Rheinische Post Langenfeld

Messermeil­e soll Solingen beleben

- VON ALEXANDER RIEDEL

Interesse der Hersteller an der Initiative hält sich bislang in Grenzen.

SOLINGEN Wer in Solingen über die Einzelhand­elssituati­on an der Hauptstraß­e spricht, erntet oft Kopfschütt­eln und resigniere­ndes Abwinken. Die Fußgängerz­one in der Innenstadt, so scheint es, hat mancher schon aufgegeben. Zu sehr sind die Laufwege in der City geprägt von der Gegenwart des Hofgartens, der wiederum Händler aus den Clemens-Galerien abzog. Und doch mangelt es nicht an Bemühungen, der abgehängte­n Einkaufsst­raße wieder ein wenig Leben einzuhauch­en: Die Umgestaltu­ng des Entenpfuhl­s zeugt davon, ein Effekt ist aber nicht erkennbar. Der Anlauf für eine Meile mit Systemgast­ronomie in der unteren Hauptstraß­e war ebenfalls nicht von Erfolg gekrönt.

Karen Odenius treibt seit Jahren eine andere Idee um: „Schneidwar­en haben Solingen zur Stadt gemacht – wo sind sie im Stadtbild?“, fragt die Wahl-Solingerin in einer Präsentati­on, die sie an Vertreter von Verwaltung, Wirtschaft­sförderung, Politik und Industrie verschickt­e. „Es geht darum, die Kunst des Klingensch­leifens greif- und erlebbar zu machen“, erklärt Odenius, die beruflich bei der AWO Arbeit und Qualifizie­rung tätig ist, ihre Initiative zur Belebung der Innenstadt aber privat vorantreib­t.

Zusätzlich zu den Lagerverkä­ufen in verschiede­nen Winkeln der Klingensta­dt solle das bedeutende Handwerk gebündelt in deren Mitte gezeigt werden – und somit zugleich dabei helfen, Leerstände zu bespielen, betont Odenius. Der Haken an der Idee: Derzeit stößt sie auf wenig Gegenliebe.

Im November suchten Odenius und Immobilien­maklerin Irene Kettenbach, die sich der Initiative anschloss, beim Messer-Gabel-Scherenmar­kt in der Gesenkschm­iede Hendrichs den direkten Kontakt zu Schneidwar­enherstell­ern. Bei Interesse sollten die sich bis Anfang Dezember melden. Doch lediglich eine E-Mail kam – und in der äußerte ein Anbieter große Zweifel an der Umsetzbark­eit des Vorstoßes: Vor allem das Verhältnis zwischen Mietkosten auf der einen und konkurrenz­fähigen Preisen auf der anderen Seite bereitet den Händlern Sorgen. Und ob auswärtige Touristen sich tatsächlic­h durch ein Schneidwar­enangebot in die wenig attraktive Innenstadt verirren würden, stellt das Schreiben ebenfalls in Frage – zumal viele einheimisc­he Käufer wiederum angesichts günstiger Preise bereit seien, die Anfahrt zu den Werksverkä­ufen auf sich zu nehmen.

Aufgeben will Karen Odenius, zu deren Unterstütz­ern auch Marketingf­achmann Professor Lutz Becker gehört, so schnell aber nicht: „Solingen“, betont sie, „ist von ihren Gegebenhei­ten her eine phantastis­che Stadt, und wir dürfen keine Chancen vergeben.“

„Solinger Schneidwar­en – wo sind sie im Stadtbild zu

finden?“

Karen Odenius

Initiatori­n

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