Rheinische Post Langenfeld

Unser Tischfeuer­werk – ein Rohrkrepie­rer !

- VON PETER CLEMENT

Die RP hat zehn Euro auf die Ladentheke gelegt und den Test gemacht – hier das Ergebnis.

LEVERKUSEN/LANGENFELD Eine Gruppe rheinische­r RP-Redakteure wollte es wissen: Warum für das Silvesterk­nallen viel Geld ausgeben, wenn es auch ein Tischfeuer­werk tut?

Zehn Euro war uns der Spaß wert. Doch das Ergebnis ist eher ernüchtern­d: Wenig Schall, etwas Rauch, Brandlöche­r und viel Papiermüll auf dem Tisch.

Mal ehrlich: Warum kaufen wir jedes Jahr zu Silvester eigentlich ein sündteures Feuerwerk, das knallt, stinkt und dem Nachbarn sogar schon die Konifere in Brand gesetzt hat? Wäre es nicht toll, dieses Mal zu verzichten und damit all die alten, noch unangetast­eten guten Vorsätze vom Januar quasi mit dem letzten Tag des Jahres aus dem Gewissen zu streichen?

Ein Blick in die Supermarkt-Prospekte schafft letzte Gewissheit. Das „Bombenrohr“in Verbindung mit „Licht- und Soundbuket­ts der benachbart­en Feuerwerks­batterie kostet allein schon 50 Euro. Dazu werden dringend „kräftige Böller“empfohlen – vom Knallfrosc­h bis zum Verkaufshi­t China D. Und wer richtig Eindruck schinden will, braucht unbedingt noch fertig verbundene Vulkanfäch­er und Römische Lichter. Für den Gesamtprei­s könnte eine dreiköpfig­e Familie eine Woche im Bayrischen Wald Urlaub machen.

Das macht die Entscheidu­ng leicht: In diesem Jahr kein Feuerwerk. Oder noch besser: Wir testen ein Tischfeuer­werk für zehn Euro, das den Geldbeutel schonen, die Brandgefah­r ausschließ­en und trotzdem viel Spaß garantiere­n soll – verspricht zumindest die Verpackung. Die Kollegen im Büro testen erwartungs­froh mit – und ziehen Minuten später erstmals lange Gesichter. Der Chef und seine Stellvertr­eterin haben im dritten Versuch endlich das „lustige Festtags-Knallbonbo­n“auseinande­rgezogen und lesen jetzt betreten einen anzügliche­n Witz über ein Ehepaar in Scheidung. Im Knaller-Jargon würde man das Rohrkrepie­rer nennen. Gut: Jeder Wolkenkrat­zer hat man als Keller angefangen. Also zweiter Versuch – diesmal mit dem erfolgvers­prechender­en OrakelWuns­chzauber.

Nachdem die winzige Zündschnur endlich brennt, muss der Tester feststel- len, dass die kleine Funkenfont­äne zielsicher die auf dem Tisch liegende Luftschlan­ge ankokelt. Auch die Verpa-

ckung fängt Feuer. Während alle die Flamme auspusten, macht es „Puff“, ganz so, wie man das aus Loriots legendärem Sketch um das Spiel „Wir bauen uns ein Atomkraftw­erk“kennt. Nur dass keine Kühe um- kippen, sondern fünf Ta- rotkarten aus einer Papp- dose fliegen. Das soll reichen, um jedem vorauszusa­gen, was ihn 2018 erwartet? Der einzige Satz, der sich mit den wenigen Karten belegen lässt, wäre: „Zukunft ist gut für alle.“Die nächste Dose (Musikzaube­r) brennt ebenfalls an und offenbart beim „Puff“ein winziges Plastik-Saxophon. Dafür hat die Tischdecke jetzt ein Brandloch, und im Raum stinkt’s wie in der Räucherkam­mer. Wir brechen den Versuch ab und ziehen das Fazit: Indoor-Feuerwerk ist so lustig wie ein Hausbesuch des örtlichen Steuerprüf­ers. Vielleicht sollten wir fürs neue Jahr doch schnell noch ein paar gute Vorsätze fassen – und dann echte Raketen kaufen gehen.

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RP-FOTO: UWE MISERIUS Wichtig: Bloß den Teller nicht vergessen! Er schützt den Tisch vor Brandlöche­rn.
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