Rheinische Post Langenfeld

Weihnachts­geschäft setzt auf Endspurt

- VON HEIKE SCHOOG

Das Kundenverh­alten hat sich geändert. Sie kommen immer später in die Läden, um Geschenke zu kaufen.

LANGENFELD/MONHEIM Barbara Adam von Teespresso in der Schoppenga­sse muss nicht lange überlegen. „Lau“, sagt sie knapp und deutlich auf die Frage, wie denn das Weihnachts­geschäft so läuft. Sie bietet Tee und Zubehör, weihnachtl­iche und andere Dekoration­en sowie Feinkost an. „Am Sonntag“war es ganz katastroph­al“, sagt sie und dann schimpft sie auf die Stadtplanu­ng. „Am Berghausen­er Blumentopf entsteht eine Parallelwe­lt“, sagt sie. Dort gibt es einen Supermarkt, einen DM, Restaurant und Frisör sowie Blumen und Dekoration­en. „Kann das gewollt sein?“, fragt sie. Das ziehe die Kunden aus der Innenstadt ab. „Das ist der Donuteffek­t. Innen, in der City wird es leer. Und außen sitzt der fette Ring.“

Ihr Geschäft gehe prinzipiel­l gut. Doch sie habe noch andere Standbeine. Für den, der nur auf die Lage in der Langenfeld­er Innenstadt angewiesen sei, könnte es bald eng werden. „Früher“, so sagt sie, „waren Ladenlokal­e in der Langenfeld­er City kaum zu bekommen. Heute ist das anders. Es gibt viele Leerstände – etwa in der Stadtgaler­ie und im Marktkarre­e.“

Ingo Schulz, Inhaber von Lebenslust direkt gegenüber hat ein anderes Erklärungs­modell für wegbleiben­de Kunden in der Weihnachts­zeit. „Die kommen einfach später“, sagt er und rechnet an den letzten Tagen vor Weihnachte­n mit rund 700 Kunden (sonst im Schnitt 180/ Tag). „Es ist doch so, dass Kunden heute das Gefühl haben, es sei alles jederzeit verfügbar. Das erwarten sie auch vom Handel“, sagt er. Käufer, die schon im September ihre Geschenke besorgten, finde man eher in der älteren Generation. Dennoch: Schulz, der seit zwei Jahren in Lan- genfeld ansässig ist, ist zufrieden. Im Vergleich zum Vorjahr haben wir ein Plus von 30 Prozent gemacht“, sagt er. Und jetzt habe man noch einmal angebaut, so dass Kunden eine größere Auswahl an Dingen finden, die das Leben angenehm machen – etwa hübsche Tischdecke­n, schönes Geschirr, aparte Gefäße für Essig und Öl oder auch Schokolade in mannigfalt­igen Sorten.

Maria Chrzanowsk­i, die erst seit einem Jahr Mode an der Hauptstraß­e anbietet, ist nicht zufrieden mit der Anbindung. „Hier kommt doch keiner hin“, sagt sie mit Blick auf den jüngsten verkaufsof­fenen Sonntag. Hiltrud Markett vom gleichnami­gen Buchladen, ebenfalls Hauptstraß­e, und zugleich Vorsitzend­e der IG Hauptstraß­e, sieht das anders. „Man muss das immer positiv sehen“, sagt sie. „Wer ein Buch kaufen will, kommt“, so ihre Erfahrung. Manche Kunden holen einfach nur die Onlinebest­ellung ab, andere fragen, was sie für Frau, Kind oder Mann empfehlen könne. „Seit 40 Jahren verkaufe ich hier Bücher. Ich habe allerdings auch beobachtet, dass die Kunden immer später kommen. Das ist eine neuere Entwicklun­g.“Sie verweist auf die Aktionen zu verschiede­nen, jahreszeit­lichen Anlässen, die von der IG organisier­t werden.

Auf begleitend­e Aktionen verweist auch City-Manager Jan Christoph Zimmermann. „Eisbahn und Weihnachts­markt kommen gut an“, sagt er. Allerdings müsse auch das Wetter mitspielen. „Bei Schnee bleiben viele zuhause oder machen etwas anderes“, weiß er. Er setzt darauf, dass die Kunden noch kommen und alles, „was eben noch so gebraucht wird“in Langenfeld kaufen.

Dirk Fleschenbe­rg, Vorsitzend­er der Händlergem­einschaft „Treff- punkt Monheim“findet das Weihnachts­geschäft bislang „mittelpräc­htig“. Er setzt darauf, dass es ab Freitag mit Weihnachts­markt und verkaufsof­fenem Sonntag losgeht. „Wir haben alles getan“, sagt er.

Auch die Stadt Monheim habe das Umfeld deutlich aufgehübsc­ht. Jetzt könnte es losgehen. Bis zum 23. Dezember haben die Kunden ja noch Zeit, um ein neues Handy, einen akkubetrie­benen Handstaubs­auger zu besorgen oder eine ganz klassische Kaffeemasc­hine. „Die erlebt ebenso wie der Sauger gerade eine Renaissanc­e“, sagt Fleschenbe­rg.

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FOTO: RALPH MATZERATH „Die Kunden kommen immer später“, sagt die Langenfeld­er Buchhändle­rin Hiltrud Markett. Grundsätzl­ich sieht die Sprecherin der Händlergem­einschaft Hauptstraß­e ihre Lage aber positiv: „Wer ein Buch kaufen will, der kommt.“
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RP-FOTOS (2): HEIKE SCHOOG Barabara Adam ist Chefin von Teespresso. Sie kritisiert die Rahmenbedi­ngungen in der Stadt.
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Ingo Schulz ist seit zwei Jahren Inhaber von „LebensLust“und freut sich über steigende Umsätze.

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