Rheinische Post Langenfeld

Schüler sichern die Straße für Schüler

- VON SABINE SCHMITT

Sie sind selbst noch Schüler und leisten morgens Großes. Sie stoppen Autos, damit Mitschüler gut zur Schule kommen.

MONHEIM Die Kinderlein kommen. Sie kommen in Scharen. Von montags bis freitags. Damit sie sicher und gut behütet zum Unterricht kommen, gibt es vor der Schule an der Verkehrsin­sel auf der Schwalbens­traße Schülerlot­sen. Sie sind selbst noch Schüler, stehen extra früher auf und dann mitten auf der Straße. Damit andere Schüler, Schäfchen, verschlafe­ne kleine Menschen oder wie man sie auch immer nennen mag, sicher über die Straße kommen. Denn auch wenn es früh am Morgen ist, alleine sind sie um diese Uhrzeit nicht im Straßenver­kehr unterwegs. Der Autoverkeh­r ist immens.

Laura Teschke (15), Schülerin der zehnten Klasse an der Gesamtschu­le, breitet die Arme aus. Ihre leuchtend gelbe Jacke ist schon vom Weiten zu sehen. Vor ihrer Nase stauen sich jetzt die Autos. Manchmal stehen sie bis zur Opladener Straße. Hinter Lauras Rücken und in ihrem Schutz überqueren die Schüler dann am Zebrastrei­fen die Straße.

Schon seit Mitte der 80er Jahre sichern Schülerlot­sen hier für Mitschüler den Weg. Laura und ihre Lotsen-Kollegen stehen bei Wind und Wetter auf der Straße – egal ob es regnet, schneit oder die Sonne scheint. Dafür werden sie von der Polizei ausgebilde­t und von der örtlichen Verkehrswa­cht mit Jacke, Überwurf, Mütze und Kelle ausgestatt­et. Der Dienst wird von der Schule organisier­t, durch einen engagierte­n Lehrer. Das ist in Monheim Tim Umlauf, Lehrer an der Pe- ter-Ustinov-Gesamtschu­le. Er koordinier­t den Verkehrshe­lfer-Dienst und hält ihn für sehr wichtig.

Umlauf rechnet vor, dass die Peter-Ustinov-Gesamtschu­le und die Grundschul­e am Lerchenweg zusammen etwa 1500 Schüler haben. Bis zu 300 davon überquerte­n morgens an der gesicherte­n Stelle und geballt auf etwa 15 Minuten die Straße. Gleichzeit­ig, schätzt er, würden etwa 30 bis 40 Prozent der Schüler mit dem Auto gebracht – das macht um die 500. „Das muss man sich mal in Auto vorstellen.“

Was Fußgänger und Autofahrer morgens gemeinsam haben, ist die Eile. Auf beiden Seiten sind viele auf den letzten Drücker unterwegs. Und der Zeitdruck lässt manche Autofahrer komische Sachen machen. Gefährlich­e Sachen.

Umlauf und die Lotsen erinnern sich an diesen einen Autofahrer, einen unangenehm­en Drängler. Vor etwa einem Jahr sei das gewesen, da sei dieser Autofahrer so nah an eine Schüler-Lotsin rangefahre­n, dass er sie mit der Autoschnau­ze angestupst habe. Die Lotsen notierten sich das Nummernsch­ild und meldeten den Fahrer bei der Polizei – und kurze Zeit später hatte der Fahrer dann die Polizei vor der Tür.

Ohne die Lotsen, schätzt Umlauf, wäre am Übergang bestimmt längst ein Unfall passiert. Und mit Lotsen? Sei der Übergang seit vielen, vielen Jahren unfallfrei.

Umlauf sucht immer wieder Helfer. Mitmachen dürfe man ab 14 Jahren, die ältesten seien um die 20 und machten gerade Abi. Zu seinem Team zu gehören, das ist fast ein bisschen wie ein Ritterschl­ag. Umlauf legt viel Wert auf Zuverlässi­gkeit und macht daraus auch kein Geheimnis. Wer zu seinem Team gehört hat sein Vertrauen.

Immer zu zweit müssen die Lotsen an Schultagen ab 7.40 Uhr und bis 8.05 Uhr am Zebrastrei­fen stehen. Kommt nur ein Lotse, fällt der Dienst aus. Denn einer allein darf den Überweg nicht sichern. Wer krank ist, versucht, über eine Telefonlis­te einen Schichtver­treter zu finden.

Dieses Jahr sind an der Schwalbens­traße 25 Schülerlot­sen für die Sicherheit der Monheimer Kinder im Dienst, sagt Umlauf. Warum macht man da mit?

Laura Teschke lächelt, bevor sie wieder auf die Straße tritt und die Arme ausbreitet. „Weil es Spaß macht, zu helfen.“

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Laura, Anna und Sarah Techke (v. re) sind Drillinge – und alle drei Schülerlot­sen in Monheim.
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