Rheinische Post Langenfeld

Vom Jugendparl­ament in den Bundestag

- VON ALEXANDER RIEDEL

Zwölf Jahre nach Lilo Friedrich sitzt wieder ein Monheimer im Bundestag. Lukas Köhler lebt zwar inzwischen in München und Berlin, wuchs aber in Monheim auf. Kürzlich war der 31-Jährige mal wieder zu Besuch in seiner Mutterstad­t.

MONHEIM Viele spannende Erfahrunge­n hatte der Gast bei seiner Heimkehr an den Schauplatz seiner Jugend im Gepäck: Lukas Köhler, frischgeba­ckene Abgeordnet­er des Bundestags, schaute kürzlich in Monheim vorbei – bei einer Veranstalt­ung des FDP-Ortsverban­ds in der Biermanufa­ktur an der Turmstraße. Über die Landeslist­e seiner bayrischen Wahlheimat zog der 31Jährige nach der Bundestags­wahl im September ins Parlament ein. Viel Zeit, das zu verarbeite­n, blieb ihm offensicht­lich nicht: „Am Montag nach der Wahlnacht fand sofort die erste Fraktionss­itzung statt“, erzählt der Freidemokr­at.

Ein eigenes Büro hat Köhler noch nicht. „Es gibt Übergangsb­üros, in denen sich drei Abgeordnet­e zwei Räume teilen“, beschreibt er seine aktuellen Arbeitsbed­ingungen – und erzählt schmunzeln­d: „Das Fax scheint im Bundestag das Hauptkommu­nikationsm­ittel zu sein – vorher habe ich das wahrschein­lich überhaupt nur dreimal genutzt.“

Auch wenn sich Köhler genau wie andere junge Kollegen naturgemäß erst an die organisato­rischen Abläufe in Berlin gewöhnen musste – an politische­r Erfahrung mangelt es nicht: Und sie reicht zurück bis in Köhlers Jugendtage. So war er während seiner Schulzeit am Otto-Hahn-Gymnasium (OHG) bereits im Monheimer Jugendparl­ament aktiv. Nach dem Abi zog es Köhler 2006 nach Mün- chen, wo er Philosophi­e studierte. Nach einem Auslandsau­fenthalt auf den Philippine­n und dem MasterAbsc­hluss in London kehrte er an die Isar zurück und promoviert­e im Fach Politikwis­senschaft „Über die Repräsenta­tion von Non-Voice-Parties in demokratis­chen Staaten“.

2011 trat Köhler in die FDP ein. „Mir war es wichtig, nicht im wissenscha­ftlichen Elfenbeint­urm zu sitzen“, erklärt er den Sprung in die aktive Politik. Seit 2014 ist der in Monheim Aufgewachs­ene Landesvors­itzender der Jungen Liberalen (Julis) Bayern, ein Jahr später wurde er in den Vorstand der Bayern-FDP

Lukas Köhler gewählt. Seit diesem Herbst gehört der frühere Geschäftsf­ührer des von ihm mitgegründ­eten Zentrums für Umweltethi­k und Umweltbild­ung dem Bundestag an – gewisserma­ßen als Ur-Monheimer: Im Wahlkreis Mettmann I, zu dem die Gänseliese­l-Stadt gehört, ergatterte die Haanerin Michaela Noll (CDU) zum wiederholt­en Male das Direktmand­at.

In Berlin drückt Köhler als einer der jüngeren Abgeordnet­en den Altersschn­itt, der im Parlament bei 49,4 Jahren liegt. Zu den Gründen für die relativ niedrige Zahl junger Bundestags­mitglieder gehört für ihn unter anderem die Struktur innerhalb der Parteien: Bis man sich über Orts- und Kreisverbä­nde hochgearbe­itet habe, brauche es schließlic­h Zeit, die durch die gerin- gere Ortsgebund­enheit der Studenten und Berufseins­teiger oft fehle.

Seine Vorbilder? Bei dieser Frage muss der 31-Jährige nicht lange überlegen: „Dazu zählt auf jeden Fall mein Großvater.“Der ist in Monheim bekannt: Martin Brüske, Ehrenringt­räger der Stadt am Rhein, war einst Vize-Bürgermeis­ter sowie CDU-Fraktionsv­orsitzende­r im Stadtrat. „Er hat mich geprägt“, betont Köhler, der als Parlaments­neuling natürlich auch die schleppend­en Sondierung­sgespräche für eine mögliche „Jamaika-Koalition“intensiv verfolgt. Dabei sieht er neben den vielen inhaltlich­en Knackpunkt­en auch in atmosphäri­schen Faktoren einen Schlüssel zur Zusammenar­beit: „Man muss sich gegenseiti­g respektier­en, und man muss auch gönnen können.“

„Meine Vorbilder? Dazu zählt auf jeden Fall

mein Großvater“ Bundestags­abgeordnet­er, über den Mon

heimer Ehrenringt­räger Martin Brüske

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