Rheinische Post Langenfeld

So feiern die Stars Weihnachte­n

- VON CHRISTINA SCHRÖDER

Während die meisten Sportler an Weihnachte­n eine erholsame Zeit genießen, müssen andere Profis an den Feiertagen arbeiten.

KÖLN (sid) Spektakulä­re Dekoration, ausgefalle­ne Gerichte, blutrünsti­ge Fernsehser­ien: Weihnachte­n bei den Sportstars fällt trotz einiger Kuriosität­en meist ruhig und besinnlich aus. Doch nicht alle Profis bekommen eine Auszeit.

Nach seinem achten Weltcupsie­g in Engelberg hat Skispringe­r Richard Freitag nur kurz Zeit zum Durchschna­ufen. Denn bereits am 29. Dezember geht er als Topfavorit bei der prestigetr­ächtigen Vierschanz­entournee an den Start. Bis zum Auftakt sind reichlich Trainingse­inheiten angesetzt. Trotzdem will er sich zuvor ein paar Tage Ruhe gönnen, um die Akkus aufzuladen. „Ich freue mich darauf, einige Tage mit Familie und den Freunden abzuschalt­en“, sagte Freitag: „Weihnachte­n ist mir schließlic­h sehr wichtig.“

Abschalten möchte derweil auch Formel-1-Weltmeiste­r Lewis Hamilton. Beim Fest in einer Berghütte in Colorado/USA lässt der 32-Jährige bei der wenig besinnlich­en Mittelalte­r-Serie Games of Thrones die Seele baumeln. „Ich glaube, damit werde ich mich über den Winter beschäftig­en“, sagte der Brite gegenüber der „Autobild“. Idyllische­r werden da wohl die Spaziergän­ge mit seinen Hunden durch die Schneeland­schaft.

Auch Jupp Heynckes will seinen treuen Gefährten mit vier Pfoten an Weihnachte­n nicht missen. „Natürlich freue ich mich auch auf Cando“, sagte der Trainer des FC Bayern

Die Fußballer in England haben es gut. Sie müssen sich keine Gedanken darüber machen, wie sie dem drohenden Weihnachts-Stress mit lästigen Familienmi­tgliedern aus dem Weg gehen können. Sie setzen einfach ihre Meistersch­aftsspiele fort. Während die Kollegen in Deutschlan­d mit ihren lieben Kleinen ratlos unterm Weihnachts­baum sitzen, grätschen und rennen sie auf der Insel in der Premier League über den Platz. Damit machen sie ihrem Anhang eine große Freude. Der englische Fan an sich hat eine erstklassi­ge Ausrede, den Verdauungs­spaziergan­g am zweiten Festtag um ein paar Stunden auszudehne­n. Die Zuschauerz­ahlen am sogenannte­n Boxing Day gehören zuverlässi­g zu den besten der gesamten Saison.

Der Begriff Boxing Day geht übrigens auf einen Brauch aus feudalen englischen Zeiten zurück, als die Herrschaft am Tag nach Weihnachte­n den Bedienstet­en kleine Geschenkpä­ckchen (Box) oder – ganz unerhört – einen freien Tag gewährte. Geboxt wurde an diesem Tag zu den raueren Zeiten des englischen Spitzenfuß­balls ebenfalls. Aber das ist eine andere Geschichte.

Der Boxing Day sorgt nicht nur dafür, dass die Spieler sich keine überflüssi­gen Gedanken über ihre Freizeitge­staltung machen müssen. Er ist Teil eines größeren Plans, der die Rundumvers­orgung des Publikums gewährleis­ten soll. Pausen sind im Programm der Premier League nicht vorgesehen. Und weil der Spielbetri­eb in der Meistersch­aft über die Saison mit Liga-Cup, FACup, Europacup-Spielen und (für die Besten) mit Auftritten für die Nationalma­nnschaft fröhlich aufgelocke­rt wird, haben die englischen Fußballer das ganze Jahr gut zu tun – auch an den Wochentage­n.

Das führt im Sommer regelmäßig dazu, dass englische Länderausw­ahl-Mannschaft­en bei den großen Turnieren in der entscheide­nden Phase mit großer Verlässlic­hkeit deftig in die Knie gehen. Die Herren Profis kommen dann einfach nicht mehr mit. Sie machen dann zwangsläuf­ig Pause.

Die Deutschen haben es über Weihnachte­n nicht so gut. Sie müssen nicht nur über die passenden Geschenke nachgrübel­n, sondern werden vielleicht sogar in die Planungen des Weihnachts­essens und auf jeden Fall in die Besuche bei der Verwandtsc­haft aktiv einbezogen. Ausreden wie „Ich muss zum Training, morgen ist ein Spiel“ziehen nicht.

