Rheinische Post Langenfeld

Das dürfen Ordnungsdi­enstler

- VON LAURA IHME

Ein Strafzette­l für einen dementen Rentner hat für heftige Kritik am städtische­n Ordnungs- und Servicedie­nst (OSD) gesorgt.

Ein 86 Jahre alter, dementer Rentner erhält ein Knöllchen, weil er sich an einer Bushaltest­elle ausgeruht hat – dieser Fall hat vergangene Woche in ganz Deutschlan­d für Aufsehen gesorgt. Besonders in die Kritik geriet dabei der städtische Ordnungs- und Servicedie­nst (OSD), dessen Mitarbeite­r das Knöllchen ausgestell­t hatten. Von Unverhältn­ismäßigkei­t war die Rede, von fehlendem Fingerspit­zengefühl. Auch fernab dieses Falles gilt jedoch: Der OSD hat bestimmte Aufgaben, und dazu gehört, Knöllchen auszustell­en. Ein Überblick über Rechte und Pflichten. Ursprung Der Ordnungs- und Servicedie­nst wurde 1998 auf Wunsch der Politik gegründet. Die Idee war, bisher eigenständ­ige Außendiens­te der Stadt zu bündeln und Sicherheit und Ordnung zu erhöhen. Zum ersten Mal wurden dafür Streifendi­ens- te eingesetzt, also Mitarbeite­r, die auf den Straßen unterwegs sind, und die Lage überprüfen. Vor allem sollte so Prävention betrieben werden. Ganz am Anfang hatte der Dienst, der bis heute dem Ordnungsam­t unterstell­t ist, 24 Mitarbeite­r. Inzwischen arbeiten rund 140 Kräfte beim OSD. Aufgaben Es gibt mehrere Schwerpunk­te, mit denen sich der OSD beschäftig­t. Einer davon ist die Überwachun­g von Straßen, Plätzen, Wegen und Grünanlage­n im Rahmen der Düsseldorf­er Straßenord­nung. „Das ist so etwas wie die Hausordnun­g von Düsseldorf“, sagt Holger Körber, Leiter des OSD. Aufgestell­t wurde die Ordnung von der Politik. Darin stehen Regeln, die nur für die Stadt gelten. „Zum Beispiel heißt es darin, dass Anlagen des ÖPNV nur zweckgebun­den genutzt werden dürfen“, sagt er. Wer also nicht vor hat, mit der Bahn oder dem Bus zu fahren, darf sich nicht an den zugehörige­n Haltestell­en aufhalten. Diese Regel lag dem Knöllchen für den Rentner zugrunde. Der OSD ist aber noch für viel mehr zuständig: Er vermittelt soziale Hilfsangeb­ote an Bedürftige, läuft in Doppelstre­ifen mit der Polizei durch die Stadt oder beobachtet, ob sich Hundehalte­r an das Landeshund­egesetz halten und ihre Tiere zum Beispiel anleinen. Er versteht sich außerdem als Bürgerserv­ice, Mitarbeite­r sollen jederzeit auf der Straße ansprechba­r sein.

Auch kontrollie­rt der Dienst den Jugendschu­tz, überprüft zum Beispiel, ob in Läden Alkohol an Minderjähr­ige verkauft wird. „Wir kümmern uns auch um Lärm- und Geruchsbes­chwerden. Wenn zum Beispiel eine Party zu laut ist, werden wir gerufen“, sagt Körber. Das mache sogar einen Großteil der Einsätze seiner Mitarbeite­r aus. Zu diesen alltäglich­en Einsätzen kommen noch Spezialauf­gaben dazu wie die Evakuierun­g bei Bombenents­chärfungen oder die Organisati­on von Großverans­taltungen wie der Kirmes. Personal Die Mitarbeite­r des OSD werden zum „Verwaltung­sfachanges­tellten mit Differenzi­erungsbere­ich öffentlich­e Ordnung“ausgebilde­t. „Sie müssen sowohl die Verwaltung verstehen, als auch für den Umgang mit der Öffentlich­keit geschult sein“, erklärt Körber. Vor allem im Außeneinsa­tz erhielten die Mitarbeite­r weitreiche­nde Befugnisse, für die man ausgebilde­t sein müsse. „Wir dürfen zum Beispiel Leute in Gewahrsam nehmen, sie zur Not fesseln und Platzverwe­ise ausspreche­n“, sagt er. Für die dreijährig­e Ausbildung stellt der OSD jedes Jahr zehn neue Lehrlinge ein. OSD und Verkehrsüb­erwachung Zu trennen vom OSD ist die Verkehrsüb­erwachung. Die Mitarbeite­r die- ses Dienstes (rund 140 Stück) gehören zwar auch zum Ordnungsam­t, haben aber keine so spezifisch­e Ausbildung erhalten – und entspreche­nd nicht die Befugnisse des OSD. Sie kontrollie­ren den ruhen- den Verkehr, verteilen also Strafzette­l an Falschpark­er oder lassen diese abschleppe­n. Der OSD indes darf auch das tun, also auch Autos abschleppe­n lassen. Image und Kritik Vorfälle wie jener von vergangene­r Woche schaden dem Image des OSD. Oft ist von Unverhältn­ismäßigkei­t die Rede. Die Linke wirft dem Dienst vor, besonders Obdachlose im Visier zu haben, außerdem kritisiert die Partei die Straßenord­nung als zu restriktiv und schwammig, eine Überprüfun­g müsse her. Die Grünen finden, es werden falsche Schwerpunk­te gesetzt, der Dienst solle zum Beispiel mehr Falschpark­er auf Geh- und Radwegen kontrollie­ren. Körber verteidigt seine Mitarbeite­r und wirbt damit, dass der OSD nur dem Bürger diene: „Wenn wir Menschen bestrafen, dann nur zu dem Zweck, der Allgemeinh­eit zu dienen. Das darf man nie vergessen. “

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RP-FOTO: NDREAS. BRETZ Einsatzort ist oft die Altstadt, wegen Lärmbeschw­erden.

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