So feiern die Stars Weihnachten
Während die meisten Sportler an Weihnachten eine erholsame Zeit genießen, müssen andere Profis an den Feiertagen arbeiten.
KÖLN (sid) Spektakuläre Dekoration, ausgefallene Gerichte, blutrünstige Fernsehserien: Weihnachten bei den Sportstars fällt trotz einiger Kuriositäten meist ruhig und besinnlich aus. Doch nicht alle Profis bekommen eine Auszeit.
Nach seinem achten Weltcupsieg in Engelberg hat Skispringer Richard Freitag nur kurz Zeit zum Durchschnaufen. Denn bereits am 29. Dezember geht er als Topfavorit bei der prestigeträchtigen Vierschanzentournee an den Start. Bis zum Auftakt sind reichlich Trainingseinheiten angesetzt. Trotzdem will er sich zuvor ein paar Tage Ruhe gönnen, um die Akkus aufzuladen. „Ich freue mich darauf, einige Tage mit Familie und den Freunden abzuschalten“, sagte Freitag: „Weihnachten ist mir schließlich sehr wichtig.“
Abschalten möchte derweil auch Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton. Beim Fest in einer Berghütte in Colorado/USA lässt der 32-Jährige bei der wenig besinnlichen Mittelalter-Serie Games of Thrones die Seele baumeln. „Ich glaube, damit werde ich mich über den Winter beschäftigen“, sagte der Brite gegenüber der „Autobild“. Idyllischer werden da wohl die Spaziergänge mit seinen Hunden durch die Schneelandschaft.
Auch Jupp Heynckes will seinen treuen Gefährten mit vier Pfoten an Weihnachten nicht missen. „Natürlich freue ich mich auch auf Cando“, sagte der Trainer des FC Bayern
Die Fußballer in England haben es gut. Sie müssen sich keine Gedanken darüber machen, wie sie dem drohenden Weihnachts-Stress mit lästigen Familienmitgliedern aus dem Weg gehen können. Sie setzen einfach ihre Meisterschaftsspiele fort. Während die Kollegen in Deutschland mit ihren lieben Kleinen ratlos unterm Weihnachtsbaum sitzen, grätschen und rennen sie auf der Insel in der Premier League über den Platz. Damit machen sie ihrem Anhang eine große Freude. Der englische Fan an sich hat eine erstklassige Ausrede, den Verdauungsspaziergang am zweiten Festtag um ein paar Stunden auszudehnen. Die Zuschauerzahlen am sogenannten Boxing Day gehören zuverlässig zu den besten der gesamten Saison.
Der Begriff Boxing Day geht übrigens auf einen Brauch aus feudalen englischen Zeiten zurück, als die Herrschaft am Tag nach Weihnachten den Bediensteten kleine Geschenkpäckchen (Box) oder – ganz unerhört – einen freien Tag gewährte. Geboxt wurde an diesem Tag zu den raueren Zeiten des englischen Spitzenfußballs ebenfalls. Aber das ist eine andere Geschichte.
Der Boxing Day sorgt nicht nur dafür, dass die Spieler sich keine überflüssigen Gedanken über ihre Freizeitgestaltung machen müssen. Er ist Teil eines größeren Plans, der die Rundumversorgung des Publikums gewährleisten soll. Pausen sind im Programm der Premier League nicht vorgesehen. Und weil der Spielbetrieb in der Meisterschaft über die Saison mit Liga-Cup, FACup, Europacup-Spielen und (für die Besten) mit Auftritten für die Nationalmannschaft fröhlich aufgelockert wird, haben die englischen Fußballer das ganze Jahr gut zu tun – auch an den Wochentagen.
Das führt im Sommer regelmäßig dazu, dass englische Länderauswahl-Mannschaften bei den großen Turnieren in der entscheidenden Phase mit großer Verlässlichkeit deftig in die Knie gehen. Die Herren Profis kommen dann einfach nicht mehr mit. Sie machen dann zwangsläufig Pause.
Die Deutschen haben es über Weihnachten nicht so gut. Sie müssen nicht nur über die passenden Geschenke nachgrübeln, sondern werden vielleicht sogar in die Planungen des Weihnachtsessens und auf jeden Fall in die Besuche bei der Verwandtschaft aktiv einbezogen. Ausreden wie „Ich muss zum Training, morgen ist ein Spiel“ziehen nicht.