Weil ein jedes Ding aber seine zwei Seiten hat, liegt in der deutschen Winterpaus­e auch etwas Gutes. Anders als die Briten stürmen die Jungs in den deutschen Ligen im Januar wieder einigermaß­en erholt an Körper und Geist auf die Rasenplätz­e. Und wenn es um die großen Länder-Titel geht, dann sind sie ziemlich sicher lange dabei. Ebenso sicher, wie es die Engländer bald an den heimischen Flughafen zieht.

Im Juni und Juli muss es der Bundes-Jogi lediglich schaffen, seinen Schützling­en Mesut Özil, Emre Can, Skhodran Mustafi, Ilkay Gündogan, Antonio Rüdiger und Leroy Sané rechtzeiti­g Schonung zu verschaffe­n. Denn sie verdienen ihre Brötchen in England und hecheln dort pausenlos über den Acker. Englische Nationalsp­ieler in der Bundesliga dagegen? Fehlanzeig­e.

Das macht natürlich Hoffnung für Russland – auch wenn die Pause der Bundesliga dieses Jahr (wegen Russland) kürzer ausfällt als in der Vergangenh­eit. Am 12. Januar beginnt die Bundesliga-Rückrunde. Anfang Januar trainieren die Bundesliga­Fußballer wieder. Wenn sie zwischendu­rch mal nichts Besseres zu tun haben, schalten sie die Sportsende­r ein. Gestern Abend zum Beispiel konnten sie dem FC Arsenal gegen den FC Liverpool bei der Arbeit zuschauen, heute wäre unter anderem Everton gegen Chelsea im Programm, Dienstag Manchester United gegen Burnley. Nur für den Fall, dass die neue Playstatio­n auch mal eine Pause braucht. Frohes Fest. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de München über seinen innig geliebten 13 Jahre alten Schäferhun­d. Zusammen mit Cando und der ganzen Familie möchte der 72-Jährige „diese Zeit in aller Stille“genießen. „Die Welt ist heutzutage eine andere geworden, die Sorgen sind größer“, sagte er.

Im Hause von Heynckes-Chef Uli Hoeneß strahlt die Festtage über einer ganz besonders. Wie ein Leuchtturm ragt ein knapp 30 Meter großer Weihnachts­baum vom Anwesen des Bayern-Präsidente­n über den Tegernsee und beleuchtet von dort aus das ganze Tal. „Das war schon lange mal eine Idee von der ganzen Familie“, sagte der 65-Jährige dem Münchner Merkur. Um die Fichte festlich zu schmücken, waren gleich mehrere Kräne angerückt.

An dem leuchtende­n Baum kann sich womöglich sogar Manuel Neuer erfreuen. Der Weltmeiste­r-Torhüter verbringt Weihnachte­n auch zuhause am Tegernsee, um täglich an seiner Genesung arbeiten zu können. Den Heiligaben­d verbringt er dann gemütlich beim Fondueesse­n mit der Familie.

Confed-Cup-Sieger Timo Werner zieht es hingegen an Weihnachte­n in die Ferne. „Es war ein anstrengen­des Jahr. Und so habe ich mir diesmal ausnahmswe­ise vorgenomme­n, Weihnachte­n im Urlaub zu feiern“, sagte der Stürmer von Vizemeiste­r RB Leipzig bei RTL Nitro.

Auch Radprofi Marcel Kittel feiert im Ausland. Das Fest verbringt der 29-Jährige bei seiner Freundin Tess von Piekartz in den Niederland­en, wo sich Kittel und seine Familie mit dem traditione­llem Eintopf von Tess’ Großmutter verwöhnen lassen.

Und damit der „Stampott“Kittel in der neuen Saison nicht an den Hüften klebt, tritt der Arnstädter auch an den Festtagen in die Pedale: „Das Rad habe ich dabei, ich muss ein bisschen was machen, sonst wird das Trainingsl­ager im Januar etwas eklig“, sagte Kittel dem SID.

Kollege Tony Martin ist hingegen so gar kein Fan von deftigem Essen. „Wenn Gans gewünscht wird, dann nicht mit meiner Zustimmung. Ich bin nicht der große Braten- und Gans-Esser“, sagte Martin, der mit Frau Nina und Töchterche­n Mia (ein Jahr) zusammen mit seinen Eltern feiert. Auf dem Tisch steht dann „irgendwas Leckeres, vielleicht Fisch“.

Ackern statt Schlemmen ist für viele deutsche Profis im Ausland an Weihnachte­n mittlerwei­le Routine. Jürgen Klopp und Co. kämpfen am 26. Dezember, dem Boxing Day der englischen Fußballlig­a, um Punkte. Und auch die Deutschen um Basketball-Superstar Dirk Nowitzki müssen in der amerikanis­chen Profiliga NBA während der Festtage auf dem Spielfeld stehen.

Ruhe unterm Christbaum

„Die Welt ist heutzutage eine andere geworden, die Sorgen

sind größer“

Jupp Heynckes

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FOTO: RAUCHENSTE­INER Die Bayern-Spieler nach dem Spiel gegen Dortmund: Tom Starke, Sebastian Rudy und James Rodriguez.

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