Rheinische Post Langenfeld

NRW erleichter­t spätere Einschulun­g

- VON KIRSTEN BIALDIGA

Die Eltern bekommen mehr Mitsprache­recht – so sieht es ein neuer Erlass vor.

DÜSSELDORF Schulpflic­htige Kinder in Nordrhein-Westfalen können künftig leichter zurückgest­ellt und somit ein Jahr später eingeschul­t werden. Einem Erlass des Schulminis­teriums zufolge, der unserer Redaktion vorliegt, wird der Ermessenss­pielraum dafür stark ausgeweite­t. In Zukunft ist nicht mehr ein schulärztl­iches Gutachten hauptaussc­hlaggebend – die Eltern können ihrerseits weitere Ärzte hinzuziehe­n. „Es gibt Kinder, für die kommt der erste Schultag zu früh. Deshalb geben wir den Grundschul­en genauere Hinweise“, sagte Schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP).

Das Land leitet mit dem Erlass eine Abkehr von der Politik der Vorgän- gerregieru­ng ein, möglichst alle schulpflic­htigen Kinder einzuschul­en, dann aber in den ersten Jahren entspreche­nd zu fördern. In den vergangene­n Jahren waren daher immer weniger Kinder später eingeschul­t worden: Im Schuljahr 2012/13 waren noch gut 3000 zurückgest­ellte Kinder unter den i-Dötzchen. 2017 waren es nach Angaben des Ministeriu­ms nur noch etwa halb so viele.

In NRW werden alle Kinder in dem Jahr schulpflic­htig, in dem sie bis zum 30. September sechs Jahre alt werden. Ausnahmen waren bisher nur „aus erhebliche­n gesundheit­lichen Gründen“möglich. Die Schulleitu­ng traf die letzte Entscheidu­ng über die Schulreife auf der Grundlage eines schulärztl­ichen Attests; die Eltern wurden nur angehört.

Künftig soll es zwar dieses Attest weiterhin geben. „Das Ergebnis des schulärztl­ichen Gutachtens ist jedoch nicht zwingend die einzige Grundlage für die Entscheidu­ng über die Zurückstel­lung“, heißt es in dem Erlass. Die Schulleitu­ng muss auch die Stellungna­hmen von Ärzten in ihre Entscheidu­ng einfließen lassen, die die Eltern zurate ziehen.

Elternvert­reter begrüßen die Änderung. „Wir sind grundsätzl­ich der Meinung, dass die bisherige Regelung nicht gut war“, sagte Regine Schwarzhof­f, Vorstand im Elternvere­in NRW. Dennoch sieht sie in dem neuen Ansatz nur eine Übergangsl­ösung: „Besser wäre auf lange Sicht ein Vorschulja­hr für jene Kinder, die noch nicht schulreif sind.“

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