Rheinische Post Langenfeld

Baumberger überwinter­n als Spitzenrei­ter

- VON MICHAEL DEUTZMANN

Der Fußball-Oberligist gewann verdient mit 3:0 bei TuRU Düsseldorf. Zur Feier des Tages gab es eine nass-kalte Schwimm-Einlage.

MONHEIM Es war kalt, es war nass, es war usselig – und den Spielern des Fußball-Oberligist­en SF Baumberg (SFB) plötzlich alles zusammen gleichgült­ig. Sie tobten ausgelasse­n und fast wie Kinder durcheinan­der, bis jemand eine Idee hatte: „Wir schwimmen.“Also stellten sich alle in einer Reihe nebeneinan­der auf, bis das Kommando kam. Dann gab es einen kurzen Anlauf. Anschließe­nd rutschten die Herren unter

Redouan Yotla lautem Jubel mit dem Bauch über den glitschige­n Rasen. Eine der am meisten benutzten Vokabeln in diesen Minuten: „Wahnsinn.“Baumberg hatte schließlic­h zum JahresAbsc­hluss bei TuRU Düsseldorf verdient mit 3:0 (1:0) gewonnen und die Tabellenfü­hrung übernommen. Wegen des besseren Torverhält­nisses (39:21/35:18) liegen die Sportfreun­de vor dem SV Straelen auf dem ersten Platz (beide 34 Zähler). Das Team von Trainer Salah El Halimi überwinter­t als Spitzenrei­ter.

Baumbergs Coach hätte sich am liebsten vor der Schwimm-Einlage gedrückt, konnte den wachen Augen seiner Spieler aber nicht entgehen. Natürlich machte er dann gerne mit, zumal seine Pläne aufgegange­n waren. Eine der Maßnahmen: In der Startelf stand Louis Klotz, der in den vergangene­n Monaten hart für sein Comeback gearbeitet hatte und zuletzt schon als Teilzeitkr­aft dabei war. „Ich habe es ihm erst kurz vorher gesagt“, erklärte El Halimi, „sonst hätte er die ganze Nacht kein Auge zugetan.“Auf dem Platz sah sein 27 Jahre alter Mittelfeld­spieler jedenfalls sofort hellwach aus. In der dritten Minute traf Roberto Guirino zunächst die Latte. Das Spielgerät fand vom Querbalken aus den Weg zu Klotz, der sich die Gelegenhei­t zum 1:0 nicht entgehen ließ. Anschließe­nd waren die Sportfreun­de aber in der Chancenver­wertung nicht mehr konsequent Die Gäste gingen mit ihren Möglichkei­ten sehr verschwend­erisch um.

El Halimis Team stellte die überforder­ten Hausherren ständig vor

Wer diese Tabelle nur so als Vorschlag für die am Jahresende zu erstellend­e Statistik abgegeben hätte, wäre milde belächelt worden. Aber seit gestern ist es amtlich: Das Herz der Fußball-Oberliga schlägt derzeit in Monheim. Natürlich werden sich alle Beteiligte­n auf folgende Aussage festlegen: „Das ist alles nur eine Moment-Aufnahme.“Die Zahlen drücken den Stand immerhin sachlich aus. Die Sportfreun­de Baumberg (SFB) haben nach ihrem 3:0 TuRU Düsseldorf die Spitze übernommen – was so nicht zu erwarten war. Hinter dem punktgleic­hen Zweiten SV Straelen folgt die noch größere Überraschu­ng, denn Dritter ist nicht etwa einer der Etablierte­n wie TV Jahn Hiesfeld, SSVg. Velbert oder Ratingen 04/19. In der Spitze hat sich vielmehr der Klassen-Neuling neue Rätsel. Beim Kopfball von Jannik Weber (11.) und der Gelegenhei­t für Robin Hömig (16.) rettete Düsseldorf­s Keeper Björn Nowicki. Anschließe­nd brachte Weber den Konter nicht gut zu Ende (20.), ehe Hömig aus der Klotz-Flanke zu wenig machte (24.). Dass es immer noch nur 1:0 für Baumberg hieß – ein Witz und eine Gefahr. Plötzlich musste FC Monheim festgesetz­t, der gestern den Mit-Aufsteiger DSC 99 Düsseldorf mit 5:0 besiegte.

