Rheinische Post Langenfeld

Monheim lädt ein: Werdet Deutsche

- VON D. SCHMIDT-ELMENDORFF

Ein persönlich­es Anschreibe­n von Bürgermeis­ter Zimmermann richtet sich an rund 3400 Bürger mit fremdem Pass.

MONHEIM In Monheim leben etwa 3400 Menschen mit ausländisc­her Staatsange­hörigkeit, die die Voraussetz­ungen für eine Einbürgeru­ng mitbringen. Sie alle haben in den Weihnachts­ferien ein persönlich­es Anschreibe­n von Bürgermeis­ter Daniel Zimmermann erhalten. Darin erläutert er ihnen die Vorteile der deutschen Staatsange­hörigkeit und lädt sie ausdrückli­ch ein, Deutsche(r) zu werden. Zum einen sei das Schreiben informativ gedacht, weil nicht jeder ausländisc­he Bürger die gesetzlich­en Bedingunge­n kenne, sagt er. Außerdem wolle er einen Anstoß geben, sich einmal mit dem Thema auseinande­rzusetzen. Die städtische Unterstütz­ung für die Moscheebau­ten sei ein Beleg dafür, dass ihm eine offensive Integratio­nspolitik am Herzen liege. „Ich möchte diesen Menschen die Hand reichen und sagen: Ihr seid willkommen“, erklärt er.

Als weiteres Motiv für seine Initiative benennt er sein Empfinden, dass man „den Ausländern das Leben in den letzten Jahren sehr schwergema­cht hat“. Die Regelungen für Visaanträg­e und Ausweisver­längerunge­n seien komplizier­ter geworden und auch der Zugang zu Sozialleis­tungen sei erschwert wor- den. Deshalb führt er den Adressaten seines Anschreibe­ns die Vorteile einer deutschen Staatsange­hörigkeit vor Augen.

Ausländisc­he Staatsange­hörige haben einen Anspruch auf Einbürgeru­ng, wenn sie seit mindestens acht Jahren einen rechtmäßig­en Aufenthalt­stitel in Deutschlan­d besitzen. „Und wenn man seit zwei Jahren mit einem/einer Deutschen verheirate­t ist und seit drei Jahren einen rechtmäßig­en Aufenthalt­stitel besitzt, verkürzt sich die Wartezeit demgemäß“, sagt Marc Steven, seit Oktober Leiter des Monheimer Bürgerbüro­s. Auch bei besonderen Integratio­nsleistung­en könne diese Frist verkürzt werden.

Die einbürgeru­ngswillige­n Menschen stellen zwar ihren Antrag im örtlichen Bürgerbüro, die Einbürgeru­ngsstelle des Kreises Mettmann prüft aber die Voraussetz­ungen und entscheide­t über den Antrag. „Die beizubring­enden Unterlagen sind umfänglich“, so Steven. Man muss unter anderem ausreichen­de Sprachkenn­tnisse (B1-Niveau) nachweisen, einen Einbürgeru­ngstest absolviere­n – bei den 300 Fragen seien einige, „bei denen auch manch ein Abiturient grübeln muss“, sagt Steven – und man darf nicht abhängig von Transferle­istungen sein, muss also nachweisen, dass man seinen Lebensunte­rhalt und den für seine Familie aus eigener Kraft bestreiten kann. „Man muss sich ziemlich ausziehen“, findet der 33-Jährige.

In den vergangene­n Jahren haben sich pro Jahr jeweils 40 bis 70 Menschen mit ausländisc­hen Wurzeln einbürgern lassen. „Bei den Nachweisli­sten der erfolgten Einbürgeru­ng ist die ursprüngli­che Nationalit­ät nicht mehr aufgeführt“, sagt Steven. Bei den jetzigen Anschreibe­n bildeten die Türken die größte Gruppe. Mit weitem Abstand folgten Polen, Russen, Marokkaner und Menschen aus den Westbalkan­Staaten.

Für Ramazan Akcora vom Vorstand der Ditib-Gemeinde war es 2003 ein logischer Schluss, als er sich einbürgern ließ. „Ich wohne inzwischen seit 40 Jahren in Monheim hier und fühle mich sehr wohl hier“, sagt er. „Mich hat damals niemand angeschrie­ben, das habe ich ganz eigenständ­ig entschiede­n.“Er begrüßt aber, dass Zimmermann auf die Bürger mit ausländisc­hen Wurzeln zugehe, das habe keiner seiner Vorgänger so getan. „Das freut mich sehr.“Für ihn sei die Einbürgeru­ng ein Zeichen, dass man sich als Bürger mit Migrations­hintergrun­d gut integriert hat.

Mit der ersten Resonanz auf sein Schreiben ist Zimmermann recht zufrieden. „Hier stand mehrere Tage das Telefon nicht still.“Mehrere Anrufer hätten Anfragen zu Unterlagen gehabt oder um Termine im Bürgerbüro gebeten. „Ein Österreich­er hat sich für die Einladung bedankt, wollte aber lieber seine Nationalit­ät behalten“berichtet er. Ein Engländer strebte mit Blick auf den Brexit die deutsche Staatsbürg­erschaft an, fühlte sich dann aber von den Kosten für den Sprachtest abgeschrec­kt.

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FOTO: DPA Für den Einbürgeru­ngstest müssen 300 Fragen gelernt werden.

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