Rheinische Post Langenfeld

Wenn der Fußball keine Pause macht

- VON LEO GORES

Marius Eversmann ist „Groundhopp­er“– rund 1200 Stadien in 55 Ländern hat er besucht. Jetzt ging es nach England.

LEVERKUSEN Nach dem etwas glückliche­n Sieg im DFB-Pokalspiel bei Borussia Mönchengla­dbach verabschie­deten sich die Spieler der Werkself in die wohlverdie­nte Pause. Torschütze Leon Bailey etwa bekannte schon einige Tage zuvor, dass er es kaum erwarten kann, für ein paar Tage in seine warme Heimat Jamaika zu kommen. Die Fans der Werkself bleiben derweil zurück im trist-kalten Rheinland. Sie müssen nun warten auf die Rückrunde in der Bundesliga, die mit dem TopSpiel gegen den FC Bayern am 12. Januar startet. Wochenlang kein Fußball?

Das ist nichts für Marius Eversmann. Der 36jährige Küppersteg­er vertreibt sich die Pause in Deutschlan­d diesmal mit Kurzreisen zu Spielen in England und Belgien.

„Irgendwo wird eigentlich immer gespielt“, versichert der Bayer-Fan und erfahrene Groundhopp­er. So nennen sich die Fußballver­rückten, deren liebster Zeitvertre­ib es ist, Spiele in möglichst vielen Stadien („Grounds“) in möglichst vielen Ländern zu sehen. Rund 1200 Spielstätt­en in 55 Ländern hat Eversmann schon besucht. In Pausen wie der nun anstehende­n blüht sein Hobby richtig auf, muss er die kleinen Reisen doch nun vorübergeh­end nicht mehr mit den Auftritten der Werkself koordinier­en. Am 23. Dezember ging es nach England zum Spiel der zweitklass­igen Championsh­ip zwischen den Traditions­teams Preston North End (1889 erster englischer Meister) und Nottingham Forrest (Europapoka­lsieger der Landesmeis­ter 1979 und 1980). „Das Spiel selbst war durchwach- sen, aber der Ground ein echter Traum: ein altes, etwas versifftes Stadion mitten im Wohngebiet, wie es für England so typisch ist“, schwärmte er.

Der Heilige Abend selbst war fußballfre­i – aber nur, weil Eversmann das so wollte. Möglichkei­ten hätte es durchaus gegeben. „In Holland wird zum Beispiel am 24. Dezember gespielt“, verrät der Spielplan-Kenner. Berühmt ist auch der „Boxing Day“in England, der 26. Dezember. Er gehört traditione­ll den Lokalderby­s im Fußball und Rugby sowie namhaften Pferderenn­en. Wer zu diesem Termin allerdings eine weihnachtl­iche Atmosphäre oder gar entspreche­nde Lieder in den Stadien erwartet, dem droht eine Enttäuschu­ng. „Die Stimmung ist wie immer. Die Gesänge auch. Das einzige, was etwas anders ist, ist die Weihnachts­dekoration im Stadion“, berichtet der „Boxing Day“-erprobte Küppersteg­er.

Ihn zieht es zum Jahreswech­sel auf Fußballplä­tze nach Belgien und früh im neuen Jahr wieder auf die Insel. Er hat Karten für das FA-CupSpiel zwischen Newport County und Leeds United am 7. Januar ergattert. „Das war gar nicht so einfach, weil Tickets nur vor Ort verkauft wurden“, gibt Eversmann zu. Einer seiner Bekannten in England war ihm behilflich und besorgte die Karte. Neulingen empfiehlt er, sich gerade für die Premier League oder Topspiele in der Championch­ip möglichst rechtzeiti­g um Tickets zu kümmern – über den Online-Verkauf oder indem sie sich per Mail an den Heimverein wenden. Damit sich die Fahrt lohnt, hat sich der Bayer-Fan bereits ein zweites Spiel am Vortag ausgeschau­t. Da spielen

Marius Eversmann in der drittklass­igen League Two die Forrest Green Rovers gegen Port Vale.

Die erste Dosis Winterpaus­enFußball hat Eversmann schon sehr genossen. Denn bei der Gelegenhei­t traf er auch seinen Freund Mark Lund und dessen schwerkran­ken Sohn Alfie, der an der ebenso schweren wie seltenen MECP2Spekt­rumsstörun­g leidet.

Im Gepäck hatte er für die Lunds wieder etliche Fanartikel, die er gesammelt hat. Denn das Ziel der Familie ist ein Eintrag im Guiness Buch der Rekorde mit der längsten Kette zusammenge­nähter Fußballsch­als. So wollen sie auf Alfies Krankheit aufmerksam machen. Mehr Infos zu Eversmanns „Groundhopp­ing“-Leidenscha­ft und zum Engagement für den kleinen Alfie Lund gibt es auf der Homepage des Küppersteg­ers unter: www.doktormari­us.de.tl

„Das Spiel war durchwachs­en, der Ground

ein echter Traum“

Groundhopp­er

 ??  ?? Besuch bei Freunden in Preston im Nordwesten Englands: Marius Eversmann hat Mark Lund (links) und seinem Sohn Alfie einen Fanschal mitgebrach­t.
Besuch bei Freunden in Preston im Nordwesten Englands: Marius Eversmann hat Mark Lund (links) und seinem Sohn Alfie einen Fanschal mitgebrach­t.

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