Baumberg und Monheim hatten vor der Saison jeweils den Klassenerh­alt als Ziel ausgegeben. Und es passt in keine Vorstellun­g, dass einer von beiden noch ernsthaft in Gefahr gerät. Der FSV Vohwinkel Wuppertal hat auf dem ersten Abstiegsra­ng erst 18 Zähler – 16 weniger als die Sportfreun­de und 14 weniger als die Monheimer. Angesichts des gesamten Pakets ist es fast bedauerlic­h, dass die Oberliga nun eine Pause einlegt und das Rückrunden-Treffen der Lokalrival­en erst am 15. April auf dem Programm steht. Der Erste Baumberg beim Dritten Monheim? Mag unwahrsche­inlich sein. Aber die aktuelle Tabelle hätte doch auch keine für möglich gehalten.

Michael Deutzmann Christian Krone hinten gegen Sahin Ayas abblocken (32.), ehe der Nachschuss von Julian Kanschik in den Wolken landete (33.). Kurz vor der Pause wehrte SFB-Torhüter Daniel Schwabke den Versuch des TuRUVertei­digers Adnan Hotic ab (44.). Hömig hatte bis zu diesem Zeitpunkt zwei weitere vielverspr­echende Chancen ausgelasse­n (38./42.).

Düsseldorf startete mit mehr Energie in die zweite Hälfte und Baumberg wirkte vorübergeh­end unsortiert. Der Versuch von Ali Daour (54.) und die Nowicki-Parade gegen SFB-Kapitän Ivan Pusic (56.) deuteten allerdings die Rückkehr zu den alten Kräfteverh­ältnissen an. Die 67. Minute hatte dann für die Sportfreun­de etwas Historisch­es, als Christian Krone einen bereits verloren geglaubten Ball eroberte und die Entscheidu­ng einleitete. Sekunden darauf durfte er beobachten, wie Stürmer Jannik Weber fürs 2:0 nur den Fuß hinzuhalte­n brauchte. Es war Samstag, 16. Dezember 2017, 17.26 Uhr. Baumberg stand jetzt zum ersten Mal in seiner Vereinsges­chichte auf Platz eins. Nach Top-Szenen für Daour (71./ Heber auf die Latte), Roberto Guirino (75.) und Robin Hömig (76.) nahm El Halimi einen letzten Wechsel vor, indem er Jannik Weber aus der Partie nahm und Miguel LopezTorre­s brachte (79.). Irgendwie passend: Lopez Torrres vollendete den Konter zum 3:0 (88.).

„Die Jungs sollen das einfach genießen“, fand Salah El Halimi nachher. Kapitän Pusic fasste das Ganze knackig zusammen: „Überragend.“Fußball-Obmann Redouan Yota brauchte doch ein paar Worte mehr: „Das gab es noch nie. Baumberg überwinter­t als Tabellenfü­hrer der Oberliga. Was ist das denn für eine geile Geschichte.“Kalt? Nass? Usselig? Das alles war an diesem Abend ungeheuer unwichtig.

SF Baumberg: Schwabke, Zimmermann, Saka, Jöcks, Nadidai (30. Daour), Pusic, Biskup, Guirino, Klotz (59. Zimmermann), Hömig, Weber (79. Lopez Torres).

„Das gab es zur Winterpaus­e noch nie. Was ist das denn bitte für eine geile Geschichte“

Fußball-Obmann SF Baumberg

Ein echtes Fußball-Märchen

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Auf und davon: Jannik Weber (links) machte mit seinem Treffer zum 2:0 den Weg frei für die überlegene­n Baumberger.

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