Rheinische Post Langenfeld

Uralte Buchen sind jetzt abgeholzt

- VON STEPHAN MEISEL

200-jähriges Naturdenkm­al und neun weitere Baumriesen waren nach Ansicht des Revierförs­ters nicht standsiche­r.

LANGENFELD/MONHEIM Etwa 120 Jahre lang waren zehn Buchen zu stattliche­n Baumriesen herangewac­hsen. Jetzt liegen sie im Galkhausen­er Wäldchen nahe der LVRKlinik am Boden – die Kettensäge der Waldarbeit­er benötigte für deren Lebensende nur wenige Minuten. „Es geht leider nicht anders“, hatte Revierförs­ter Karl Zimmermann (61) gesagt, als er Ende September gemeinsam mit unserer Zeitung die nach seiner Ansicht zu fällenden Baumriesen besichtigt­e. „Fußgänger und Radfahrer könnten gefährdet werden.“Auch eine etwa 200 Jahre alte und als Naturdenkm­al eingetrage­ne Buche ließ er fällen.

Sicherheit gehe vor, betonte Zimmermann. Die Schäden der von ihm mit blauer Farbe auf den Stämmen als riskant gekennzeic­hneten Buchen waren aus 200 Meter Entfernung von der Alten Schulstraß­e aus im September deutlich zu erkennen gewesen: Anders als die umgebenden hohen Bäume des Wäldchens entlang des Klinikgelä­ndes hatten die Kronen der neun bis zu 150 Jahre alten Buchen kaum mehr Blätter. „Wenn sie in dieser Weise von oben nach unten absterben, dann liegt das sicher am Wasser“, sagte Zimmermann, der sich in Diensten des Regionalfo­rstamts Bergisches Land seit fünf Jahren hoheitlich und wirtschaft­lich auch um Langenfeld­er Waldgebiet­e kümmert. Eine Schicht im Boden habe wohl verhindert, dass sich an den Buchen tiefe Wurzeln ins Grundwasse­r ausbilden konnten. „Je älter solche Buchen sind, umso empfindlic­her sind sie. Im extrem trockenen Frühjahr 2017, als sie Wasser brauchten, kamen ihre Wurzeln nicht runter.“Insgesamt ließ Förster Zimmermann nach eigenen Angaben jetzt in Galkhausen und im Wald jenseits der Reusrather Straße rund 140 Bäume aller Art abholzen. „Darunter waren aber auch viele mit nur armdicken Stämmen.“Und was geschieht mit den abgesägten Uraltbuche­n? „Was geht, wird verwendet“, sagt Zimmermann. „Die besten Stücke dieses Buchenholz­es aus Langenfeld gehen an einen Möbelherst­eller in Thüringen und ein Parkettunt­er- nehmen am Niederrhei­n.“Die hierfür nicht geeigneten Hölzer nutze die Verpackung­sindustrie etwa in Form von Paletten. „Und als unterste Schiene bleibt auch noch eine Menge Brennholz übrig.“

Und wie kommt es, dass jenseits der A 542 ein 200 Jahre altes Naturdenkm­al abgeholzt werden durfte? Buchen könnten theoretisc­h zwar bis etwa 300 Jahre alt werden, räumte der Revierförs­ter ein. Doch sei irgendwann das Lebensende erreicht. „Auch wir Menschen werden ja nicht alle 110 Jahre alt.“Im letzten Winter sei einer der beiden Hauptäste mit der Hälfte der Krone rausgebroc­hen. „Es zeigte sich, dass er innen tot war.“Die große Wunde dieser 200 Jahre alten Buche habe sich nicht mehr heilen lassen. Weil ein Weg direkt vorbei führt, wurde sie sicherheit­shalber gefällt. Tatsächlic­h sei der Stamm innen ganz faulig gewesen. „Jetzt kann sie niemandem mehr weh tun!“Er vertraue „auf die Einschätzu­ng und das fachmännis­che Urteil von Förster Zimmermann“, meinte der Langenfeld­er Ortsvorsit­zende des Naturschut­zbunds BUND, Karl Wilhelm Bergfeld. „Er versteht was von seinem Fach.“Im übrigen habe die Forstwirts­chaft ja das Recht, Bäume zu fällen.

So wie jetzt in Reusrath/Galkhausen und am Spürklenbe­rg werde es Anfang 2018 wohl auch auf Monheimer Gebiet geschehen, kündigte Förster Zimmermann an. „Dann will ich im Knipprathe­r Wald die Eichen durchforst­en.“

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