Rheinische Post Langenfeld

Hier lernen Kinder schwimmen

- VON SABINE SCHMITT

Schwimmen ist wichtig fürs Leben. Es zu können, schützt das Wichtigste, was Eltern haben.

MONHEIM Noel geht nicht ins Schwimmerb­ecken. „Zu kalt.“Es sind drei Grad, die das Schwimmerb­ecken und das Lehrschwim­mbecken trennen. Hier 27 Grad – und da 30. Es sind aber nicht nur drei Grad. Es sind auch bis zu 3,80 Meter Tiefe hier – und nur bis zu 1,35 Meter da. Das ist der eigentlich­e Unterschie­d für einen kleinen Schwimmsch­üler, der zeigen soll, dass er 25 Meter fürs Seepferdch­en schwimmen kann.

Hannah hält die Hand ins Wasser. „Nicht schlimm“, sagt sie. „Nächstes Mal.“Sie nimmt den Jungen wieder mit ins Lehrschwim­mbecken und übt dort weiter mit ihm und den anderen Kindern. Hannah Goscinski, 17 Jahre, Schülerin am OttoHahn-Gymnasium, Wettkampfs­chwimmerin und Schwimmleh­rerin bei der SG Monheim, hat schon vielen Kindern das Schwimmen beigebrach­t. Noel wird auch sein Seepferdch­en bekommen. Demnächst.

Hannah und ihre Trainerkol­leginnen haben eine gute Grundlage geschaffen. Die Sechs- und Siebenjähr­igen aus Gruppe drei können gleiten und liegen dabei im Wasser wie ein Brett. Dazu die Kraulbeweg­ung der Arme und Beinschlag.

Im Schnitt etwa ein Jahr lang haben die Kinder geübt. Sie haben an- gefangen mit Wassergewö­hnung. Da ging es darum, den Kopf unter Wasser zu nehmen und die Augen aufzulasse­n oder wie ein Seestern auf dem Wasser zu liegen. Dann ging es in Gruppe zwei: Gleiten im Wasser und Technik lernen. „In Gruppe drei dann der Feinschlif­f und die Vorbereitu­ng aufs Seepferdch­en“, sagt Hannah.

Anders als andere Schwimmkur­s-Anbieter lehren die Trainer bei der SG Monheim zuerst Brust- und Rückenkrau­l. „Die Techniken sind einfacher zu erlernen“, sagt Hannah. Besonders Rückenschw­immen ist für Anfänger geeignet. Mund und Nase sind dabei nämlich ständig über Wasser.

Bei der SG Monheim sind Schwimmkur­se sehr gefragt. Etwa 450 Kinder als Mitglieder zählt Doris Siebert von der Schwimmabt­eilung derzeit. Sie organisier­t das Training und 18 Übungsleit­er, die engagiert sind und nur ein Taschengel­d für ihre Leistung bekommen – und eben jede Menge Anerkennun­g. Der Schwimmleh­rerjob ist nämlich unglaublic­h wichtig.

Es gibt dieses Sprichwort. Schäfchen ins Trockene bringen. Wer sein Schäfchen ins Trockene bringt, der bringt etwas Wertvolles in Sicherheit. In diesem Fall ist es das Wertvollst­e, das Eltern haben: Kinder. Tragischer­weise gibt aber immer mehr Kinder, die nicht schwimmen können. Jeder zweite Grundschül­er in Deutschlan­d kann nicht richtig schwimmen. Die Zahl kommt aus einer aktuellen DLRG-Studie. Warum sind das so viele? Die DLRG sagt, oft fehlten Bäder für den Schwimmunt­erricht.

In Langenfeld und Monheim gibt es je ein großes Schwimmbad, dazu Lehrschwim­mbecken. Vereine bieten Kurse an. Aber fast überall gibt es Warteliste­n. Besonders Zeiten am späteren Nachmittag sind gefragt. Viele Kinder sind heute lange in der Schule. Auch Noel geht wegen der Ganztagssc­hule erst nach Vier zum Schwimmen. Nach Weihnachte­n macht er dann weiter. Vielleicht ist das Wasser dann wärmer.

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