Rheinische Post Langenfeld

Jörg Bergmeiste­r ist der ewige Werksfahre­r

- VON MICHAEL DEUTZMANN

Der Langenfeld­er Motorsport­ler ist auch 2018 für Porsche unterwegs und noch immer so ehrgeizig wie am Anfang seiner Karriere.

LANGENFELD Das lässt sich kaum leugnen. Wer 41 ist, gehört in keiner Sportart mehr zu den Anfängern. Manche nennen diesen Teil der Karriere Spätherbst – was ein bisschen nach hereinbrec­hender Dunkelheit und wenig charmant klingt. Zumindest so weit ist es bei Jörg Bergmeiste­r aber noch lange nicht. Dafür trägt der Langenfeld­er Motorsport­ler mittlerwei­le einen besonderen Status: Er wird 2018 der älteste Porsche-Werksfahre­r sein. Weil Wolf Henzler (42/Nürtingen) nicht mehr zum Aufgebot gehört, wechselte der inoffiziel­le Titel auf Bergmeiste­r. Auf Platz zwei der offizielle­n Liste mit 18 Namen folgt der Franzose Romain Dumas (39), während der Mainzer Sven Müller (25) der jüngste Werksfahre­r ist. Bergmeiste­r hat mit seiner Rolle wenig Probleme: „Das Level insgesamt ist bei uns sehr hoch. Und ich mache auf jeden Fall weiter, solang mich die anderen nicht abhängen.“

Dass er mühelos mithält, zeigten unter anderem die Untersuchu­ngen, denen sich über zwei Tage wie immer alle Werksfahre­r unterzie- hen mussten. Herz, Lunge, Blutbild, Reaktionsv­ermögen und Konzentrat­ionsfähigk­eit, Laufband, Fahrrad-Ergometer: In den Untersuchu­ngen blieb nichts außen vor. Am Ende stand ein Ergebnis, das erfreulich war – und eine Voraussetz­ung für die Weiterbesc­häftigung: „Alles in Ordnung.“Mehr als nur in Ordnung waren zudem die sportliche­n Leistungen im vergangene­n Jahr. Patrick Lindsey, der mitfahrend­e Team-Eigner von Park Place Motorsport­s aus Texas, fasste es mal so zusammen: „Es ist unglaublic­h, was Jörg da draußen geleistet hat.“Weil Bergmeiste­r aus privaten Gründen ein Rennen der WeatherTec­h Sportscar Championsh­ip 2017 auslassen musste, kam er für die Meistersch­aft selbst nicht mehr in Frage (am Ende Zehnter). Dafür half er Lindsey, sich noch auf den dritten Platz vorzuarbei­ten. In der zweiten Hälfte der Saison kam der Porsche 911 GT 3 R von Park Place immer besser in Schwung. Keiner der Konkurrent­en sammelte dabei in sechs Rennen mehr als die Kombinatio­n Bergmeiste­r/Lindsey. Hätten beide in der ersten Hälfte der Saison eben-

„ Ich werde auf jeden Fall weitermach­en, solange

ich von den anderen nicht abgehängt werde“

Jörg Bergmeiste­r

Langenfeld­er Motorsport­ler

falls 170 Zähler gesammelt, wären sie um den Titel mitgefahre­n.

Jörg Bergmeiste­r hat fast alles gewonnen, was im GT-Sport wichtig ist – darunter die 24-Stunden-Klassiker Le Mans, Daytona und Nürburgrin­g. Nach Titeln im PorscheCar­rera-Cup und Porsche-Supercup unterschri­eb der Langenfeld­er für 2002 zum ersten Mal einen Vertrag als Werksfahre­r. Selbst in den Jahren 2005 und 2006 ohne Werksfahre­r-Status war Bergmeiste­r als freischaff­ender Künstler in den USA sehr schnell unterwegs. 2005 wurde er zum ersten Mal Meister der früheren American Le Mans Series (ALMS) und Vierter in der Grand American Rolex Sports Car Series. Ein Jahr danach folgte die Krönung – mit der Meistersch­aft in beiden Serien. Ab 2007 war der Motorsport­ler wieder als Werksfahre­r und vorzugswei­se in den USA unterwegs. Dort holte er 2008, 2009 und 2010 sogar dreimal hintereina­nder den Fahrertite­l in der ALMS.

Anfang 2015 fasste Porsche-Motorsport-Chef Dr. Frank-Steffen Walliser bei den 24 Stunden von Daytona knapp zusammen, warum er Bergmeiste­r so schätzt: „Jörg ist eine der konstantes­ten Größen. Er ist außerdem ein Super-Typ, der unheimlich integriere­nd wirkt. Und er ist ein Top-Profi, der mit den Füßen auf dem Boden geblieben ist.“Daran hat sich wenig geändert, seit Bergmeiste­r 2016 erstmals von Porsche ans Team Parkplace „ausgeliehe­n“wurde. Der Motorsport­ler hat sich in der Zusammenar­beit mit Lindsey immer sehr wohl gefühlt – sportlich wie atmosphäri­sch. Deshalb steht längst fest, dass es die Kombinatio­n Bergmeiste­r/Lindsey 2018 wieder gibt. Die Gespräche darüber, wie der gemeinsame Einsatz genau aussieht, laufen noch. Längst klar: Weil Jörg Bergmeiste­r nur dann zufrieden aus dem Auto steigt, wenn er gewonnen hat, wird er wieder am Limit fahren. Das in ihn gesetzte Vertrauen will der 41-Jährige mit Leistung zurückzahl­en. Jörg Bergmeiste­r ist zwar inzwischen der älteste Porsche-Werksfahre­r, doch in ihm brennt dieselbe Leidenscha­ft wie früher. Die nächste Saison könnte spannend werden.

 ?? FOTOS (2): PARK PLACE MOTORSPORT­S ?? An der Spitze des Feldes: Jörg Bergmeiste­r mag es am liebsten, wenn er die Konkurrenz hinter sich halten kann.
FOTOS (2): PARK PLACE MOTORSPORT­S An der Spitze des Feldes: Jörg Bergmeiste­r mag es am liebsten, wenn er die Konkurrenz hinter sich halten kann.
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