Karriere neu gedacht
Duale Studiengänge koppeln ein Hochschulstudium mit fest integrierten Praxiseinsätzen in Unternehmen. Auszubildende erhalten so neben theoretischen Kenntnissen an einer Hochschule oder Berufsakademie gleichzeitig auch konkreten Praxisbezug. Das Unternehmen 3M bietet das Karrieremodell bereits seit Jahren erfolgreich an.
Es wird still im Showroom, als nur noch drei kleine Luftblasen aufsteigen. Jannik Werkmeister hat soeben das nagelneue Mobiltelefon eines Besuchers der 3M „World of Innovation“in das Becken mit klarer Flüssigkeit getaucht und lässt es nun langsam auf den Grund sinken. „Das ist dann wohl hin“, stellt ein weiterer Besucher erschrocken fest. Doch das, was aussieht wie Wasser und das Leben des Telefons normalerweise deutlich verkürzt hätte, nennt sich „3M Novec High-Tech Flüssigkeit“und ist eines der rund 50.000 Produkte, die das Unternehmen 3M zu seinem umfangreichen Portfolio zählt.
Das Besondere: Die fluorierte Chemikalie wird in der Industrie eigentlich als Hightech-Kühlungs- und Löschmittel verwendet und wurde von der 3M-Forschungsabteilung speziell für den Einsatz in Bereichen, in denen hochsensible elektronische Geräte stehen, entwickelt. In Serverräumen etwa, oder um empfindliche elektronische Bauteile von der Flüssigkeit zu umspülen, und so ohne zusätzlichen Energie- und Wartungsaufwand umweltfreundlich kühlen zu können. Weil die geruchs- und farblose Chemikalie nicht leitend ist, geschieht dem Besucherhandy rein gar nichts.
Nachdem er 2013 eine Ausbildung als Industriekaufmann am Neusser Unternehmensstandort, der gleichzeitig auch der Hauptsitz für Deutschland, Österreich und die Schweiz ist, begonnen und mittlerweile erfolgreich abgeschlossen hat, verantwortet Werkmeister nun als Junior Specialist des Unternehmens einen Großteil der Kundenführungen durch das Besucherzentrum sowie das „Inspiration Lab“von 3M.
Rund 8000 Kunden pro Jahr erfahren so, wie aus angewandter Wissenschaft ein ganzes Produkt-Universum entsteht. Im „Inspiration Lab“hingegen bietet Werkmeister gemeinsam mit seinen Kollegen Hilfestellung bei der Findung neuer Lösungen an: Ein Eintauchen in insgesamt 45 Technologieplattformen sowie das Fachsimpeln mit Experten in einem ungewöhnlichen Umfeld führt oft zu neuen Lösungsansätzen, die zielgenau die Wünsche und Vorstellungen der Besucher und externen Anwender treffen.
Parallel zu diesen mitunter komplexen Aufgaben, hat Werkmeister 2015 ein Studium an der Düsseldorfer Hochschule Fresenius begonnen und besucht so neben seiner Vollzeittätigkeit bei 3M bis zu dreimal wöchentlich die Hochschule im Stadtteil Derendorf. Möglich macht das ein duales Studium.
„Während ich in meiner Ausbildung alles von der Basis auf gelernt habe, kann ich nun die Inhalte meiner Tätigkeit innerhalb des Studiums zum Me- dienkommunikationsmanager auch auf akademischer Ebene erlernen“, schildert Werkmeister seine Begeisterung für das duale Studium, von dem das Unternehmen insgesamt fünf unterschiedliche anbietet.
„Und dabei können wir stets auch die weiteren Entwicklungsmöglichkeiten und - wünsche der Auszubildenden berücksichtigen“, erklärt Diana Klömpken, Ausbildungskoordinatorin bei 3M. Halbjährlich finden neben der permanenten Begleitung durch die Ausbildungskoordinatorin auch Entwicklungsgespräche mit den Vorgesetzten statt, um sowohl individuelle Weiterbildungsmöglichkeiten als auch nächste Karriereschritte im Unternehmen zu planen. So, wie die von Katharina Palsbröcker. Die 22-Jährige hat bei 3M eine Ausbildung zur Industriemechanikerin abgeschlossen und absolviert derzeit ein duales Studium zum Bachelor of Engineering an der Hochschule Niederrhein. Während sie weiterhin einmal wöchentlich als Werkstudentin im Produktionswerk Hilden arbeitet, um dort unter anderem nicht den Bezug zur Praxis in der Verfahrenstechnik zu verlieren, wird sie ihr Studium Master of Science CAPE (Computer Aided Process Engineering) voraussichtlich bereits 2019 abschlie- ßen können. „Nach dem Abitur wollte ich gerne etwas Abwechslung zum reinen Lernen finden“, erklärt Palsbröcker. „Da lag es für mich nah, mich nach dualen Studiengängen umzusehen.“
Auf einer Ausbildungsmesse wurde sie auf die Möglichkeit, parallel zu einer Ausbildung auch ein Studium beginnen zu können, aufmerksam. Dies kann Blockweise aufgeteilt sein oder, wie bei ihr, durch einen Wochen-Rhythmus: Zwei Tage besuchte sie die Hochschule und wurde drei Tage bei 3M ausgebildet. „Das Studium wird somit um zwei Jahre verlängert, die Ausbildung jedoch verkürzt, so dass ich schon nach zwei Jahren meinen ersten Berufsabschluss als Industriemechanikerin hatte“, sagt Palsbröcker.
Parallel zum konkreten Praxisbezug sieht die Werkstudentin einen weiteren Vorteil bei der Absolvierung eines dualen Studiums: „Durch mein Ausbildungsgehalt habe ich bereits während des Studiums erstes Geld verdient.“
Und auch einem weiteren Wunsch heutiger Auszubildender werden duale Studiengänge gerecht: „Um bereits während einer Ausbildung in zahlreiche unterschiedliche Bereiche Einblick zu erhalten, bieten wir auch die Möglichkeit von regionalen und beim Bachelor of Arts praxisorientierten, bundesweiten Standortwechseln an “, sagt Klömpken. „So übernehmen die Absolventen einerseits früh Verantwortung und fördern gleichzeitig auch stets ihre persönliche Entwicklung.“