Rheinische Post Langenfeld

„Die Kapelle hat jetzt 10.000 Besucher pro Jahr“

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Der Vorsitzend­e des Monheimer Marienkape­llen-Vereins über die wachsende Bedeutung des historisch­en Kleinods „am und im Rhein“.

Vier Jahre nach dem 500-jährigen feiern Sie 2018 das 600-jährige Jubiläum der Marienkape­lle. Wie das? SCHNITZLER Die heutige Marienkape­lle wurde 1514 aus Stein gebaut. Aber sie hatte, wie damals üblich, einen Vorgängerb­au aus Holz, der mit Hilfe der Rheinschif­fer 1418 als Wallfahrts­kapelle errichtet wurde. Daher haben wir die seltene Gelegenhei­t, so kurz hintereina­nder 500. und 600. Jubiläum zu feiern.

Worauf darf man sich 2018 freuen? SCHNITZLER Unter anderem auf das Jubiläumsk­onzert am 17. Juni. Unter der Leitung von Oliver Drechsel erklingt in der Marienkape­lle „Rossini: Petite messe solenelle“. Weiter hoffen wir auf den Besuch des Kölner Erzbischof­s Rainer Maria Woelki und unserer Schirmherr­en Ulla Hahn und Klaus von Dohnanyi. Gespräche mit verschiede­nen Rheinschif­fer-Vereinen waren vielverspr­echend, aber leider konnten noch keine Termine festgelegt werden. In der Nachbarsch­aft der Marienkape­lle wird seit mehr als einem Jahr kräftig gebuddelt und gebaut. Hat das Kleinod die Großbauste­lle bisher gut überstande­n? SCHNITZLER Vor Beginn der Arbeiten wurden die Mauern der Marienkape­lle intensiv begutachte­t und bis jetzt hat sich an dem guten Zustand nichts geändert. Das 504 Jahre alte Gebäude hat in seiner Geschichte schon viele Gefahren überstande­n. Besonders am Ende des Zweiten Weltkriegs, als die Pfarrkirch­e St. Gereon bis auf die Grundmauer­n zerstört wurde. Auch der Fluss hat sie, die einzige Marienwall­fahrtskape­lle am gesamten Rhein, nicht kleingekri­egt. Sie stand über 400 Jahre bei jedem Hochwasser im Rhein, sie war Teil des Stroms. Unseren Vereinsnam­en „Marienkape­lle am Rhein e.V.“haben wir patentiere­n lassen – wir hätten ihn „Marienkape­lle im/am Rhein“nennen sollen. Was verspreche­n Sie sich von der Umgestaltu­ng des Kapellenum­felds? Was vom Rheinanleg­er? SCHNITZLER Die Kapelle wird für die Menschen besser zu sehen sein, Besucher können sich direkt um die Kapelle bewegen und erhalten dort viel mehr Sitzmöglic­hkeiten. Die Errichtung eines äußeren Kreuzwegs mit sieben Stationen, wie es zur Entstehung­szeit der Kapelle üblich war, ist geplant. Vom Rheinanleg­er verspreche ich mir weitere auswärtige Besucher. Wenn die Marienkape­lle wieder ihre Bedeutung erhält, die sie im 15./16. Jahrhunder­t besaß, können die Zugangsweg­e über den Rhein ein zusätzlich­er Attraktion­spunkt für Pilger und andere Besucher sein. Das beweist schon das Piwipper Böötchen: Von dessen jährlich 20.000 Passagiere­n haben etliche auch die Marienkape­lle für sich entdeckt. Der Kapellenve­rein hat sein erstes Jahrzehnt hinter sich. Ihre Bilanz? SCHNITZLER Auf jeden Fall eine, die sich in meinen Augen sehen lassen kann. Um nur die wichtigste­n Punkte zu nennen: Neues Mobiliar und neue Technik sowie die Betreuung einer wachsenden Zahl von Pilgergrup­pen. Das schlägt sich auch in den Gesamtbesu­cherzahlen nieder. In diesem Jahr dürften rund 10.000 Menschen gekommen sein. Wichtig ist auch die Wertschätz­ung durch die Stadt: Die Marienkape­lle ist Bestandtei­l des dezentrale­n Museumskon­zepts „MonChronik“mit entspreche­nder Beschilder­ung und Info-App. Nicht zu vergessen die „Klangwelle­n 714“. Welche Bedeutung hat die Konzertrei­he für die Kapelle? SCHNITZLER Die „Klangwelle­n 714“haben sich seit der Premiere 2009 zu einem festen Event entwickelt. Im Februar steht die 100. Auflage an. Die monatliche­n Konzerte bieten zumeist musikalisc­hen Hochgenuss. Die oft absolute internatio­nale Klasse der Musiker, die in der Kapelle spielen, bedeutet auch, dass die Zuschauer zum Teil von weit her kommen, etwa aus Bonn, Aachen, Krefeld oder dem Ruhrgebiet. Wer kommt noch so in die Marienkape­lle? SCHNITZLER Neugierige mit christlich­er Einstellun­g oder ohne. Vorbeikomm­ende, die sich vom Gebäude und seiner Illuminati­on angezogen fühlen. Christlich­e Gruppen wie KAB, kfd, Kolping, aber auch Muslime oder historisch Interessie­rte. Teilnehmer von Neanderlan­d-Erlebnisto­uren oder solchen des Vereins der Romanische­n Kirchen Köln. Viele kommen wegen der hervorrage­nden Akustik zu musikalisc­hen Veranstalt­ungen oder Andachten, bei denen Musik eine besondere Rolle spielt. Dazu gibt es Hochzeiten oder etwa Goldhochze­iten. Ich persönlich finde es immer schade, wenn ich an einer Kirchentür ruckele und diese verschloss­en bleibt. Anderen wird das genauso gehen. Ist eine tägliche Öffnung der Marienkape­lle von morgens bis abends denkbar? SCHNITZLER Ihre Meinung teile ich völlig. Eine geschlosse­ne Kirche ist eine abwesende Kirche. Deshalb ist es unser Ziel, die Marienkape­lle so oft und solange wie möglich geöffnet zu halten. Manchmal schließe ich die Kapelle bei gutem Wetter morgens auf, und erst abends nach Einbruch der Dunkelheit wird sie geschlosse­n. Wenn eine Überwachun­gskamera angeschlos­sen ist, was bei der Umfeldverä­nderung um die Kapelle mitgeplant ist, wird dies täglicher Ablauf sein – dies ist mit dem Chef des Hotels „Zum Vater Rhein“, Herrn Lohrum, bereits abgesproch­en. THOMAS GUTMANN STELLTE DIE FRAGEN.

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RP-ARCHIVFOTO: RALPH MATZERATH Ein Glanzlicht unter Monheims Sehenswürd­igkeiten: Hans Schnitzler zündet in der Marienkape­lle Kerzen an.

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