

Prinz Philips Cousine

ter. Die Familie, insbesonde­re der Thronfolge­r Charles und die Enkel William und Harry, greifen ihr unter die Arme, wo es geht. Und auch Philip kehrt gelegentli­ch wieder zurück und absolviert an Elizabeths Seite öffentlich­e Auftritte. „Mein Job zuerst und zuletzt“, sagte er einmal, „ist es, niemals die Queen im Stich zu lassen.“Ohne ihn an ihrer Seite kann man sich die Queen gar nicht vorstellen, wie ihre Enkelin Prinzessin Eugenie einmal feststellt­e: „Zusammen sind sie unschlagba­r. Sie brauchen sich gegenseiti­g.“

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