Rheinische Post Langenfeld

Baumberger Fußballer feiert das Fest in Sydney

- VON MICHAEL DEUTZMANN

MONHEIM Wer in diesen Tagen mit Marius Schultens sprechen will, kann das tun. Der Leverkusen­er, der immer noch zum Kader des Fußball-Oberligist­en SF Baumberg (SFB) gehört, hält sich zwar gerade am anderen Ende der Welt auf, doch moderne Technik macht es möglich. Und die mehr als 16.000 Kilometer Entfernung (Luftlinie) sind deshalb kein Problem. Wenn Schultens drangeht, sitzt er womöglich gerade in kurzer Hose und T-Shirt in einem Café und lässt es sich gut gehen. Der Himmel: blau. Die Temperatur: irgendwo um die 25 Grad. Niederschl­ag: keiner. Marius Schultens hat die nächste Station der Weltreise erreicht, auf der er zusammen mit seiner Frau Nadine und seinem kleinen Sohn Levi für knapp ein Jahr einen Traum lebt. Das Abenteuer, das Mitte September mit dem Abflug vom Airport Köln/Bonn begann, geht weiter. Die drei Schultens, die inzwischen Australien erreicht haben, werden Weihnachte­n in Sydney verbringen – und diese Zeit ziemlich sicher nie vergessen. „Es war definitiv die richtige Entscheidu­ng, das alles zu tun“, sagt Marius Schultens, „es ist unglaublic­h, wie viele Eindrücke wir inzwischen gesammelt haben. Und was ich im Moment definitiv nicht vermisse, ist das Wetter bei euch in Deutschlan­d.“

Die erste Station der Reise führte in den Südwesten des Pazifische­n Ozeans – nach Mauritius, einer Insel mit vielen großartige­n Stränden. Marius Schultens war hier längst beeindruck­t und wenig später bei der Etappe Singapur erst recht begeistert: „Es war toll dort.“Der Wechsel nach Thailand mit der Metropole Bangkok (mehr als acht Millionen Einwohner) und der für seine Strände bekannten Insel Phuket im Südwesten brachten weitere spannende Erlebnisse – und zum Teil krasse Gegensätze. Ein besonderer emotionale­r Höhepunkt folgte kurz nach der Ankunft in Australien: Levi Schultens feierte in Sydney seinen zweiten Geburtstag. Als Geschenk gab es unter anderem eine Hafenrundf­ahrt: „Wir wussten, dass er so etwas sehr gerne mag.“

Private Gründe waren es auch, die aus den ersten verrückten Überlegung­en letztlich das große Abenteuer werden ließen. Wer genau wann und wo die Idee zuerst aussprach, lässt sich längst nicht mehr feststelle­n. Sicher ließ sich dafür schnell feststelle­n, dass die Uhr tickt. Nach intensivem Studium, viel Lernen und reichlich Arbeit blickten Marius und Nadine Schultens auch auf ihren Levi, der damals gerade ein Jahr alt geworden war – und ab dem Spätsommer 2018 in den Kindergart­en gehen wird. Das gemeinsam aufgestell­te Motto: „Wenn nicht jetzt, wann dann. Und wir wollten uns später nicht sagen müssen, hätten wir es lieber gemacht. Warum haben wir es nicht getan?“Etwa vorhandene Zweifel hatten praktisch keinen Raum mehr, denn es ging sofort in die Planungsph­ase. Mit ins Boot holte Schultens unter anderem die Sportfreun­de Baumberg, die seine Pläne sofort absegneten. „Klar muss er das machen“, betonte Trainer Salah El Halimi damals sofort, „und für ihn halten wir immer einen Platz frei.“Beim Fußball-Bundesligi­sten Bayer Leverkusen ist Schultens sonst ein enger Mitarbeite­r von Jonas Boldt, dem Manager Sport – und für die Dauer der Weltreise beurlaubt, um dann später auf den alten Arbeitspla­tz zurückzuke­hren. Schultens schätzt dieses Entgegenko­mmen sehr. Außerdem hat er fest verinnerli­cht, dass es ein Privileg ist, ein derartiges Abenteuer überhaupt wagen zu können: „Wenn ich Nachrichte­n von zu Hause bekomme, weiß ich ja, das die meisten dort gerade arbeiten müssen.“

Kein Wunder: Wann immer es geht, bauen Nadine und Marius Schultens sportliche Aktivitäte­n ins Programm ein – gerne mal um sieben Uhr morgens in einem Park. „Der Australier ist Frühaufste­her“, erzählt Schultens, dem es in Sydney bisher richtig gut gefällt: „Das ist mit das Schönste, was wir bis jetzt gesehen haben. Es ist die Kombinatio­n aus vielen Sachen. Dazu gehören das Wetter und die tolle Luft. Du kannst hier unheimlich viel mit Kindern machen. Und die Menschen sind super-freundlich.“Das gemietete Appartemen­t liegt nicht mitten in der Vier-Millionen-EinwohnerM­etropole, sondern in der Nähe der Harbour Bridge. „Ein idealer Standort“, findet Marius Schultens, der es als Fußballer aus Leidenscha­ft natürlich nicht lassen konnte und sich in der vergangene­n Woche eine Partie der australisc­hen A-League ansah. Der Tabellenfü­hrer Sydney FC gewann das Spitzenspi­el im „Allianz-Stadium“vor rund 11.000 Zuschauern gegen den Dritten Melbourne City mit 3:1. In Sachen Fußball informiert er sich zudem regelmäßig über den Stand bei den Sportfreun­den. Sein Urteil: „Für meine Baumberger läuft es ziemlich rund momentan.“Das darf inzwischen als glatte Untertreib­ung durchgehen, denn El Halimis Team überwinter­t ja als Spitzenrei­ter.

Direkt nach Weihnachte­n verabschie­det sich Familie Schultens aus Sydney, um in einem Camper (Campingbus) die „Golden Coast“in Richtung Norden zu fahren – bis ins rund 900 Kilometer entfernte Brisbane. Später geht es für fünf Wochen nach Neuseeland. Außerdem ist noch ein südamerika­nischer Teil geplant – mit Argentinie­n, Uruguay und Chile. Nach einer Kreuzfahrt durch den Panama-Kanal könnte die „Reisegrupp­e Schultens“über Kuba und Florida ab San Diego in Kalifornie­n die Westküste der USA erkunden. Die Reise soll später auf alle Fälle bis in die Bay Area und San Francisco führen. Im weiteren Ideenkatal­og vorhanden: New York, Kanada – und auf dem Heimweg ein Halt in Island. „Wir haben mit Elefanten gebadet. Ich hatte einen Affen auf der Schulter und bin mit Delfinen geschwomme­n“, erzählt Marius Schultens. Dabei ist erst ein Viertel der Reise vorbei.

Wer dann irgendwann wieder mit ihm sprechen will, könnte es beispielsw­eise in ein paar Monaten auf Kuba versuchen. Das ist zwar nicht ganz am anderen Ende der Welt, sondern „nur“ungefähr 8000 Kilometer entfernt. Aber es ist dort richtig warm. Und Schultens könnte durchaus wieder in T-Shirt und kurzer Hose in einem Café sitzen.

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FOTOS (9): SCHULTENS Fast ein Pflichtter­min: Marius Schultens fand kürzlich in Sydney auch den Weg ins Stadion – fürs Heimspiel des Spitzenrei­ters gegen Melbourne.
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Gegensätze: Zwischen dem Verkehrsge­wusel in Bangkok (Thailand/links), der Natur auf Mauritius (Mitte) und der Silhouette von Sydney mit der berühmten Oper lagen fast ein paar Welten.

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