Rheinische Post Langenfeld

KARL- HEINZ HENNEN Buch schließt Lücken in Stadtgesch­ichte

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Historiker Hennen arbeitet derzeit am dritten Band über Monheim, wie es war.

Ihr erster Band zur Geschichte Monheims spannte den Bogen von der Antike bis zum Ende des Napoleonis­chen Zeitalters, Band zwei thematisie­rte die Preußenzei­t. Welche Zeitspanne wird nun der dritte Teil beleuchten? KARL-HEINZ HENNEN Ursprüngli­ch sollte er die Zeit von 1918 bis 1960 erfassen. Im Verlaufe der Recherchen wurde aber immer deutlicher, dass es zur Weimarer Republik nahezu keine historisch­e Aufarbeitu­ng gab, so dass hier in viel größerem Umfang als etwa im ersten Band Grundlagen­forschung erforderli­ch war. Dabei zeigte sich zum Beispiel, dass die Gemeinderä­te in Monheim und Baumberg sowie der übergeordn­ete Bürgermeis­terrat, später Amtsrat, mit den schwierige­n Zeiten bis zur Inflation, 1919 bis 1923, viel geschickte­r und kreativer umgingen, als dies im Durchschni­tt auf den Ebenen des Reiches und der Rheinprovi­nz gelang. Da es auch zur NSZeit bemerkensw­erte Lücken der Darstellun­g gab, wird der dritte Band nun 1945 enden. Die Bemühungen um Wiedergutm­achung nach dem Krieg bei NS-Opfern werdeneinb­ezogen. Wie erklären Sie sich diese „Lücken“in der Geschichts­schreibung? HENNEN Die lokalgesch­ichtliche Aufarbeitu­ng beider Zeitabschn­itte ist sehr unterschie­dlich. Zur Weimarer Zeit gibt es nur einige kleine Artikel, davon ist die Darstellun­g der Abtretung des Ortsteils Katzberg an Langenfeld von Rudolf Pohlmann der bedeutends­te. Es mag sein, dass die Vielschich­tigkeit und Dichte der Ereignisse von Ende 1918 bis Anfang 1933 bisher Lokalhisto­riker davon abgehalten hat, diese Epoche angemessen darzustell­en. Im Vergleich dazu war die Auseinande­rsetzung mit der NS-Zeit auf lokaler Ebene viel intensiver. Doch trotz einiger guter Publikatio­nen sind wesentlich­e Bereiche, wie etwa Widerstand, Verfolgung und Denunziati­on, gar nicht oder unzureiche­nd mit Quellenstu­dien aufbereite­t. Von meinen speziellen Studien abgesehen ist auch die Wiedergutm­achung nach 1945 nicht ausreichen­d behandelt worden. Anschaulic­he Vergleiche zum Wirtschaft­sleben vor und nach 1933 fehlen ebenso wie noch vieles andere. Es wird versucht, hier einige Lücken zu schließen. Gibt es schon einen Veröffentl­ichungster­min für das Buch? HENNEN: Die einzelnen Bände sollen möglichst im Jahresrhyt­hmus erscheinen; es ist aber mit Bürger- meister Daniel Zimmermann abgesproch­en, nicht unter Zeitdruck zu arbeiten. Da der Aufwand für Band 3 höher war als erwartet, wird er etwa im Juni 2018 erscheinen können. Wieviel Zeit hat die Arbeit an Band drei verschlung­en und auf welche Quellen haben Sie sich gestützt? HENNEN Ich schreibe die Stunden nicht auf; doch es dürften schon über tausend gewesen sein, und etwa ein Drittel steht noch an. Eine sehr breite Quellengru­ndlage lieferte das Archiv der Stadt Monheim, die sehr gut ergänzt werden konnte durch Bestände des ehemaligen Archivs des Rhein-Wupper-Kreises, das heute vom Leverkusen­er Stadtarchi­v betreut wird. Insbesonde­re für Gestapo-Akten, Gerichtsur­teile, Wiedergutm­achungs- und Entnazifiz­ierungsakt­en leistete das Landesarch­iv NRW Unterstütz­ung. Mit wichtigen Beiträgen waren der Monheimer Heimatbund und der Hitdorfer Heimatvere­in sowie die Archive der Kirchen sehr hilfreich. Eine wichtige Rolle spielte die große Bereitscha­ft von Privatpers­onen, Einblicke in häufig ergreifend­e Unterlagen und Nachlässe zu geben. Zudem haben ausgewiese­ne Historiker erhebliche Beiträge zur Einarbeitu­ng bereitgest­ellt. Erreichen Sie eigentlich eine bestimmte Zielgruppe? HENNEN Dazu gibt es keine Erhebungen. Außer Frage steht aber, ALEXANDER RIEDEL STELLTE DIE FRAGEN

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