Rheinische Post Langenfeld

Alleinerzi­ehenden sinnvoll helfen

- VON REINHARD KOWALEWSKY VON GREGOR MAYNTZ CSU-MACHTWECHS­EL SETZT MERKEL . . ., SEITE A 4 VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Wenn in Deutschlan­d fast 38 Prozent der Alleinerzi­ehenden mit Hartz IV unterstütz­t werden müssen, läuft etwas schief. Was muss geändert werden? Wir brauchen eine Reform der Scheidungs­reform von 2008: Es war richtig, dass Männer für die getrennte Ehefrau nicht mehr undifferen­ziert jahrzehnte­lang aufkommen müssen. Aber das völlige Abschaffen von Unterhalt gegenüber dem Ex-Partner ist auch unfair: Wenn ein Partner Karriere macht, weil der andere viel Zeit für die Kinder investiert­e, muss dies ausgeglich­en werden. Was spricht dagegen, dass ein Ingenieur seiner Ex-Partnerin viele Jahre lang beispielsw­eise 300 Euro im Monat überweist?

Es ist gut, dass der Staat den Unterhalts­vorschuss auch für größere Kinder zahlt. Aber das Geld muss eingetrieb­en werden. Und die Idee einer Grundsiche­rung für alle Kinder ist sinnvoll: Diese Kinder werden gemeinsam die Renten der jetzigen Berufstäti­gen finanziere­n. Warum sollen die Kosten ihrer Versorgung nicht stärker von uns allen bezahlt werden?

Jungen Frauen kann man nur raten: Augen auf bei der Berufswahl! Es ist wichtig und klug und macht selbstbewu­sst, sich immer auch alleine finanziere­n zu können – auch während einer glückliche­n Ehe. BERICHT SCHEIDUNGE­N BELASTEN NRW-ETAT, TITELSEITE

Die „Södofer“-CSU

Doppelspit­zen waren bei der CSU noch nie Hinweise auf Erfolg oder Niederlage. Regierungs­chef Alfons Goppel und Parteichef Franz Josef Strauß modernisie­rten Bayern, Günther Beckstein und Erwin Huber funktionie­rten weniger gut. Auch zwischen Markus Söder und Horst Seehofer hat es oft gekracht. Der gefühlige Versöhnung­sparteitag wirkte aufgesetzt. Einen Teil seiner Kraft wird das neue Führungs-Duo brauchen, um im Bayern-Wahlkampf die Beißreflex­e zu unterdrück­en.

Dass er mühsam um Applaus werben musste, während Söder für ähnliche Sätze der Beifall zuflog, dürfte Seehofer genau registrier­t haben. Die aus seiner vormaligen unangefoch­tenen Übermacht erwachsend­en abrupten Positionsw­echsel dürfte er sich künftig verkneifen. Auf der anderen Seite ist Söder inhaltlich kaum festgelegt. Er versteht sich als pragmatisc­her Problemlös­er und will die „demokratis­che Rechte“einbinden. Dafür braucht er vor allem in der Gerechtigk­eits- und Sozialpoli­tik Seehofers Profil. Die Frage ist, ob der CSU-Chef das bei einer neuen Regierungs­runde mit der SPD im Bund liefern kann. BERICHT

Polizei muss aufklären

Die Vorwürfe gegen die Polizei wiegen schwer: Einsatzkrä­fte sollen in Düsseldorf bei der Erstürmung einer Eckkneipe im Rockermili­eu, in der eine Weihnachts­feier stattfand, unverhältn­ismäßig hart gegen unbeteilig­te Gäste vorgegange­n sein. Betroffene berichten von Tritten und Schlägen, von Beschimpfu­ngen und sogar Einschücht­erungsvers­uchen durch die Polizisten. Die Anschuldig­ungen müssen nun lückenlos aufgeklärt werden.

Der Einsatz hatte sich eigentlich gegen Mitglieder der Hells Angels gerichtet, die auf der Feier anwesend waren. Der Großteil der 400 Gäste soll jedoch nichts mit der Rockergrup­pierung direkt zu tun gehabt haben. Auch die Verletzten und diejenigen, die nun juristisch gegen die Polizei vorgehen wollen, gehören nicht der Rockergrup­pe an.

Dass die Polizei gegen die vermeintli­ch kriminelle­n Rocker vorgeht und mit Aktionen wie Razzien oder Personenko­ntrollen den Ermittlung­sdruck auf sie hochhält, ist richtig und wichtig. Dabei dürfen aber keine Unbeteilig­ten zu Schaden kommen – wie es in dem Fall offenbar geschehen ist. BERICHT ROCKER-EINSATZ: VORWÜRFE GEGEN POLIZEI, TITELSEITE

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