Weil ein jedes Ding aber seine zwei Seiten hat, liegt in der deutschen Winterpause auch etwas Gutes. Anders als die Briten stürmen die Jungs in den deutschen Ligen im Januar wieder einigermaßen erholt an Körper und Geist auf die Rasenplätze. Und wenn es um die großen Länder-Titel geht, dann sind sie ziemlich sicher lange dabei. Ebenso sicher, wie es die Engländer bald an den heimischen Flughafen zieht.
Im Juni und Juli muss es der Bundes-Jogi lediglich schaffen, seinen Schützlingen Mesut Özil, Emre Can, Skhodran Mustafi, Ilkay Gündogan, Antonio Rüdiger und Leroy Sané rechtzeitig Schonung zu verschaffen. Denn sie verdienen ihre Brötchen in England und hecheln dort pausenlos über den Acker. Englische Nationalspieler in der Bundesliga dagegen? Fehlanzeige.
Das macht natürlich Hoffnung für Russland – auch wenn die Pause der Bundesliga dieses Jahr (wegen Russland) kürzer ausfällt als in der Vergangenheit. Am 12. Januar beginnt die Bundesliga-Rückrunde. Anfang Januar trainieren die BundesligaFußballer wieder. Wenn sie zwischendurch mal nichts Besseres zu tun haben, schalten sie die Sportsender ein. Gestern Abend zum Beispiel konnten sie dem FC Arsenal gegen den FC Liverpool bei der Arbeit zuschauen, heute wäre unter anderem Everton gegen Chelsea im Programm, Dienstag Manchester United gegen Burnley. Nur für den Fall, dass die neue Playstation auch mal eine Pause braucht. Frohes Fest. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de München über seinen innig geliebten 13 Jahre alten Schäferhund. Zusammen mit Cando und der ganzen Familie möchte der 72-Jährige „diese Zeit in aller Stille“genießen. „Die Welt ist heutzutage eine andere geworden, die Sorgen sind größer“, sagte er.
Im Hause von Heynckes-Chef Uli Hoeneß strahlt die Festtage über einer ganz besonders. Wie ein Leuchtturm ragt ein knapp 30 Meter großer Weihnachtsbaum vom Anwesen des Bayern-Präsidenten über den Tegernsee und beleuchtet von dort aus das ganze Tal. „Das war schon lange mal eine Idee von der ganzen Familie“, sagte der 65-Jährige dem Münchner Merkur. Um die Fichte festlich zu schmücken, waren gleich mehrere Kräne angerückt.
An dem leuchtenden Baum kann sich womöglich sogar Manuel Neuer erfreuen. Der Weltmeister-Torhüter verbringt Weihnachten auch zuhause am Tegernsee, um täglich an seiner Genesung arbeiten zu können. Den Heiligabend verbringt er dann gemütlich beim Fondueessen mit der Familie.
Confed-Cup-Sieger Timo Werner zieht es hingegen an Weihnachten in die Ferne. „Es war ein anstrengendes Jahr. Und so habe ich mir diesmal ausnahmsweise vorgenommen, Weihnachten im Urlaub zu feiern“, sagte der Stürmer von Vizemeister RB Leipzig bei RTL Nitro.
Auch Radprofi Marcel Kittel feiert im Ausland. Das Fest verbringt der 29-Jährige bei seiner Freundin Tess von Piekartz in den Niederlanden, wo sich Kittel und seine Familie mit dem traditionellem Eintopf von Tess’ Großmutter verwöhnen lassen.
Und damit der „Stampott“Kittel in der neuen Saison nicht an den Hüften klebt, tritt der Arnstädter auch an den Festtagen in die Pedale: „Das Rad habe ich dabei, ich muss ein bisschen was machen, sonst wird das Trainingslager im Januar etwas eklig“, sagte Kittel dem SID.
Kollege Tony Martin ist hingegen so gar kein Fan von deftigem Essen. „Wenn Gans gewünscht wird, dann nicht mit meiner Zustimmung. Ich bin nicht der große Braten- und Gans-Esser“, sagte Martin, der mit Frau Nina und Töchterchen Mia (ein Jahr) zusammen mit seinen Eltern feiert. Auf dem Tisch steht dann „irgendwas Leckeres, vielleicht Fisch“.
Ackern statt Schlemmen ist für viele deutsche Profis im Ausland an Weihnachten mittlerweile Routine. Jürgen Klopp und Co. kämpfen am 26. Dezember, dem Boxing Day der englischen Fußballliga, um Punkte. Und auch die Deutschen um Basketball-Superstar Dirk Nowitzki müssen in der amerikanischen Profiliga NBA während der Festtage auf dem Spielfeld stehen.
Ruhe unterm Christbaum
„Die Welt ist heutzutage eine andere geworden, die Sorgen
sind größer“
Jupp Heynckes