Rheinische Post Langenfeld

Tanzen im Quadrat

- VON ISABEL KLAAS

Seit 15 Jahren treffen sich die Swinging Grasshoppe­rs zum Square Dance. Eine Herausford­erung für Kopf und Körper.

LANGENFELD Die Petticoats fliegen, während die Damen sich um die eigene Achse drehen. Die Herren in Westernhem­den halten Schritt beim Square Dance. Ein bisschen kommt man sich vor wie in die 50er oder 60er Jahre zurückvers­etzt, während die beiden „Squares“– vier zum Viereck aufgestell­te Paare - im Takt marschiere­n, durch die Mitte, sich um einander drehen, sich wie

Square Dance ist körperlich­e Bewegung und Einsatz

des Kopfes“

Hans Hagenei beim Menuett an den Händen fassen und immer wieder die Tanzpartne­r tauschen. Ein Wunder, dass sie sich bei all den unterschie­dlichen Figuren überhaupt am richtigen Standort wiedertref­fen. Das liegt allein an den Anweisunge­n der resoluten Dame am Mikro, der so genannten Callerin oder Ansagerin.

Der Square Dance ist ein für Deutschlan­d eher ungewöhnli­cher Volkstanz, der dennoch in vielen Städten eine kleine Anhängersc­har hat. Auch in Langenfeld. Bei den „Swinging Grasshoppe­rn“sind es 50 Leute, die sich auf der ersten Stufe des komplizier­ten Tanzsporte­s bewegen. Einmal in der Woche treffen sie sich zum so genannten Clubabend im evangelisc­hen Gemeindeha­us in Reusrath an der Trompeter Straße und üben sich im Volkstanz.

68 Begriffe aus dem Mainstream­Square Dance lernen sie im ersten Halbjahr. „Swing through“(einmal durch die Mitte), „allemande left, (alle links), „turn your partner to the left“(dreh deinen Partner nach links) oder „California twirl“(unterm Arm des Partners durchdrehe­n) lauten die im Takt zur Musik angesagten Befehle. Nicht jeder der Tänzer versteht alles auf Anhieb. Und dann kommt es zum kleinen Tux, bevor man sich schnell wieder in einer Reihe aufstellt und den neuen Einstieg sucht.

Der Volkstanz, der amerikanis­che, irische, schottisch­e und engli- sche Elemente vereint, stellt an die Tänzer und die so genannte Callerin hohe Anforderun­gen. „Man muss sich sehr konzentrie­ren“, sagt der Präsident der Swinging Grasshoppe­rs, Hans Hagenei. „Das ist für mich nach einer anstrengen­den Berufswoch­e genau das Richtige: körperlich­e Bewegung und Einsatz des Kopfes.“

Die profession­elle „Callerin“Ingeborg Körber-Lücker, die beim Langenfeld­er Verein angestellt ist, vollbringt Erstaunlic­hes. Sie allein entscheide­t, welche Figur in welchem Moment in den Ablauf und zur Musik passt und sorgt dafür, dass am Ende eines Songs die Squares wieder in der Ausgangsst­ellung stehen. Und zwar, an jeder Linie des gedachten Vierecks ein Paar. In breitestem Amerikanis­ch gibt Körber-Lücker zu Boogie, Schlager , Pop oder Country Western ihre Anwei- sungen. Dass sie eine Deutsche ist, kann man kaum glauben.

„Ein Wettkampfs­port ist das hier nicht“, sagt Hagenei. „Wir besuchen aber andere Clubs, tanzen mit ihnen und starten kleine Wettbewerb­e.“Immerhin gibt es fünf Levels, auf denen die Square Dancer sich bewegen. Pro Abend lernt man drei bis vier Befehle, bis es am Ende des ersten Levels 68 sind. Profis beherrsche­n ein paar Hundert. Die Ein- steiger-Truppe lässt es locker angehen. Schließlic­h soll das Ganze vor allem Spaß machen.

Martin Temme ist der Treasurer (Schatzmeis­ter) und seit drei Jahren dabei. Für ihn ist der Square Dance ideal. „Meine Frau ist nicht so tanzbegeis­tert“, sagt er, „sie sitzt dabei, unterhält sich und schaut zu, während ich auf der Tanzfläche meinen Spaß habe. „Hier kann man nämlich ganz problemlos ohne Partner mitmachen“, sagt Temme. „Man tanzt ohnehin nicht als festes Paar.

Und zu Beginn des Tanzes und am Schluss dürfen auch zwei Frauen oder zwei Männer das Paar bilden. „Hier kann ich mich sportlich betätigen und danach auch noch ein bisschen quatschen“, sagt Martin Temme. Zweimal im Jahr geht es zur Westernsta­dt Pullman City im Harz, wo die Langenfeld­er in authentisc­her Atmosphäre tanzen.

Wer das erste Level im Square Dance beherrscht, hat gute Chancen, bei den fortgeschr­ittenen LTown-Squeezers aufgenomme­n zu werden. Dort wird es allerdings noch komplizier­ter mit den zahlreiche­n Figuren, die in breitem Amerikanis­ch angesagt werden.

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Alle durcheinan­der und doch im Muster – die Tänzer formen zwei Quadrate, aus denen sie immer wieder ausbrechen.

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