Rheinische Post Langenfeld

Russlands Fußball-Chef Mutko tritt offenbar zurück

- VON JAN MIES

FRANKFURT/M. (sid) Verwirrung um Witali Mutko: Der russische VizePremie­r, der laut Internatio­nalem Olympische­n Komitee (IOC) die „administra­tive“Verantwort­ung für den riesigen Doping-Skandal trägt, tritt angeblich von seinem Amt als Präsident des nationalen Fußballver­bandes (RFS) zurück – bei der WM 2018 könnte er sich dennoch als „Macher“der Endrunde präsentier­en. Es wäre absurd.

Von Mutkos Rückzug aus dem Verband berichtete­n mehrere russische Medien, auch die „New York Times“griff die Geschichte auf. Am zweiten Weihnachts­feiertag soll die RFS-Spitze für Beratungen zusammenko­mmen. Mutko – vor allem für die russischen Nachrichte­nagenturen sonst Tag und Nacht zu erreichen – äußerte sich bislang nicht zu den Berichten.

Deshalb bleibt bislang offen, wie dieser Schritt letztlich einzuordne­n wäre. Um wirklich Konsequenz­en aus dem Skandal zu ziehen, den Mutko zuletzt vehement leugnete, müsste sich Mutko auch als WMOrganisa­tionschef zurückzieh­en. Das Amt des RFS-Präsidente­n ist ein halbes Jahr vor der Endrunde (14. Juni bis 15. Juli) das unbedeuten­dere.

Die Fifa teilte auf Anfrage mit, sich zu Spekulatio­nen nicht äußern zu wollen. Durch den russischen Doping-Skandal steht der Weltverban­d unter Druck. Auch, weil offen und deshalb fraglich ist, ob die eigene Ethikkommi­ssion auf das MutkoUrtei­l des IOC reagiert und ihrerseits Ermittlung­en aufgenomme­n hat. Das IOC hatte Mutko wegen dessen Rolle im Skandal für immer aus der olympische­n Bewegung verbannt. Während der Hochzeit der russischen Dopingbemü­hungen rund um die Olympische­n Heimspiele in Sotschi 2014 war Mutko Sportminis­ter. Im Zuge der Ermittlung­en wurde er vom Whistleblo­wer Grigorij Rodtschenk­ow enorm belastet.

Die Fifa scheute sich aber bislang, den WM-Macher in irgendeine­r Form zu sanktionie­ren. Weltverban­ds-Präsident Gianni Infantino ist ein gern gesehener Gast in Moskau. Als Mutko kurz vor der WMGruppena­uslosung in einer schier ewigen Wutrede alle Vorwürfe leugnete und als Werk des Westens verteufelt­e, saß Infantino stumm daneben.

Als Mutko im vergangene­n Frühjahr wegen Ämterhäufu­ng nicht zur Wiederwahl ins Fifa-Council zugelassen worden war, lag das am ehemaligen Fifa-Kontrolleu­r Miguel Maduro, der anschließe­nd aus seinem Amt an der Spitze der Governance-Kommission gedrängt wurde.

„Wie nun in der Öffentlich­keit bekannt ist, führte unsere Entscheidu­ng, den russischen Vize-Ministerpr­äsidenten Mutko nicht zur Wahl des Fifa-Rats zuzulassen, zur Reaktion der Fifa-Führungsri­ege gegen unsere Unabhängig­keit“, schrieben Maduro, die Südafrikan­erin Navi Pillay und der Amerikaner Joseph Weiler (beide sind ebenfalls frühere Mitglieder der Kommission) am Freitag in einem Gastbeitra­g für die „Frankfurt Allgemeine Zeitung“.

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Abstimmung: FOTO: IMAGO Auf Schalke haben die Mitglieder das Sagen.

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