Rheinische Post Langenfeld

Campus: Bürger lehnen Hochhaus ab

- VON D. SCHMIDT-ELMENDORFF

Bei einer Anhörung bemängelte­n Anwohner die Baudichte und das zu erwartende hohe Verkehrsau­fkommen.

MONHEIM Gebührenfr­eie Plätze in Kitas und im offenen Ganztagsbe­trieb, neue Schulgebäu­de und Spielplätz­e: Diese familienfr­eundlichen Angebote sind nur durch hohe Gewerbeste­uereinnahm­en zu finanziere­n. Deshalb will die Stadt Monheim nunmehr die letzte große Potenzialf­läche für die Ansiedlung von Unternehme­n südlich der Alfred-Nobel-Straße mit dem Schwerpunk­t Pharma und Biotecholo­gie entwickeln.

Der Notarvertr­ag mit UCB über den Kauf des Grundstück­s durch eine eigens gegründete städtische Tochter, die Creative Campus Monheim GmbH, wird laut Bürgermeis­ter Daniel Zimmermann in Kürze unterzeich­net. „Wir wollen mit der Schaffung von 1500 bis 2000 zusätzlich­en Arbeitsplä­tzen eine gesunde Struktur etablieren, wir haben mo- mentan noch einen Überschuss an Auspendler­n“, erklärte Zimmermann bei einer Bürgeranhö­rung zum laufenden Bebauungsp­lanverfahr­en am Dienstagab­end.

Bei der Konzeption nehme man am Gewerbegeb­iet Rheinpark Maß, vor allem was die Qualität der Architektu­r angehe. Jeder Investor müsse als Voraussetz­ung für den Grundstück­skauf verbindlic­he Planungen vorlegen. Anders als im Rheinpark wolle man den ruhenden Verkehr in drei Parkhäuser­n bündeln, vorgesehen sind 2000 Plätze. Der Schnellbus soll den Creative Campus künftig im 10-Minuten-Takt an den RRXHalt in Benrath anbinden. Und während keines der Unternehme­n im Rheinpark eine eigene Kantine vorhält, soll auf dem Campus eine Infrastruk­tur für viele Belange des täglichen Lebens, wie Restaurant­s, Sportstudi­os und Dienstleis­ter, verfügbar sein. Bei der Anhörung hat- ten sich vor allem Anwohner der Robert-Koch- und der Rheinufers­traße eingefunde­n. Erstere beklagten, dass der Rahmenplan an der bisherigen Einfahrt zum UCB-Gelände eine bis zu achtgescho­ssige Bebauung vorsieht. „Das ist doch ein Riesenklot­z“empörte sich ein Bürger. Warum könnte man die Hochhäuser nicht von der Wohnbebauu­ng abrücken und im Osten des Geländes konzentrie­ren?

Dort habe Aesica eine große Fläche reserviert, erklärte Zimmermann. „Wir würden uns wünschen, dass das Unternehme­n seine Produktion von der Mittelstra­ße dorthin verlegt. Das innenstadt­nahe Areal ist besser für eine Wohnbebauu­ng geeignet.“Der Südrand des Campus scheide für höhere Gebäude aus, weil dort die Wohnhäuser noch näher seien. Grundsätzl­ich, so Zimmermann , stecke der Bebauungsp­lan nur den Maximalrah­men ab, der müsse von den Investoren ja nicht voll ausgeschöp­ft werden.

Sorge bereitet Anwohnern auch die zu erwartende Zunahme des Autoverkeh­rs – zumal die Rheinufers­traße in einem „katastroph­alen Zustand“sei. Die Stadt wolle 2019 die grundlegen­de Sanierung der nunmehr kommunalen Straße angehen, sagte Zimmermann. Die auf Anwohner zukommende­n Beiträge würden nach der Bebaubarke­it des Grundstück­s berechnet. „Die höchsten Anteile entfallen dann auf die neu angesiedel­ten Unternehme­n.“Ihren Wohnraum unmittelba­r bedroht sehen einige Bürger, die in alten Werkswohnu­ngen auf dem Campus wohnen – denn diese sollen abgerissen werden. „Aber ihre Mietverträ­ge gelten fort, Kauf bricht nicht Miete“, so der Bürgermeis­ter. Außerdem werde sich die Entwicklun­g des Geländes über bis zu 20 Jahre hinziehen. Josef Lambertz, Vorsitzend­er des Vereins Landschaft­sschutz, wiederum wollte wissen, was mit den Bäumen auf Parkplatz und Pferdekopp­el geschehe. „Die müssen gefällt werden – aber dafür entstehen neue Alleen und Parks“, so Zimmermann.

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