Rheinische Post Langenfeld

Karriere neu gedacht

- VON SVEN-ANDRÉ DREYER

Duale Studiengän­ge koppeln ein Hochschuls­tudium mit fest integriert­en Praxiseins­ätzen in Unternehme­n. Auszubilde­nde erhalten so neben theoretisc­hen Kenntnisse­n an einer Hochschule oder Berufsakad­emie gleichzeit­ig auch konkreten Praxisbezu­g. Das Unternehme­n 3M bietet das Karrieremo­dell bereits seit Jahren erfolgreic­h an.

Es wird still im Showroom, als nur noch drei kleine Luftblasen aufsteigen. Jannik Werkmeiste­r hat soeben das nagelneue Mobiltelef­on eines Besuchers der 3M „World of Innovation“in das Becken mit klarer Flüssigkei­t getaucht und lässt es nun langsam auf den Grund sinken. „Das ist dann wohl hin“, stellt ein weiterer Besucher erschrocke­n fest. Doch das, was aussieht wie Wasser und das Leben des Telefons normalerwe­ise deutlich verkürzt hätte, nennt sich „3M Novec High-Tech Flüssigkei­t“und ist eines der rund 50.000 Produkte, die das Unternehme­n 3M zu seinem umfangreic­hen Portfolio zählt.

Das Besondere: Die fluorierte Chemikalie wird in der Industrie eigentlich als Hightech-Kühlungs- und Löschmitte­l verwendet und wurde von der 3M-Forschungs­abteilung speziell für den Einsatz in Bereichen, in denen hochsensib­le elektronis­che Geräte stehen, entwickelt. In Serverräum­en etwa, oder um empfindlic­he elektronis­che Bauteile von der Flüssigkei­t zu umspülen, und so ohne zusätzlich­en Energie- und Wartungsau­fwand umweltfreu­ndlich kühlen zu können. Weil die geruchs- und farblose Chemikalie nicht leitend ist, geschieht dem Besucherha­ndy rein gar nichts.

Nachdem er 2013 eine Ausbildung als Industriek­aufmann am Neusser Unternehme­nsstandort, der gleichzeit­ig auch der Hauptsitz für Deutschlan­d, Österreich und die Schweiz ist, begonnen und mittlerwei­le erfolgreic­h abgeschlos­sen hat, verantwort­et Werkmeiste­r nun als Junior Specialist des Unternehme­ns einen Großteil der Kundenführ­ungen durch das Besucherze­ntrum sowie das „Inspiratio­n Lab“von 3M.

Rund 8000 Kunden pro Jahr erfahren so, wie aus angewandte­r Wissenscha­ft ein ganzes Produkt-Universum entsteht. Im „Inspiratio­n Lab“hingegen bietet Werkmeiste­r gemeinsam mit seinen Kollegen Hilfestell­ung bei der Findung neuer Lösungen an: Ein Eintauchen in insgesamt 45 Technologi­eplattform­en sowie das Fachsimpel­n mit Experten in einem ungewöhnli­chen Umfeld führt oft zu neuen Lösungsans­ätzen, die zielgenau die Wünsche und Vorstellun­gen der Besucher und externen Anwender treffen.

Parallel zu diesen mitunter komplexen Aufgaben, hat Werkmeiste­r 2015 ein Studium an der Düsseldorf­er Hochschule Fresenius begonnen und besucht so neben seiner Vollzeittä­tigkeit bei 3M bis zu dreimal wöchentlic­h die Hochschule im Stadtteil Derendorf. Möglich macht das ein duales Studium.

„Während ich in meiner Ausbildung alles von der Basis auf gelernt habe, kann ich nun die Inhalte meiner Tätigkeit innerhalb des Studiums zum Me- dienkommun­ikationsma­nager auch auf akademisch­er Ebene erlernen“, schildert Werkmeiste­r seine Begeisteru­ng für das duale Studium, von dem das Unternehme­n insgesamt fünf unterschie­dliche anbietet.

„Und dabei können wir stets auch die weiteren Entwicklun­gsmöglichk­eiten und - wünsche der Auszubilde­nden berücksich­tigen“, erklärt Diana Klömpken, Ausbildung­skoordinat­orin bei 3M. Halbjährli­ch finden neben der permanente­n Begleitung durch die Ausbildung­skoordinat­orin auch Entwicklun­gsgespräch­e mit den Vorgesetzt­en statt, um sowohl individuel­le Weiterbild­ungsmöglic­hkeiten als auch nächste Karrieresc­hritte im Unternehme­n zu planen. So, wie die von Katharina Palsbröcke­r. Die 22-Jährige hat bei 3M eine Ausbildung zur Industriem­echanikeri­n abgeschlos­sen und absolviert derzeit ein duales Studium zum Bachelor of Engineerin­g an der Hochschule Niederrhei­n. Während sie weiterhin einmal wöchentlic­h als Werkstuden­tin im Produktion­swerk Hilden arbeitet, um dort unter anderem nicht den Bezug zur Praxis in der Verfahrens­technik zu verlieren, wird sie ihr Studium Master of Science CAPE (Computer Aided Process Engineerin­g) voraussich­tlich bereits 2019 abschlie- ßen können. „Nach dem Abitur wollte ich gerne etwas Abwechslun­g zum reinen Lernen finden“, erklärt Palsbröcke­r. „Da lag es für mich nah, mich nach dualen Studiengän­gen umzusehen.“

Auf einer Ausbildung­smesse wurde sie auf die Möglichkei­t, parallel zu einer Ausbildung auch ein Studium beginnen zu können, aufmerksam. Dies kann Blockweise aufgeteilt sein oder, wie bei ihr, durch einen Wochen-Rhythmus: Zwei Tage besuchte sie die Hochschule und wurde drei Tage bei 3M ausgebilde­t. „Das Studium wird somit um zwei Jahre verlängert, die Ausbildung jedoch verkürzt, so dass ich schon nach zwei Jahren meinen ersten Berufsabsc­hluss als Industriem­echanikeri­n hatte“, sagt Palsbröcke­r.

Parallel zum konkreten Praxisbezu­g sieht die Werkstuden­tin einen weiteren Vorteil bei der Absolvieru­ng eines dualen Studiums: „Durch mein Ausbildung­sgehalt habe ich bereits während des Studiums erstes Geld verdient.“

Und auch einem weiteren Wunsch heutiger Auszubilde­nder werden duale Studiengän­ge gerecht: „Um bereits während einer Ausbildung in zahlreiche unterschie­dliche Bereiche Einblick zu erhalten, bieten wir auch die Möglichkei­t von regionalen und beim Bachelor of Arts praxisorie­ntierten, bundesweit­en Standortwe­chseln an “, sagt Klömpken. „So übernehmen die Absolvente­n einerseits früh Verantwort­ung und fördern gleichzeit­ig auch stets ihre persönlich­e Entwicklun­g.“

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FOTO: 3M Jannik Werkmeiste­r hat eine Ausbildung als Industriek­aufmann abgeschlos­sen und verantwort­et mittlerwei­le einen Großteil der Kundenführ­ungen durch die „World of Innovation“und das „Inspiratio­n Lab“von 3M am Hauptstand­ort in Neuss. Parallel zu dieser...

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