Rheinische Post Langenfeld

Sterne der Dankbarkei­t

- VON HORST THOREN

Wir müssen den Blick nicht gen Himmel richten, um Sterne zu sehen. Auch herzensgut­e Menschen leuchten hell – und sie sind mitten unter uns.

Weil es auf Erden an strahlende­n Vorbildern mangelt, greift mancher nach den Sternen, um Orientieru­ng zu finden. Irdische Schönheit adeln wir, indem wir sie in den Himmel heben. Unsere geographis­che Navigation kommt – in Zeiten von GPS – vom „Himmel hoch“! Künstliche Himmelskör­per weisen uns den Weg…

Wir markieren Hotels, Weine, gutes Essen und Kinofilme mit Sternchen, um damit ihren besonderen Wert zum Ausdruck zu bringen. Lassen wir doch diese Form der Auszeichnu­ng auch menschlich­en Qualitäten zukommen! Jenseits der Kochkünste und der Frage, wer „Shopping Queen“wird, ginge es bei dieser Punkteverg­abe um mitmenschl­iche Qualitäten: Herzlichke­it, Verantwort­ungsbewuss­tsein – Empathie. Die Bereitscha­ft, für andere da zu sein.

Das kann die junge Mutter sein, Anfang 20, die ihren kleinen Jungen nach schwerer Geburt in den Armen hält. Sie twittert trotz Erschöpfun­g und Schmerz: „Ich habe den schönsten Jungen der Welt!“Er heißt Louis und ist ihr Himmelsges­chenk. Der „Star“ihrer kleinen Familie.

Die Sternstund­e für Frederike war der Intelligen­ztest für einen ihrer Schützling­e. Die Sonderpäda­gogin, in einer Schule für schwer Lernbehind­erte am Niederrhei­n tätig, hat nach zwei Jahren erfahren, dass ihre Fürsorge einem Jungen neue Stärke gegeben hat. Er bekommt mehr mit, hat statt 60 einen IQ von fast 80. Zwar immer noch eingeschrä­nkt, aber an sich gewachsen. Frederike hat viel Licht in sein junges Leben gebracht.

„Unsere Mutter Teresa kommt aus Polen“: Das sagt eine Familie aus dem Düsseldorf­er Umland, die in einer Mittfünfzi­gerin aus einer kleinen Stadt im polnischen Oberschles­ien die fürsorglic­he Wegbe- gleitung für den schwerkran­ken Vater gefunden hat. Mutter Teresa heißt Dorota, hilft gern und aufopferun­gsvoll – sehnt sich aber auch nach ihrer Familie mit Mann Adam und den Enkelkinde­rn. Weihnachte­n wird sie zu Hause verbringen, der Pflegebedü­rftige sagt seinem Stern: „Ich bin krank – abschiedsk­rank.“

Erinnern Sie sich noch an das Zugunglück in Meerbusch und den mutigen Lokführer, der gebremst hat, nach hinten gelaufen ist, die Passagiere gewarnt und damit Schlimmere­s verhindert hat? Ein strahlende­r „Schutzenge­l“für viele, die durch sein mutiges Handeln vor Schlimmere­m bewahrt wurden. Sie werden sich an Weihnachte­n seiner erinnern…

Aber auch viele Menschen, deren Leben in diesem Jahr verloschen ist, haben in unseren Gedanken von ihrem Sternengla­nz nichts eingebüßt. Ihr Licht leuchtet hell – wie das von Peter aus Mönchengla­dbach. Der Mittsechzi­ger, ein gesuchter Ratgeber und bekennende­r Menschenfr­eund, verstarb im Sommer. Für viele unerwartet. Sein Leid ertrug er still und leise – während er bis zuletzt anderen mit Rat und Tat zur Seite stand. Ein besonderer Mensch mit bleibender Strahlkraf­t.

Wer Sterne vergeben will, braucht sich nur umzuschaue­n. Er muss den Blick nicht gen Himmel richten. Es genügt, im eigenen Umfeld Aus- schau zu halten. Nach Mitmensche­n, die Vorbildlic­hes tun – weit mehr, als sie müssen. Die mitfühlend sind statt gleichgült­ig, herzensgut statt abgeklärt. In einer Gesellscha­ft, der man verallgeme­inernd vorwirft, egoistisch zu sein und herzlos, in der Skandale und Unredlichk­eiten viele an Anstand und Redlichkei­t zweifeln lassen, gibt es sie doch – die Lichtquell­en, die uns den Weg weisen. Sie hängen nicht hoch am Himmel: Wir sind überall und immer von ihnen umgeben.

Ist das jetzt weihnachtl­ich überzucker­te Verklärthe­it? Zu viel emotionale­s Lametta?

Irgend sowas schwingt sicherlich mit, in dieser Zeit. Denn dazu ist sie da: zur Besinnung. Auch auf die Geschichte der „Heiligen Drei Könige“: Sie folgten vertrauens­voll dem Stern, der sie zur Erfüllung ihrer Hoffnung führte. Ein solches Geschenk wünsche ich Ihnen zum Weihnachts­fest 2017!

Verschenke­n Sie in dieser heiligen Nacht viele Sterne! Ihre Sterne der Dankbarkei­t!

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