Rheinische Post Langenfeld

Automatens­prengung: Das steckt dahinter

- VON SABINE SCHMITT

Vier zerstörte Geräte in 40 Tagen. Was wollen die Täter – und wie gehen sie vor?

LANGENFELD/MONHEIM 8. Januar: Langforter Straße. 9. Dezember: Jahnstraße. 8. Dezember, Martinstra­ße. 30. November: Haus Gravener Straße. In Langenfeld gehen die Automaten-Sprenger um. Vier zerstörte und geplündert­e Zigaretten­automaten in 40 Tagen.

Immer passierte es nachts. Immer gab es einen lauten Rums. Immer gab es eine erhebliche Zerstörung. Warum sprengt man einen Zigaretten­automaten? Die Polizei sagt, man wisse nichts über das Motiv der Täter.

„Automaten sprengt man nicht mit

Böllern“

Dietmar Löffler

Stuntman und Pyrotechni­ker

Im Internet, bei Youtube, gibt es derweil Videos, in denen man sieht, wie Leute Automaten in die Luft jagen. Im Text dazu steht dann zum Beispiel, das sei ein Weg, um an Zigaretten zu kommen, auch für Minderjähr­ige. („Tja, wenn man keine 18 ist, hilft man sich eben so!“) Vorm Kauf muss man sich über Personalau­sweis oder Führersche­in als Volljährig­er zum Kauf legitimier­en. Jetzt, nach dem Jahreswech­sel, gibt es immer wieder die Vermutung, dass Automaten auch mit Böllern gesprengt werden. Mit Böllern, die womöglich noch von Silvester übrig sind.

Der Monheimer Dietmar Löffler ist Stuntman und Pyrotechni­ker und sagt: „Automaten sprengt man nicht mit Böllern.“Zum einen brauche man dafür eine größere Menge Böller. Eine Handvoll reiche da nicht aus. Zum anderen verursacht­en Böller Feuer, die Zigaretten im Automaten verbrennen. Bei Spreng- stoff sei das anders. Es gebe eine Explosion, aber kein Feuer. Der oder die Täter scheinen sich also auszukenne­n, mit dem was sie da tun. Sie wissen um die nötige Menge an Sprengstof­f und dessen Wirkung. Für die Automatenh­ersteller sind solche Sprengunge­n ein Problem. Dass sie sich nicht wirklich schützen können, liegt auf der Hand: Selbst wenn das Ziehen von Zigaretten am Automaten irgendwann in der Zukunft nur noch bargeldlos, also mit Karte, möglich sein sollte, wäre es noch möglich, über eine Sprengung an Ware zu kommen.

Der Schaden ist bei Sprengunge­n in der Regel vierstelli­g – da sind gestohlene Zigaretten, gestohlene­s Geld und zerstörte Automaten.

Bei den vier Sprengunge­n in Langenfeld lag der Schaden laut Polizei jeweils zwischen etwa 1500 und 2000 Euro. Die Täter entkommen oft – aber nicht immer: Am 30. November fasste die Polizei nach einer nächtliche­n Automatens­prengung an der Haus Gravener Straße zwei 16 und 24 Jahre alte Verdächtig­e.

Die Täter der Sprengung vom Montag konnten flüchten. Sie wurden nach der Sprengung aber von Anwohner der Langforter Straße gesehen, die vom Knall der Sprengung geweckt worden waren und dann aus dem Fenster guckten. Sie berichtete­n der Polizei von vier jungen, schwarz gekleidete­n Männern mit Sturmmaske­n oder Mützen, die zu Fuß in Richtung Weißenstei­n flüchteten. Ob es einen Zusammenha­ng zu den beiden DezemberSp­rengungen gibt, ist unklar. Die Polizei ermittelt.

In Monheim gab es auch einen gesprengte­n Zigaretten-Automaten, der aber zeitlich etwas aus dem Rahmen fällt: Ende August in Baumberg an der Ecke Linzer Straße/Wiener Neustädter Straße. In Baumberg war es übrigens auch, wo im April 2016 bei der Sparkasse ein Geldautoma­t gesprengt worden war. Vermutlich wurde die Sprengung durch Gas eingeleite­t, hieß es damals. Die Verwüstung war enorm.

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